Deutsche Bahn
Mehdorn findet Gefallen am Fluggeschäft
Hartmut Mehdorn schließt einen Einstieg der Bahn in das Fluggeschäft nicht aus. Weil er außerdem Geld für die Expansion in der Gütersparte braucht, trommelt er erneut für einen Börsengang 2006. Eine Umbenennung der DB scheint dagegen vom Tisch zu sein.
Berlin - Bahn-Chef Hartmut Mehdorn kann sich vorstellen, dass der Konzern auch im Fluggeschäft aktiv wird. "Warum nicht, wenn es unser Geschäft und damit die Eisenbahn in Deutschland stärkt", sagte Mehdorn in einem Interview der
"Süddeutschen Zeitung". Ein Mobilitätskonzern von der Größe der Deutschen Bahn dürfe nichts ausschließen. Auch Schiffe könnten zum Geschäft gehören. "Aber wir müssen ja nicht alles besitzen, wir sind auch gut in Kooperationen."
Anfang Februar war bereits berichtet worden, dass Mehdorn ab 2008 mit dem Geld von Privatinvestoren die Weltmarktführerschaft bei der Seefracht und Platz vier bei der Luftfracht erkämpfen will. Bei den Schiffstransporten sei das Unternehmen derzeit die Nummer drei und im Luftverkehr die Nummer fünf.
Auch wolle die Bahn zur Deutschen Post AG aufschließen und diese zum Teil überholen. Die ehemalige Staatsfirma und jetzt an der Börse notierte Post zählt über ihre Tochter DHL international zu den führenden Anbietern im Frachtgeschäft.
"Auch im Wahljahr an die Börse"
Mehdorn sagte nun, er könne sich vorstellen, dass die Bahn trotz zahlreicher Widerstände auch im Wahljahr 2006 an die Börse gebracht werde. "Ein Wahljahr kann doch nicht heißen, dass alle Geschäfte still stehen."
Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) hält dagegen einen Börsengang der Bahn erst in den Jahren 2007 oder 2008 für realistisch. Bei einer Teilprivatisierung, die bis zu 49 Prozent umfassen könne, beansprucht Mehdorn die Emissionserlöse für den Konzern. "Das Eigenkapital der Bahn ist viel zu gering und muss aufgestockt werden", sagte Mehdorn nach einem Vorabbericht der Zeitung.
Zugleich warnte Stolpe den Bund vor Kürzungen beim Schienennetz. Erhalte die Bahn dafür weniger als 2,5 Milliarden Euro jährlich, müsse das 35.000 Kilometer lange Gleisnetz verkleinert werden. Es werde dann eine Diskussion darüber geben, wie viel Bahn das Land brauche und was es sich leisten könne.
Kein neuer Name für DB
Mehdorn bekräftigte seine Einschätzung, dass der Bahn-Gewinn 2004 über 200 Millionen Euro lag. Dass der Gewinn nicht wie im Jahr 2000 vorhergesagt 300 Millionen Euro betrage, liege an den drastisch gestiegenen Energiekosten.
Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe wandte sich unterdessen entschieden gegen eine Umbenennung der Deutschen Bahn, insbesondere gegen den Wegfall des Attributs "Deutsche". Stolpe (SPD) sagte, er habe sich am Mittwoch mit Bahnchef Hartmut Mehdorn getroffen. Dieser habe "jegliche Überlegung" zu einer Umbenennung "als unpassend, unzutreffend und völlig unnötig zurückgewiesen". Er, Stolpe, könne "dem nur zustimmen. Ich würde sehr davor warnen, den bewährten Namen DB in Frage zu stellen."