Absichtserklärung erwartet Strabag will bei Walter Bau einsteigen
München - Nach der Sicherung der Finanzierung des Baukonzerns Walter Bau bahnt sich nach Angaben aus Finanzkreisen der Einstieg der Baugruppe Strabag bei dem Augsburger Unternehmen an.
"Es ist richtig, dass der Einstieg von Strabag bevorsteht", erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus den Kreisen. Die Aktien dafür dürften von Großaktionär und Firmengründer Ignaz Walter kommen, der vermutlich auch den Aufsichtsratsvorsitz abgebe.
Eine zurzeit von der Deutschen Bank erarbeitete Auffanglösung für den angeschlagenen Baukonzern sehe vor, dass Walter etwa 40 Prozent seiner Aktien an Investoren abgibt, hieß es. Eine solche Lösung unter Beteiligung des Firmengründers würde den Widerstand im Gläubigerkonsortium "brechen". "Damit könnten wir leben", sagte ein Vorstand einer der beteiligten Banken.
Züblin kommt wieder ins Gespräch
Ein Manager, der mit der Situation vertraut ist, sagte: "Es ist davon auszugehen, dass Strabag zeitnah eine Absichtserklärung über den Einstieg bei Walter Bau unterzeichnen wird". Er deutete an, dass möglicherweise mittelfristig auch die Stuttgarter Züblin-Gruppe einbezogen werde, um einen schlagkräftigen Baukonzern zu formen. An Züblin hält Walter Bau die Mehrheit, der Kauf eines weiteren 42,7-Prozent-Pakets von der Industriellenfamilie Lenz war im Dezember gescheitert.
An der Münchener Börse schnellte der Kurs der sonst kaum gehandelten Walter-Bau-Aktie am Abend um 30 Prozent auf 2,48 Euro in die Höhe.
Die Kölner Strabag, die zur österreichischen Bauholding Strabag gehört, ist gemessen an der Bauleistung etwas größer als Walter Bau. Zusammen kämen die beiden Unternehmen auf mehr als sechs Milliarden Euro Bauleistung und fast 20.000 Mitarbeiter. Eine Sprecherin der Strabag in Köln lehnte eine Stellungnahme ab. Auch Kommentare von Walter Bau oder Großaktionär Ignaz Walter, der 57 Prozent der Anteile hält, waren nicht zu erhalten.
"Sieht aus, als ob Walter geht"
"Es sieht aus, als ob Walter geht"
Zuvor hatten nach Angaben aus Finanzkreisen auch der französische Kreditversicherer Coface und die niederländische Großbank ABN Amro ihre grundsätzliche Zustimmung zur Verlängerung der lebenswichtigen Bürgschaftsrahmen von insgesamt etwa 1,5 Milliarden Euro für Walter Bau erteilt. "Das Konsortium für den Bürgschaftsrahmen steht", erfuhr Reuters aus den Kreisen.
Mit dem vermutlichen Rücktritt vom Vorsitz des Aufsichtsrats würde Firmengründer Walter zudem Forderungen von Banken erfüllen, die eine stärkere Abgrenzung Walters vom operativen Geschäft verlangt hatten. "Es sieht so aus, als ob er den Weg freimacht", hieß es in Branchenkreisen. Letzte Arbeiten würden noch an einem Konzept für eine Zwischenfinanzierung von etwa 150 Millionen Euro für Walter Bau gemacht. "Das steht kurz vor dem Abschluss", hieß es in den Kreisen. Über dieses Konzept soll Walter Bau erwartete Einnahmen durch den Verkauf von Unternehmensteilen vorab zur Verfügung gestellt bekommen, um den Liquiditätsengpass zu beseitigen.
Viele Banken hatten dem Firmengründer Walter nach Angaben aus Finanzkreisen vorgeworfen, Walter Bau nicht rechtzeitig und ausreichend umstrukturiert zu haben. Konkurrenten hatten früher und stärker auf ertragreiche Aktivitäten im Ausland gesetzt.
In Deutschland steckt die Bauindustrie seit Jahren in der Krise. Einige Institute hatten zudem Zusicherungen verlangt, dass das geplante Sparkonzept mit Kostensenkungen um bis zu 60 Millionen Euro mit dem Abbau von etwa 400 Stellen konsequent umgesetzt und nach Möglichkeit noch verstärkt wird. Der Konzern will auch sein Bauvolumen verringern und die Bautechniktochter DSI Dywidag Systems International verkaufen.
Walter Bau gilt seit längerem als ertragsschwächer als andere Baukonzerne. Im ersten Halbjahr 2004 hatte das Augsburger Unternehmen einen operativen Verlust von fast 30 Millionen Euro verbucht, auch 2003 waren schwarze Zahlen nur durch Grundstücksverkäufe zu Stande gekommen. Nach dem vorläufigen Scheitern der Fusion mit Züblin, an der Walter Bau bereits die Mehrheit hält, hatte sich die Lage offenbar noch verschlechtert.