Stellenabbau
Conti stellt Reifenproduktion im Stammwerk ein
Der Automobilzulieferer Continental wird die Reifenproduktion in seinem Stammwerk Hannover-Stöcken einstellen und bis Ende 2006 rund 10 Prozent seiner Stellen streichen. Betroffen seien 320 Beschäftigte in der Reifenfertigung, teilte Continental am Dienstag mit.
Hannover - Unmittelbare Folgen für Reifenforschung und -entwicklung sowie andere Produktionszweige in Hannover gibt es nach Angaben von
Continental nicht. Spekulationen, wonach auch in der Verwaltung des Konzerns Arbeitsplätze wegfallen könnten oder weitere Werke geschlossen werden, wies ein Sprecher auf Anfrage zurück. Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (BCE) kündigte unterdessen scharfe Proteste an.
"Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht und intensiv die verschiedensten Handlungsvarianten analysiert. Das unerwartet geringe Wachstum der Pkw-Reifen und die damit geschaffenen Fakten ließen uns am Ende aber keine andere Wahl", sagte Vorstandschef Manfred Wennemer.
1,3 Millionen Pkw-Reifen pro Jahr
Der Standort Hannover-Stöcken ist mit rund 1,3 Millionen Pkw-Reifen pro Jahr die kleinste und auch insgesamt teuerste Pkw-Reifenproduktion innerhalb des Konzerns. "Da gibt es keine Möglichkeiten mehr für eine flexible Anpassung der Schichten wie in anderen Werken", sagte der Sprecher.
Im gesamten Konzern produziert Conti jährlich mehr als 105 Millionen Pkw-Reifen, die meisten davon in Werken mit einer Kapazität von mindestens 8 Millionen Pkw-Reifen pro Jahr.
Der Arbeitsplatzabbau soll Conti zufolge sozialverträglich ablaufen. Ein Gewerkschaftssprecher warf Wennemer vor, er habe die Partnerschaft mit der Gewerkschaft aufgekündigt. Die 3.320 Beschäftigten des Werkes in Hannover hatten erst kürzlich längeren Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich zugestimmt, um ihre Arbeitsplätze zu sichern. Diese Betriebsvereinbarung sei mit der Stilllegung nun hinfällig.
Betriebsvereinbarung hinfällig
Man habe damals eine deutlich positivere Marktentwicklung erwartet, und auf dieser Basis dem Standort eine weitere Chance gegeben. Es sei nicht die Absicht gewesen, "die Beschäftigten zu verunsichern beziehungsweise durch ein Wechselbad der Gefühle zu schicken".
Über die Höhe der geplanten Einsparungen machte Conti keine Angaben. Conti-Chef Wennemer hatte unlängst der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" gesagt: "Die Kosten sind in Stöcken objektiv höher als in jedem anderen Werk in Westeuropa. Wir reden da nicht über zehn Cent, sondern über Euro pro produzierten Reifen."
Die weiteren Standorte, an denen Continental in Deutschland Reifen produziert, sind Aachen, Korbach bei Kassel, Ulm und Thyrow bei Potsdam.