Kanzlerreise
Deutsche Konzerne erwarten Milliarden-Aufträge
Eine hochrangige Wirtschaftsdelegation wird in der kommenden Woche Bundeskanzler Gerhard Schröder in die Golfregion begleiten. Die deutschen Unternehmen rechnen mit lukrativen Aufträgen - allein das Projekt vom Anlagenbauer Linde ist milliardenschwer.
Berlin - Mehrere Abschlüsse stünden bereits fest, bei anderen seien die Verhandlungen in der Schlussphase, hieß es am Donnerstag aus dem Kanzleramt. Mit einem Auftragswert in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar ist der Bau einer Petrochemischen Anlage durch den Anlagenbauer Linde im Emirat Bahrain der größte Brocken.
Der als Joint-Venture geplante Komplex für eine Kunststoff-Produktion soll 2008 in Betrieb gehen. Die Regierung des Finanzzentrums am Golf hatte allerdings in den letzten Tagen das Projekt noch nicht als endgültig unterschriftsreif bezeichnet.
Unterschriftsreif ist dagegen der Vertrag über den Bau eines Kraftwerks und einer Entsalzungsanlage für Meerwasser mit einem Volumen von 860 Millionen US-Dollar, der bei Schröders Aufenthalt in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) unterzeichnet werden soll. Die Hälfte des Auftragsvolumens entfällt dabei auf Siemens. Den Münchnern winken aber noch weitere Aufträge. Kuweit hat Transformationsschaltanlagen bestellt, Jemen drei Gasturbinen für das Kraftwerk in Marib im Wert von 130 Millionen Euro.
Dornier und Lürssen-Werft beteiligt
Des Weiteren hat die Bremer Lürssen-Werft von der Regierung in Sanaa den Zuschlag für zehn Patrouillenboote (Volumen: 100 Millionen Euro) erhalten. Die Firma Dornier soll auf der Kanzler-Reise mit der Ausarbeitung einer Konzeptstudie für den Bau eines Schienensystems auf der arabischen Halbinsel beauftragt werden.
Die Anrainer-Staaten lassen derzeit prüfen, welche Strecken und technische Systeme dafür in Frage kommen. Im Endausbau wird an eine fast 2000 Kilometer lange Strecke von Kuweit im Norden bis nach Oman im Süden gedacht.
Transrapid in der Wüste?
Für eine kürzere Verbindung von Bahrain über Saudi-Arabien nach Katar hat ein deutsches Konsortium ein Angebot für den Bau einer Transrapid-Strecke vorgelegt. Die Gruppe, der auch die Deutsche Bank angehört, steht unter Führung des bayerischen Technologieunternehmens IABG, das auch für die Durchführung des Transrapids im Emsland zuständig ist. Auch Bahnchef Hartmut Mehdorn will beim Kanzlerbesuch über Projekte in der Region sprechen.
Für die Kanzler-Begleitung bei der Reise vom 27. Februar bis 5. März nach Saudi-Arabien, Kuweit, Katar, Bahrain, Jemen, Oman und der VAE hatten sich etwa 190 Spitzenmanager interessiert. Aus Platzgründen können nur 15 mitfliegen. Über 70 werden an einzelnen Stationen zu Delegation stoßen.