Seit Anfang des Jahres ist Christine Licci im Vorstand der HypoVereinsbank für die Privatkunden zuständig. Nun will sie das Geschäft mit den Kleinkunden ausbauen und ihm eine neue Richtung geben. Ihre Rezepte ähneln denen der anderen deutschen Großbanken verblüffend.
Hamburg - "Sollte sich die Möglichkeit bieten, Kundenportfolios oder regionale Sparkassen zu übernehmen, werden wir uns das anschauen", sagte Christine Licci, Privatkundenvorstand der HypoVereinsbank (HVB) der "Welt am Sonntag".
Die Debatte um die Privatisierung von Sparkassen war in den vergangenen Tagen wieder Bewegung geraten, weil der Berliner Senat am Donnerstag in erster Lesung die Privatisierung der Bankgesellschaft Berlin und damit der Berliner Sparkasse beraten hat. Auch bei den Koalitionsverhandlungen in Schleswig-Holstein waren nach Informationen von manager-magazin.de verschiedene Modelle zur Öffnung des Sektors diskutiert worden.
So wollte die CDU offenbar zeitweilig den 19,5-Prozent-Anteil des Landes an der HSH Nordbank verkaufen. Von dieser Position ist sie nun nach Informationen der "Financial Times Deutschland" (FTD) abgerückt. "Es steht nicht im Vertrag, aber man ist sich einig, dass ein Verkauf in nächster Zeit verschleudertes Ländervermögen wäre", zitiert das Blatt am Montag nach der endgültigen Einigung zwischen den Koalitionsparteien eine mit der Situation vertraute Person.
Mobile Berater für das Massengeschäft
Konkrete Kaufmöglichkeiten gäbe es deshalb zurzeit auch nicht, sagte Licci weiter, vielmehr handele es sich um ein grundsätzliches Interesse. Ähnlich hatten sich immer wieder auch die anderen deutschen Großbanken geäußert. Sie wollen die strikte Trennung des deutschen Bankensektors in Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken aufbrechen, weil sie als Haupthindernis bei der Konsolidierung des zersplitterten Sektors gilt.
Erste Versuche wie der vor gut einem Jahr geplante Kauf der Sparkasse Stralsund durch Privatinvestoren oder die von der Dresdner Bank gewünschte Übernahme der angeschlagenen Frankfurter Sparkasse scheiterten allerdings.
Licci kündigte zusätzlich an, das Privatkundengeschäft der HVB unabhängig von etwaigen Übernahmen auszubauen. In den Filialen arbeite die Bank "noch zu uneffektiv". Das Massengeschäft wolle sie durch mobile Berater ankurbeln.
Rampls ehrgeiziger Plan für 2007
Rampls ehrgeiziger Plan für 2007
"Zur Jahresmitte gründen wir eine Tochtergesellschaft für den mobilen Vertrieb, die in den kommenden Jahren auf rund 500 Berater ausgebaut werden soll", sagte Licci weiter. Stellenabbau im Privatkundenvertrieb schloss sie aus. Bis auf Stabsbereich- und Back-Office-Einheiten seien Stellenstreichungen nicht vorgesehen.
Licci bekräftigte das von HVB-Vorstandssprecher Dieter Rampl genannte Ziel von 200.000 Neukunden im laufenden Jahr. Rampl selbst bekräftigte am Montag noch einmal sein ehrgeiziges Renditeziel, demzufolge er in den kommenden beiden Jahren bei der Profitabilität zum Branchenprimus Deutsche Bank aufschließen will. "Wir sind zuversichtlich, dass wir dieses Jahr unsere Kapitalkosten verdienen, etwa 8 bis 9 Prozent. Diese Rendite sollte bis 2007 hoffentlich auf 15 Prozent steigen", sagte er der "FTD". In den vergangenen drei Jahren hatte die HVB Verluste in Milliardenhöhe verbucht.
Die Deutsche Bank hatte das Ziel einer Eigenkapitalverzinsung von 25 Prozent vor Steuern ausgegeben. Nach Steuern entspräche dies etwa einer Rendite von gut 15 Prozent.