Problem mit Bosch-Pumpe
Zwangsurlaub bei DaimlerChrysler
20.000 Mitarbeiter des Werks Sindelfingen können am Rosenmontag und Faschingsdienstag nicht arbeiten: Ein rätselhaftes Beschichtungsproblem an den Diesel-Einspritzpumpen von Bosch legt die Produktion im größten inländischen DaimlerChrysler-Werk lahm.
Stuttgart - Nach BMW will nun auch DaimlerChrysler die
Diesel-Produktion wegen einer fehlerhaften Einspritzpumpe von Bosch stoppen: Am Rosenmontag und Faschingsdienstag sollen im Werk Sindelfingen keine Autos produziert werden.
Das erklärte der Betriebsrat, der weiter angab, dass sich der Produktionsengpass bei den Dieselmodellen nicht lange durch verstärkte Produktion von Benzin-Modellen abpuffern lasse. Rund 46 Prozent der Mercedes-Benz-Produktion besteht aus Dieselfahrzeugen. Am Tag dürften in Sindelfingen rund 1.000 Fahrzeuge vom Band laufen, 20.000 Mitarbeiter sind von den zweitägigen Betriebsferien betroffen.
Außerdem entfalle vom 9. bis 18. Februar die Spätschicht im größten
inländischen Pkw-Werk des Autobauers. Ein DaimlerChrysler-Sprecher lehnte in Stuttgart auf Nachfrage eine Stellungnahme ab. Er bestätigte aber, dass wegen des Lieferengpasses zurzeit im Werk Sindelfingen und Bremen verstärkt Benzin- statt Dieselmodelle gefertigt werden.
Bei der betroffenen Dieselpumpe gab es nach Angaben von Bosch bei
einem Zulieferteil Probleme. Dem Vernehmen nach löst sich die Teflonbeschichtung
eines aus Tschechien stammenden Zulieferteils. Dazu sagte ein Bosch-Sprecher lediglich: "Jetzt Schuld
zuzuweisen bringt niemandem etwas."
Man versuche, dass Problem mit Hilfe einer Task Force kurzfristig zu lösen. Die Qualitätssicherung von Bosch habe nicht versagt.
BMW: Erst das Problem lösen, dann Regress bedenken
Der DaimlerChrysler-Sprecher sagte, der Autobauer sei zuversichtlich, die Produktionsrückstände aufholen zu können. Von dem Problem seien C-, E- und S-Klasse betroffen.
BMW-Chef Helmut Panke erklärte, dass es wegen der Probleme bei
Bosch bei rund 3.600 Neuwagenkunden zu Lieferverzögerungen kommen werde. Er schloss Regressansprüche nicht aus: "Wir lösen erst die Probleme und regeln dann, wer zahlt." Wegen des fehlerhaften
Bauteils musste der Konzern die Werksferien in Werk Dingolfing um
drei Tage verlängern, da der Fertigungsprozess laut Panke nicht auf
die Schnelle umgestellt werden konnte.
Auch Audi ist von den Lieferproblemen bei Bosch betroffen,
allerdings in geringem Ausmaß, wie ein Sprecher des Ingolstädter
Autobauers sagte. Es gebe keine Auswirkungen auf die Produktion oder die Auslieferungen. Von dem Fehler seien nicht alle Motoren
betroffen, nur bestimmte Chargen. Die Fahrzeuge würden fertig
gestellt und das defekte Teil ausgetauscht, sobald es verfügbar sei.
Bei Volkswagen nur Phaeton betroffen
Volkswagen ist nur im geringen Ausmaß betroffen. Bei der Marke VW wird dieser Motor nur im Topmodell Phaeton eingebaut, aber laut Sprecher gibt es dort kein "Volumenproblem". Grundsätzlich hat sich
der Volkswagenkonzern für eine andere Diesel-Technik entschieden als
Mercedes oder BMW: Volkswagen setzt auf die Pumpe-Düse-Technik, die
mehrere Pumpen für das Einspritzen des Diesels in die Zylinder
vorsieht. Mercedes und BMW haben sich für die Common Rail-Technik
entschieden, die mit einer Pumpe auskommt.
Der Autobauer Opel ist von den Problemen mit Einspritzpumpen für
Sechs-Zylinder-Dieselmotoren nicht betroffen. Wie Firmensprecher
Karl Mauer berichtete, stammen die Dieselpumpen von einem
japanischen Hersteller. Opel verwende allerdings für die
1,9-Liter-Dieselmaschine von Astra und Vectra eine Bosch-Pumpe für
Vier-Zylinder-Motoren. Diese sei mit der größeren Pumpe in ihrer
Konstruktion identisch.
Derzeit würden bei Opel Tests durchgeführt, ob die bekannten
Probleme auch bei dieser Pumpe aufträten. So lange dies nicht
geklärt sei, habe Opel die Fertigung zahlreicher Dieselfahrzeuge
zurück gestellt, sagte Mauer. Zu Produktionsunterbrechungen werde es aber nicht kommen.