Im Opel-Werk Bochum wird wieder gearbeitet. Die Gespräche zwischen Gesamtbetriebsrat und Management über die Sanierung des Konzerns werden heute fortgesetzt. Die IG Metall bringt kürzere Arbeitszeiten ins Spiel. Unterdessen sickern Details zum Sparpaket durch.
Bochum - Nach den ersten Verhandlungen am Montag in
Rüsselsheim hatten beide Seiten sich zu dem Ziel bekannt, alle Werke in Deutschland langfristig sichern zu wollen. Es gehe um Sicherung der Standorte "über das Jahr 2010 hinaus". Nach den Plänen des Mutterkonzerns General Motors sind allerdings nach wie vor europaweit bis zu 12.000 Arbeitsplätze bedroht.
Gestern hatten die Opel-Arbeiter in Bochum mit großer Mehrheit entschieden, nach sieben Tagen wieder die Arbeit aufzunehmen. "Wir möchten allen für die heute erreichte Entscheidung danken und sehen der weiteren Arbeit mit den Betriebsräten und der Bochumer Belegschaft nun mit Zuversicht entgegen", hieß es in einer Mitteilung der Opel-Führung in Rüsselsheim. Das Management in Bochum und die Betriebsräte verdienten Anerkennung für ihren Umgang mit der Situation.
Antwerpen nimmt Produktion wieder auf
Daher kann auch im Opel-Werk in Antwerpen heute um 14 Uhr wieder die Produktion anlaufen. Das Werk stand wegen ausbleibender Teile aus Bochum seit Dienstagmittag still.
Unterdessen hatte mit dem britischen Vauxhall-Werk Ellesmere Port gestern ein drittes Werk des Mutterkonzerns General Motors die Produktion einstellen müssen. Opel bezifferte den bisherigen Produktionsausfall auf 6500 Autos.
Das Stammwerk Rüsselsheim nimmt die Arbeit erst am Montag wieder auf. Wann in Ellesmere Port bei Liverpool wieder gearbeitet werden kann, war zunächst unklar. Es werde einige Zeit dauern, bis Lieferungen aus Bochum einträfen, sagte ein Sprecher.
Opel nannte keine Schadenssumme durch die Proteste in Bochum. Rein rechnerisch ergibt sich aus der Zahl von 6500 nicht gebauten Autos ein Umsatzausfall von rund 100 Millionen Euro. Allerdings leidet Opel unter Absatzproblemen und musste deshalb schon Werksferien einlegen.
IG Metall bringt Arbeitszeitverkürzung ins Spiel
IG Metall bringt Arbeitszeitverkürzung ins Spiel
Unterdessen sind Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertreter in Rüsselsheim
zu weiteren Verhandlungen über ein Sparpaket zusammengekommen. Betriebsratschef Dietmar Hahn hatte von einer soliden Basis für die Verhandlungen mit dem Opel-Management berichtet. Die Gespräche würden mit dem Ziel geführt, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden und die deutschen Opel-Standorte langfristig zu sichern.
Laut IG-Metall-Chef Jürgen Peters wird bei
den Verhandlungen das Thema Arbeitszeit eine Rolle spielen. "Wir
haben das zum Teil ja schon gemacht, erhebliche Absenkung der
Arbeitszeit, damit niemand entlassen wird", sagte er dem NDR. Auf die Frage, ob die Bereitschaft zu Lohnverzicht bestehe, sagte
er: "Wir werden sicherlich nichts ausschließen. Aber dass man jetzt
von vornherein sagt, der Lohn ist es, was die Krise bei Opel
ausgemacht hat, das würde mir jedenfalls nicht einfallen." Man werde
über alle Dinge reden, die notwendig seien, keine Werkschließungen
und die Fortsetzung der Produktion über 2010 hinaus sicher zu
stellen. "Das ist sicherlich eine Herkules-Aufgabe, aber wir wollen
sie stemmen."
Nach der Abstimmung:Opel-Mitarbeiter verlassen die Belegschaftsversammlung
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Es wird wieder gearbeitet: Opel-Mitarbeiter auf dem Weg zur Schicht
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Tore geräumt:Nach Beendigung der Proteste fegen Mitarbeiter an Tor 1 die Einfahrt
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Abwarten: Die RuhrCongresshalle in Bochum hat nur Platz für 5000 Menschen
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Abstimmung in der RuhrCongresshalle:Opel-Mitarbeiter tragen Wahlurnen zum RuhrCongress
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Mehrheit für Rückkehr ins Werk: Der wilde Streik ist beendet
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Abstimmung in Bochum Bitte klicken Sie einfach auf ein Bild, um zur Großansicht zu gelangen.
Nachtschichten in Rüsselsheim könnten entfallen
Nachtschichten in Rüsselsheim könnten entfallen
Die Opel-Unternehmensleitung hat derweil ihre Sparpläne
für den Stammsitz Rüsselsheim nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" konkretisiert. So sollen in der Entwicklungsabteilung rund 1600 der 6000 Arbeitsplätze gestrichen werden, berichtet das Blatt
(Donnerstagausgabe) unter Berufung auf Unternehmenskreise. Zudem soll nach SZ-Informationen die Nachtschicht komplett eingespart werden, wodurch weitere 1600 Jobs gestrichen würden.
Bislang wurden bei Opel in Rüsselsheim die Modellreihen Corsa, Astra und Vectra entworfen. In Zukunft sei Rüsselsheim nur noch für die Plattformen aller Mittelklasse-Autos des GM-Konzerns zuständig.
Die Astra-Klasse solle künftig in Detroit und die Corsa-Basis bei der koreanischen Konzerntochter Daewoo entwickelt werden, heißt es in dem Zeitungsbericht weiter.
General Motors bezeichnete die Berichte über bereits beschlossene Restrukturierungsmaßnahmen zunächst als "verantwortungslose Spekulationen". Der Konzern gehe ohne Beschlüsse über Einzelmaßnahmen in die Beratungen mit den Arbeitnehmervertretern.
Vorgestern hatten laut Gesamtbetriebsrat europaweit 50.000 Beschäftigte gegen die Sparpläne des Mutterkonzerns General Motors protestiert, alleine in Rüsselsheim demonstrierten laut Betriebsrat 20.000 Menschen.
Nichts geht raus: In Bochum blockieren Mitarbeiter die Werkstore
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Blockade rund um die Uhr: Auch Nachts geht der Protest weiter
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Warten auf Bewegung: Inzwischen ruht auch in Rüsselsheim und Antwerpen die Produktion
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Parolen auf der Windschutzscheibe: Schwanken zwischen Angst und Hoffnung
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Heißer Dienstag: In ganz Europa streikten GM-Mitarbeiter wie hier in Bochum
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Manager-Schelte in Rüsselsheim: Tausende auf der Straße
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Protest in ganz Europa Bitte klicken Sie einfach auf ein Bild, um zur Großansicht zu gelangen.
Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement will indes die Lösung der Krise beim Autohersteller Opel zur Chefsache machen. "Wir tun alles, um den Standort zu sichern und auch die notwendigen Gespräche zu führen", sagte der SPD-Minister. Clement zeigte sich optimistisch, dass alle Opel-Standorte in Deutschland erhalten werden können.