Seit Monaten wurde über den Ausstieg der Familie Röchling bei Rheinmetall spekuliert. Immer wieder hatte die Industriellen-Dynastie beteuert, am Rüstungskonzern festhalten zu wollen. Jetzt will die Röchling Industrie Verwaltungs GmbH ihre rund 42-prozentige Beteiligung vollständig verkaufen.
Mannheim - Die Röchling Industrie Verwaltungs GmbH will
ihre rund 42-prozentige Beteiligung am Autotechnik- und
Rüstungshersteller Rheinmetall vollständig verkaufen.
Innerhalb der kommenden drei Handelstage sollten die Aktien in einem beschleunigten
Verfahren an institutionelle Anleger veräußert werden, teilte das
Mannheimer Familienunternehmen am Mittwoch mit. Mit dem Verkauf sei
die Investmentbank Goldman Sachs beauftragt worden.
Die Familie Röchling wolle sich in Zukunft auf den Ausbau des
industriellen Kerngeschäfts Kunststofftechnik bei der Gebrüder
Röchling KG konzentrieren, hieß es zur Begründung. Röchling wolle
zudem die Strategie des Rheinmetall-Vorstands unterstützen, den
Konzern in seinen Bereichen Automotive und Defence strategisch weiterzuentwickeln.
Plötzlicher Sinneswandel
Auch vor diesem Hintergrund sei nach Prüfung verschiedener Alternativen der Entschluss gefallen, Rheinmetall durch
eine "starke und wesentlich breitere Aktionärsbasis" die strategische
Handlungsfreiheit für weiteres Wachstum zu geben. Vor wenigen Wochen hatte
die Familie noch beteuert, am Düsseldorfer Rüstungskonzern
festhalten zu wollen.
Zu möglichen Absprachen mit Interessenten wollte sich die Sprecherin
nicht äußern. Die Luxemburger Versicherungsgesellschaft Lombard hatte
kürzlich den Ausbau ihrer Rheinmetall-Beteiligung auf knapp 15
Prozent bekannt gegeben.
Rheinmetall selbst will nach dem angekündigten Rückzug der Familie
Röchling die bisher nicht stimmberechtigten Vorzugsaktien in
stimmberechtigte Stammaktien umwandeln. Dies sei die "logische
Konsequenz" aus dem Rückzug des Familienunternehmens, erklärte ein
Rheinmetall-Sprecher. Die bislang von Röchling gehaltene
Rheinmetall-Beteiligung besteht den Angaben nach aus 73,7 Prozent der
Stammaktien und 10,5 Prozent der Vorzugsaktien.
Durch die Zusammenlegung der Aktiengattungen könnte der Konzern den Streubesitz
und die Handelsliquidität im Börsensegment MDax deutlich erhöhen,
sagte der Rheinmetall-Sprecher.