Der Fiat-Konzern steuert auf einen kostspieligen Gerichtsprozess mit Großaktionär General Motors (GM) zu. Fiat kann aus seiner Sicht GM zwingen, die angeschlagene Automarke komplett zu übernehmen. Ein milliardenschweres Freikauf-Angebot von der wichtigen Vertragsklausel schlug Fiat zuvor angeblich aus.
Mailand/Frankfurt - Der italienische
Industriekonzern Fiat und der US-Autohersteller General Motors (GM) haben ihre Verhandlungen über eine Option der
Italiener zum Verkauf ihrer Autosparte ohne Ergebnis beendet.
Weiterhin beharrten beide Unternehmen auf ihren Positionen.
"Fiat macht weiter geltend, dass die Put-Option gültig,
vollstreckbar und für den Konzern von großem Wert ist. Der Put
kann ab heute ausgeübt werden", hieß es am Mittwoch in einer
Mitteilung Fiats. Ein Sprecher von GM Europe sagte dagegen: "Uns
stehen noch alle Möglichkeiten offen - das hat sich nicht
geändert. Und wir werden diese Möglichkeiten zum angemessenen
Zeitpunkt nutzen."
Um eine Einigung zu erzielen hatten sich beide Unternehmen
bis Mitternacht am Dienstag Zeit gegeben. Nun könnte Fiat die
Option ausüben und ein langwieriger Rechtsstreit droht. Die
Verkaufsoption für den Turiner Konzern ist Teil einer breit
gefassten Allianz zwischen Fiat und GM, die im Jahr 2000
vereinbart wurde.
Frist verstrichen - Gerichtsverfahren steht an
An den Finanzmärkten war auf eine außergerichtliche Einigung
in letzter Minute spekuliert worden, bei der GM bis zu 1,5
Milliarden Euro dafür gezahlt hätte, dass Fiat auf seine Option
verzichtet.
Berichten mehrerer italienischer Zeitungen zufolge soll GM angeboten haben, dem Fiat-Konzern 1,5 Milliarden Euro zu zahlen, um sich von der Put Option freizukaufen. Auf der gestrigen Aufsichtsratssitzung in Detroit unter Leitung von GM-Chef Rick Wagoner wurde das Thema Put Option behandelt, schrieb die Mailänder "La Repubblica".
Ursprünglich hatte die Unternehmen sich am 15. Dezember 2004 geeinigt, den Streit über die Verkaufsoption von Fiat Auto über ein Schiedsverfahren schlichten zu lassen. Damals war für die Gespräche eine Frist von einem Monat ausgemacht worden, die dann bis zum 1. Februar verlängert wurde.
Die Put Option hatte Fiat im Jahr 2000 mit GM vereinbart: Damals hatten die Turiner 20 Prozent ihrer Autosparte an die Amerikaner verkauft, mit der Option, auf eigenen Wunsch auch die restlichen 80 Prozent an GM zu veräußern. Die Klausel ist bis Juli 2010 gültig. Allerdings hält General Motors die Option nicht mehr für rechtens, weil das schwer angeschlagene Turiner Unternehmen seitdem große Teile seines Finanzgeschäfts Fidis verkauft und zudem eine Kapitalerhöhung von drei Milliarden Euro beschlossen hatte. Fiat beharrt hingegen auf der Gültigkeit der Vereinbarung.
Ob der Geldsegen aus Detroit ausgereicht hätte, um die Zukunft der angeschlagenen Fiat-Gruppe zu sichern, ist allerdings noch keineswegs ausgemacht. Einer Analyse der Investmentbank Morgan Stanley zufolge, benötigt der Konzern für eine Sanierung mindestens drei Milliarden Euro.