Übernahme gescheitert Rover kündigt Insolvenz an
London - Das teilte Rover am Freitagnachmittag mit und forderte gleichzeitig die Mitarbeiter auf, am Montag zur Arbeit zu erscheinen. Der Konzern stehe noch nicht unter Zwangsverwaltung, sagte eine Sprecherin.
Am Morgen seien Gespräche mit den Buchprüfern von PricewaterhouseCoopers (PwC) geführt worden. Nun würden die erforderlichen Schritte für die Ernennung von Insolvenzverwaltern von PwC für die MG Rover Group und Powertrain eingeleitet.
"Das ist ein furchtbarer Schlag für alle Beteiligten - für die Arbeiter und ihre Familien, die Zulieferer des Unternehmens und die ganze Gemeinschaft", hatte die britische Industrieministerin Patricia Hewitt bereits zuvor gesagt, als sie verkündete, Rover werde Insolvenz anmelden und später ein Hilfspaket der Regierung für die Zulieferer von 40 Millionen Pfund zusagte.
Rätselhaftes Hickhack
Dabei hatte es ein rätselhaftes Hickhack gegeben. Hewitt hatte am Donnerstagabend auf einer Pressekonferenz gesagt, die mit dem chinesischen Staatsbetrieb Shanghai Automotive Industrial Corporation (SAIC) geführten Verhandlungen seien ergebnislos geblieben. Konkursverwalter seien einbestellt worden.
Ein Sprecher der Ministerin hatte gesagt, der Text sei mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden von Rover, John Towers, abgesprochen gewesen. Towers habe ihr telefonisch "bestätigt, dass der Vorstand entschieden hat, Konkursverwalter zu rufen".
Ein Rover-Sprecher bezeichnete Hewitts Erklärung dagegen als voreilig bezeichnet. MG Rover habe nicht etwa Konkursverwalter, sondern Finanzberater einbestellt.
"Die Zeit läuft ganz klar ab"
"Die Zeit läuft ganz klar ab"
Offenbar wollte MG Rover damit Zeit gewinnen, verwirrte aber Öffentlichkeit und die eigenen Tochtergesellschaften. Die für den Import von Rover-Fahrzeugen nach Deutschland zuständige deutsche Tochtergesellschaft in Neuss verteilte noch am Freitagmittag eine Pressemitteilung, in der es erkennbar ratlos hieß, man habe "die Nachricht (vom Konkurs) zur Kenntnis genommen", zum Zeitpunkt der Absendung der Mitteilung aber keine Bestätigung der Muttergesellschaft. Es gäbe bisher auch keine Weisungen aus England.
Rover hatte monatelang mit dem größten chinesischen SAIC, über eine Kooperation verhandelt, die SAIC einen Zugang zum europäischen Markt und Rover frisches Kapital gebracht hätte. Wären sie erfolgreich gewesen, hätte die Regierung nach Angaben von Hewitt einen Überbrückungskredit von umgerechnet 140 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Die Verhandlungen galten als letzte Chance für Rover. Nach BBC-Informationen hatte Premierminister Tony Blair noch selbst mit der chinesischen Regierung telefoniert und für eine Beteiligung von SAIC an Rover geworben. Er habe jedoch nichts erreichen können. Rover beschäftigt in Birmingham 6000 Menschen.
Am Donnerstag hatte Rover dort die Produktion eingestellt. Als Grund nannte der Konzern "vereinzelte" Probleme bei der Zulieferung von Komponenten. "Die Zeit läuft ganz klar ab", teilte daraufhin der Vorstand der einstigen BMW-Tochter mit.
Absatz in zehn Jahren gedrittelt
MG Rover war 1994 für 800 Millionen Pfund von BMW gekauft worden. Der Konzern begann die Modellpalette zu modernisieren und entwickelte eine neue Version des Mini und eine britisch-noble Mittelklasselimousine, das Rover-Modell 75. Nachdem das Auto aber nicht zu einer Trendwende bei Rover geführt hatte, verkaufte BMW den Hersteller ohne den inzwischen herausgelösten Mini im Jahr 2000 für 10 Pfund an das britische Phoenix-Konsortium. Zusätzlich gewährten die Münchener einen Großkredit mit einer Laufzeit bis zum Jahr 2049, der bei BMW nach Unternehmensangaben inzwischen weitgehend abgeschrieben ist.
Die Rover-Verkäufe sind seitdem von knapp 200.000 auf etwa 113.000 im vergangenen Jahr gesunken. Im Jahr 1994, zum Zeitpunkt der Übernahme durch BMW, hatte Rover noch 355.000 Autos verkauft.