In einem Brief an die Mitarbeiter wehrt sich Vorstandschef Josef Ackermann gegen die jüngste massive Kritik. Sie sei "unangemessen": Zu den Stellenstreichungen gebe es "keine Alternative", wenn die Deutsche Bank "im Weltkonzert ganz vorne mitspielen" wolle.
Frankfurt am Main - "Die Deutsche Bank
konzentriert sich auf ihre Rentabilität und den kontinuierlichen Ausbau ihrer Marktposition, auch durch einen starken Aktienkurs. Daran halten wir fest, dazu gibt es für uns keine Alternative", schrieb der Vorstandschef in einem Brief an die 65.000 Mitarbeiter, der der Agentur Reuters vorliegt.
Ackermann war in den vergangenen Tagen von Politikern und Gewerkschaftern massiv angegriffen worden, weil er trotz eines Milliardengewinns einen weiteren Stellenabbau angekündigt hatte, um das Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern in diesem Jahr zu erreichen.
Die Deutsche Bank habe die unternehmerische Verantwortung, aus Deutschland heraus eine Bank zu führen, die "im Weltkonzert
ganz vorne mitspielt", schrieb Ackermann. Dazu müsse die Rendite weltweit konkurrenzfähig sein.
Von einer weltweiten Spitzenposition ist die Deutsche Bank jedoch noch weit entfernt. Derzeit hinkt das Frankfurter Geldhaus deutlich hinter der Profitabilität der großen ausländischen Banken hinterher. Die US-Bank Citigroup zum Beispiel verdient in einem Quartal regelmäßig deutlich mehr als die Frankfurter in einem
ganzen Jahr.
"Kritik ist einseitig und unangemessen"
Die heftige Kritik an der Deutschen Bank und an ihm selbst
bezeichnete Ackermann als "vielfach unangemessen", "einseitig" und teilweise "missverständlich". Die Streichung von per saldo
1920 Stellen in Deutschland habe die Bank bereits im Dezember angekündigt. Damals war öffentliche Kritik ausgeblieben.
An den Plänen habe sich seitdem nichts geändert, betonte Ackermann. Der Abbau solle sozialverträglich und unter Ausnutzung der normalen Fluktuation geschehen.
In der vorigen Woche hatte Ackermann angekündigt, per saldo
weitere 3280 Stellen im Ausland zu streichen. Davon sind vor allem gut bezahlte Investmentbanker betroffen. Seitdem prasselt massive Kritik auf die Bank ein.
Betriebsrat äußert sich zu Stellenabbau
Betriebsrat äußert sich zu Stellenabbau
Der Gesamtbetriebsrat der Deutschen Bank ist unterdessen am Donnerstag in Köln zu Beratungen über den
geplanten Personalabbau des größten deutschen Finanzhauses
zusammengekommen. Nach dpa-Informationen wollen die in dem Konflikt bislang schweigsamen Arbeitnehmer das Management auffordern, die Stellenstreichungen in Deutschland zurückzunehmen.
Als Antwort auf eine E-Mail von Deutsche-Bank-Sprecher Josef Ackermann soll auch eine Stellungnahme des Betriebsrats ins Intranet gestellt werden.
"Politiker lenken von eigenen Versäumnissen ab"
Insgesamt wurden seit dem Amtsantritt von Josef Ackermann im Mai 2002 rund 20.000 Stellen bei der Deutschen Bank abgebaut. Ackermann war bereits während des Mannesmann-Prozesses heftiger öffentlicher Kritik ausgesetzt.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Banken, Manfred Weber, warf am Donnerstag im
"DeutschlandRadio Berlin" Politikern vor, mit ihrer Kritik an der Deutschen Bank von eigenen Versäumnissen in der Reformpolitik abzulenken.
Die Kritik komme vor allem von jenen Politikern, die in der jüngsten Vergangenheit nicht gerade durch produktive Vorschläge in der Wirtschafts- und Sozialpolitik aufgefallen seien. Im internationalen Wettbewerb lägen deutsche Banken noch "weit, weit zurück". Weitere Stellenstreichungen seien nicht ausgeschlossen.
Zuletzt war Ackermann von CSU-Chef Edmund Stoiber und Grünen-Chef Reinhard Bütikofer attackiert worden. Politiker der SPD hatten sich dem Aufruf der hessischen SPD-Vorsitzenden Andrea Ypsilanti angeschlossen, die Deutsche Bank zu boykottieren. Der Wirtschaftsprofessor Wolfgang Gerke hatte der Deutschen Bank daraufhin empfohlen, gerichtlich gegen solche Ruf- und Geschäftsschädigung vorzugehen.