Betriebsrat
"Rendite nicht zum Dogma pervertieren"
Die Arbeitnehmervertreter der Deutschen Bank
haben den geplanten Stellenabbau des Branchenprimus scharf kritisiert und eine Rücknahme des Vorhabens verlangt. Eine Diskussion über die Verantwortung des Unternehmens sei "überfällig".
Köln - "Wir fordern die Verantwortlichen der Bank eindringlich auf, von den geplanten Abbauplänen Abstand zu nehmen und dem bei Kunden, Mitarbeitern und der Öffentlichkeit entstandenen Imageschaden entgegenzutreten", heißt es in einer Stellungnahme des Deutsche-Bank-Gesamtbetriebsrates.
Die durch Ackermanns Ankündigungen ausgelöste Debatte über die Verantwortung von Unternehmen sei "notwendig und überfällig", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Leo Wunderlich am Donnerstag nach einer Sitzung des Gremiums in Köln.
Als Antwort auf Ackermanns E-Mail wurde am Donnerstag eine Stellungnahme des Betriebsrats ins Intranet der Bank gestellt. "25 Prozent Eigenkapitalrendite vor Steuern scheint zum Dogma zu pervertieren, dem alles unterworfen wird", schreibt der Betriebsrat darin. Die
Gewerkschaft Verdi schloss sich der Kritik an.
Die Arbeitnehmervertreter forderten, die Bank müsse sich nachhaltig der Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern und der Gesellschaft stellen.
In der kommenden Woche soll nach Angaben der Gewerkschaft Verdi zunächst ein Spitzengespräch des Gesamtbetriebsrats mit Ackermann und Personalvorstand Tessen von Heydebreck geführt werden. Kritisch gingen die Arbeitnehmervertreter mit Aufrufen ins Gericht, Kunden sollten aus Protest gegen die Deutsche Bank ihr Geldinstitut wechseln.
"Boykottaufrufe gefährden weitere Arbeitsplätze"
Boykottaufrufe "gefährden weiter tausende von
Arbeitsplätzen und schwächen nicht nur die Deutsche Bank, sondern auch den Wirtschaftsstandort Deutschland", hieß es in einer Mitteilung des bislang eher öffentlichkeitsscheuen Betriebsrats. Die
hessische SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti hatte Kunden des
Finanzhauses nahe gelegt, zur Konkurrenz zu wechseln.
Die Arbeitnehmervertreter hatten schon 2004 in einem offenen Brief an Ackermann den Abbau von 2300 Stellen in Deutschland zur Steigerung des Gewinns als "unmoralisch und unverantwortlich" bezeichnet und
betont: "Die Deutsche Bank ist kein Sanierungsfall."
Die öffentliche Debatte zur Deutschen Bank geht unterdessen weiter. Die CDU-
Vorsitzende Angela Merkel forderte die Manager insgesamt zu mehr sprachlichem Feingefühl auf. "Der Ton macht die Musik", sagte Merkel am Donnerstag in Berlin.
Wie zum Teil Renditeüberlegungen dargestellt würden, "ist für viele Menschen nicht mehr nachvollziehbar". Sie habe
gleichwohl auch Verständnis für Überlegungen in den Führungsetagen, den Unternehmensstandort zu sichern.