Vor Bekanntgabe der vorläufigen Jahreszahlen prognostizieren Analysten, dass Volkswagen seine reduzierte Gewinnerwartung treffen wird. Das Erreichen der 1,9-Milliarden-Euro-Marke dürfte demnach kaum auf Gewinne mit Autoverkäufen zurückgehen. Den entscheidenden Anteil liefert die Finanzsparte.
Hamburg - Der Wolfsburger Autohersteller
Volkswagen hat sein bereits reduziertes Gewinnziel 2004
nach Analystenschätzungen erreicht. Allein mit dem Verkauf von
Autos verdiente Europas Marktführer unter dem Strich aber kaum
Geld. Die Erträge stammen nach Angaben der Experten vorwiegend
aus Finanzdienstleistungen.
"Es war ein schlechtes Jahr für Volkswagen", sagt Georg
Stürzer, Autoexperte der Münchener HVB (HypoVereinsbank). Die
Erträge litten unter dem verpatzten Start des neuen Golf, dessen Verkaufszahlen erst nach der Zugabe einer Gratis-Klimaanlage anzogen,
Absatzproblemen auf dem einstigen Boom-Markt China und negativen
Währungseffekten durch den hohen Euro-Kurs.
Hinzu kamen Einbußen
durch die mittlerweile in allen wichtigen Weltregionen tobende
Rabattschlacht. Der schwache Dollar-Kurs und die lange Zeit
unzureichende Absicherung gegen Währungsschwankungen haben VW in
Nordamerika einen Verlust von vermutlich mehr als einer Milliarde
Euro beschert. Volkswagen will vorläufige Zahlen für das abgelaufene Jahr
am Montag veröffentlichen.
Analysten erwarten eine Senkung der Dividende
Die von Reuters befragten Analysten gehen im Durchschnitt
davon aus, dass Volkswagen im abgelaufenen Jahr einen operativen
Gewinn vor Sondereinflüssen von 1,934 Milliarden Euro erzielt
hat.
Nach einem schwachen Jahresverlauf hatten die Wolfsburger
bereits zur Jahresmitte ihre operative Gewinnprognose für das
Gesamtjahr von ursprünglich 2,5 Milliarden auf 1,9 Milliarden
Euro gesenkt. Pischetsrieder hatte dies als "schlechtestes
Szenario" bezeichnet.
Nun erwarten mehrere Analysten, dass VW seine Dividende
senken wird. Für 2003 waren den Anteilseignern mit dem Land
Niedersachsen als größtem Aktionär 1,05 Euro je Stamm- sowie
1,11 Euro je Vorzugsaktie gezahlt worden.
Erwartungen für 2005 gedämpft
Erwartungen für 2005 gedämpft
Während der französische Konkurrent Renault dank
der Beliebtheit seiner Modelle einen Rekordgewinn eingefahren
hat und optimistisch ins laufende Jahr blickt, sind die
Erwartungen bei VW gedämpft. Pischetsrieder hat bereits deutlich
gemacht, dass er 2005 in keinem der drei Märkte der Triade mit
einer durchgreifenden Trendwende der Autonachfrage rechnet.
Die
Hoffnung der Wolfsburger auf steigende Verkaufszahlen richten
sich auf den neuen Jetta in den USA und den vor der ersten
Präsentation stehenden neuen Passat. Das Mittelklassemodell ist
nach dem Kompaktwagen Golf das zweitwichtigste Modell für VW.
Marc-René Tonn vom Bankhaus M.M. Warburg erwartet in diesem
Jahr zwar eine Belebung der Erträge von VW. Die werde aber wohl
"deutlich geringer" ausfallen als dies auf Grund der von VW
angekündigten Kostensenkungen in Höhe von 3,1 Milliarden Euro zu
erwarten wäre. Die eingeleiteten Einsparungen würden durch den
anhaltend hohen Dollar-Kurs, steigende Rohstoffkosten und höhere
Abschreibungen auf Entwicklungskosten weitgehend aufgezehrt.
Hinzu komme, dass alle Hersteller wachsen wollten und daher
bei stagnierenden Märkten immer mehr zu Rabattzahlungen griffen.
2005 dürfte Volkswagen auch dafür Kosten einkalkulieren müssen,
glaubt Tonn. Erste positive Effekte erwartet der Analyst aus den
mit der Gewerkschaft IG Metall vereinbarten Einsparungen bei den
Personalkosten.
Seine volle Wirkung entfaltet das Sparprogramm
erst ab 2006. Insgesamt geht Tonn davon aus, dass der operative
Gewinn im laufenden Jahr um 465 Millionen auf gut 2,3 Milliarden
Euro moderat steigen dürfte.