Frankfurt - Besonders in Deutschland ist die Investitionsbereitschaft dramatisch abgesackt. Nach einer Analyse der "Welt" sind die Investitionsquoten der 30 im Dax gelisteten Konzerne inzwischen auf ein langjähriges Tief gesunken. Nur 49 Prozent der eingenommenen Barmittel investieren die Konzerne nach einer Berechnung der Investmentbank UBS in diesem Jahr in Maschinen und Mitarbeiter; zu Boomzeiten vor vier Jahren waren es etwa zwei Drittel.
Das als underspending bezeichnete Phänomen, bei dem Unternehmen bei einer Konjunkturbelebung die Investitionen nicht entsprechend den Einnahmen steigern, führt zu absurden Ergebnissen: So steckt der von Innovationen abhängige Softwarehersteller SAP im laufenden Jahr nur noch ein Zehntel seiner Einnahmen in die Zukunft - und sitzt dafür bald auf einem riesigen Bargeldberg.
Auch Adidas-Salomon und die Deutsche Börse gehören zu den Investitionsverweigern. Allerdings können die beiden noch erhebliche Schuldenberge tilgen. Nur die Autohersteller geben zum Teil erheblich mehr Geld aus als früher. BMW, DaimlerChrysler und Volkswagen legen mindestens 70 Prozent ihrer Einnahmen wieder an.
Die Investitionszurückhaltung trifft die deutsche Wirtschaft in einer sensiblen Phase. Nach den Erfahrungen aus bisherigen Konjunkturzyklen müssten die Unternehmen nach Jahren der Zurückhaltung investieren - und damit die Grundlage für ihren eigenen Aufschwung legen. Doch die Konzernchefs sind nach Einschätzung von Fachleuten noch geprägt vom Abbau der Überkapazitäten, mit denen sie sich nach dem Investitionsrausch Ende der 90er Jahre herumschlagen mussten.
Mit fehlenden Mitteln hat die Investitionszurückhaltung nichts zu tun. Im Gegenteil: Mit über 100 Milliarden Euro werden die 30 Dax-Unternehmen in diesem Jahr mehr Barmittel erwirtschaften als im Boomjahr 2000. Trotzdem sind die Investitionen in absoluten Zahlen gesunken. Das Firmen wie Altana, BMW oder SAP inzwischen netto schuldenfrei sind und sogar Bargeld auf den Konten haben, sehen Experten kritisch. Denn für ihr angelegtes Vermögen bekommen die Firmen kaum mehr als den üblichen Kapitalmarktzins von zwei bis drei Prozent. Die als Ziel angestrebten oftmals zweistelligen Kapitalrenditen sind so nicht zu erreichen.