Commerzbank und Eurohypo wollen nach ihrer Fusion dem Branchenprimus Deutsche Bank den Rang ablaufen. Diese Ankündigung machte der übernommene Immobilienfinanzierer. Bis zur Marktführerschaft ist es aber noch ein weiter Weg, wie einfachste Betrachtungen zeigen.
Frankfurt am Main - Nach ihrem Zusammenschluss wollen Commerzbank und Eurohypo in Deutschland den Marktführer Deutsche Bank überflügeln und selbst den Spitzenplatz im inländischen Bankgewerbe erobern. Das sagte der Vorstandschef der Eurohypo, Bernd Knobloch, in einem Interview mit dem "Focus" (Montagausgabe). "Die neue Verbindung ermöglicht es der Commerzbank, dieses Ziel ernsthaft anzuvisieren", sagte Knobloch.
Vor der Attacke auf den Marktführer müsse die fusionierte Bank allerdings erst ihre Hausaufgaben machen, sagte er weiter. "Spätestens in einem Jahr steht die neue Gruppierung Commerzbank/Eurohypo aber schon in den Startlöchern."
Allerdings ist es auch für den fusionierten Finanzdienstleister, der sich zusätzlich die Berliner Bank einverleiben möchte, noch ein weiter Weg bis zur Marktführerschaft. Die Deutsche Bank hat beispielsweise eine Bilanzsumme von 972 Milliarden Euro, der fusionierte Herausforderer als Nummer zwei nur knapp 700 Milliarden. Zudem galt die Commerzbank bis vor kurzem selbst noch als Übernahmekandidat.
Auch bei der Ertragskraft liegt der Branchenprimus weit vor der Konkurrenz. Die Eurohypo kommt hochgerechnet für das Gesamtjahr auf eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von 8,8 Prozent, die Commerzbank von 12,1 Prozent. Die Deutsche Bank zielt auf eine Eigenkapitalrendite vor Steuern von 25 Prozent, was nach Steuern auf 15 Prozent hinaus liefe.
Mitte November hatte die Commerzbank die Übernahme von Deutschlands größtem Immobilienfinanzierer auf den Weg gebracht und zahlt insgesamt 4,5 Milliarden Euro für das Institut. "Hier finden Partner zusammen, die sich sehr gut ergänzen", sagte Knobloch. Vor einem Monat hatte der Immobilienfinanzierer die Übernahme noch deutlich skeptischer beurteilt: "Auf dem Papier passt das nur relativ schwierig zusammen", hatte Eurohypo-Finanzvorstand Joachim Plesser gesagt.
Eurohypo hält an Plänen für Zweitplatzierung fest
Den Plan einer Aktienzweitplatzierung hat die Immobilienbank laut der "Financial Times" (FT) noch nicht aufgegeben. "Es ist logisch, die Option einer teilweisen Platzierung von bis zu 49 Prozent - irgendwann in der Zukunft - aufrecht zu erhalten", zitierte das britische Finanzblatt in seiner Sonnabendausgabe einen nicht näher genannten leitenden Manager der Eurohypo.
Die Bank hatte bis zur Übernahme durch die Commerzbank auf den Plänen einer Zweitplatzierung durch die drei Anteilseigner Deutsche Bank, Commerzbank und Dresdner Bank beharrt. Die Commerzbank hält nach dem Kauf 98 Prozent an der Eurohypo, 2 Prozent sind Streubesitz.
"An unserer Strategie ändert sich nichts", betonte Knobloch laut der FT die Unabhängigkeit seines Hauses auch nach der Integration in die Commerzbank. "Die Commerzbank hat einen vorhandenen internationalen Marktführer gekauft und somit einen internationalen Status erreicht, den sie vorher nie hatte", zitierte die Zeitung den Eurohypo-Chef weiter.