Opel Bis zu 10.000 Stellen werden gestrichen
Rüsselsheim/Detroit - Details aus den USA zum Sparprogramm für Europa: GM will seine Strukturkosten um jährlich 500 Millionen Euro (600 Millionen Dollar) senken - dies soll zumindest bis zum Jahr 2006 gelten. Deutschland wird von der Sparwelle am stärksten betroffen sein.
Nach Informationen von Radio NRW soll die Streichung von jeweils 4000 Stellen in den Opelwerken Bochum und Rüsselsheim geplant sein. Der Sender bezog sich dabei am Donnerstagmittag auf Quellen aus dem Bochumer Betriebsrat.
Wenig später meldete der Sender N-TV, dass 2000 weitere Arbeitsplätze in Deutschland auf der Streichliste stünden. Unter Berufung auf den stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden des Bochumer Opel-Werkes, Rainer Einenkel, hieß es, dass im kommenden Jahr in Bochum bereits 3000 Stellen abgebaut werden und weitere 1000 bis zum Jahr 2007. In Rüsselsheim sollten die 4000 Stellen bis 2008 wegfallen. Wie die verbleibenden 2000 Stellen sich auf die weiteren Opel-Werke in Deutschland verteilen, blieb vorerst offen.
Gegenüber manager-magazin.de sagte Opel-Sprecherin Gudrun Langer, noch sein nicht entschieden, an welchen Standorten in Deutschland wie viele Stellen abgebaut würden. "Die Gespräche zwischen Management und Belegschaftsvertretern zu diesem beginnen gerade, Entscheidungen sind noch nicht gefällt", so Langer weiter.
GMs Kündigungsplan - Kein anderes Land genannt
In welchen europäischen Ländern GM neben Deutschland Personal reduzieren will, ist noch nicht bekannt. Die GM-Meldung zur Umstrukturierung des Geschäfts in Europa vom heutigen Donnerstag lässt allerdings die Deutung zu, dass sämtliche 12.000 Stellen in Deutschland abgebaut werden könnten: Neben Deutschland ist in der umfassenden Mitteilung von GM Europa explizit kein anderes Land genannt, dass von den Sparmaßnahmen betroffen sein könnte.
General Motors Europe hatte kurz zuvor bekannt gegeben, dass der Abbau von bis zu 12.000 Arbeitsplätzen während der kommenden zwei Jahre in Europa geplant ist. 90 Prozent des Stellenabbaus sollen bereits 2005 erfolgen. Das Unternehmen will unmittelbar Gespräche und Verhandlungen über das Programm mit dem Betriebsrat aufnehmen.
Henderson: Schaffen den Turnaround durch gute Produkte
"GM Europe hat in den vergangenen drei Jahren große Veränderungen und Umstrukturierungen erlebt, die sowohl von der Belegschaft als auch vom jeweiligen Betriebsrat unterstützt wurden", sagte Fritz Henderson, Chairman von General Motors Europe (GME). "Wir werden mit den Betriebsräten konstruktiv an einer Lösung der jetzigen Aufgabe arbeiten."
Das Sanierungsprogramm basiert auf der derzeitigen Einschätzung von GME für die Entwicklung auf dem europäischen Automobilmarkt, einschließlich der flauen Nachfrage, des zunehmenden Wettbewerbsdrucks durch europäische und asiatische Konkurrenten und der Verschärfung der Preissituation.
Das Unternehmen rechnet mit Abfindungszahlungen in den Jahren 2005 und 2006, deren Höhe und Zeitpunkt vom Ausgang der Verhandlungen mit dem Betriebsrat abhängen. Die geplanten Maßnahmen werden in Deutschland besonders in der Produktion, der Produktentwicklung wie auch in ausgelagerten Bereichen greifen. "Ein erfolgreicher Turnaround beginnt mit sehr guten Produkten - und wir haben diesen Teil des Geschäfts in Europa gut im Griff", sagte Henderson. "Diese Maßnahmen werden die Integrität unserer Produkte oder unserer künftigen Produktpläne in keiner Weise beeinträchtigen."
Warum Opel nicht schnell genug wächst
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"Selbstverständlich hat unser Unternehmen weiterhin Wachstumspläne," so Henderson weiter. Aufgrund des fehlenden Branchenwachstums sowie des großen Preis- und Wettbewerbsdrucks könne der Konzern aber nicht schnell genug wachsen, um seine heutige Kostenbasis auszugleichen. "Unser Programm geht von einem kontinuierlichen Marktanteilsanstieg aus, jedoch mit realistischen Ertragsaussichten", sagte Henderson.
"In den vergangenen drei Jahren haben wir in Sachen Qualität große Fortschritte gemacht. Unser Schwerpunkt liegt jetzt bei einem attraktiven Design als wichtige emotionale Komponente in unserem Produktangebot, und das wollen wir fortsetzen", sagte Carl-Peter Forster, Präsident von GM Europe und Ex-Opel-Chef.
"Über die Maßnahmen bezüglich unserer Strukturkosten hinaus werden wir auch künftig Einsparungen bei den Materialkosten, unserem größten Kostenfaktor, machen, und unsere Gewährleistungskosten werden aufgrund der Qualitätsverbesserungen weiter sinken", sagte Forster weiter.
Neue Modelle sollen wie geplant auf den Markt
Das Unternehmen bestätigte, dass seine geplanten Produkteinführungen für das Jahr 2005 - der Opel/Vauxhall Astra GTC, der Kompaktvan Zafira und der Saab 9-3 Sportkombi - qualitativ und zeitlich im Plan liegen.
Auch an der Einführung eines neuen Opel/Vauxhall "Cross Over"-Freizeitfahrzeugs, sowie des Corsa-Nachfolgers und eines zweisitzigen Roadsters im Jahr 2006 wird festgehalten.
"Wir werden auch unsere Initiative mit modernen Dieselmotoren fortsetzen, die sich unverändert einer großen Nachfrage und Beliebtheit erfreuen", so Forster. "Unsere neuen Dieselaggregate, insbesondere der 1,9-Liter im Vectra, Astra und Saab 9-3, werden von den Fachmedien sehr gelobt und gewinnen gegen unsere besten Konkurrenten Vergleichstests."
F&E-Verbund Trollhättan/Rüsselsheim
F&E in Trollhättan und Rüsselsheim verbinden
Von der verstärkten Integration der Design- und Produktentwicklungsbereiche von Saab und Opel erhofft sich das Unternehmen weitere, beträchtliche Einsparungen. Die Abstimmung und Aufteilung der Produktentwicklungsaktivitäten zwischen Schweden, Großbritannien und Deutschland soll Parallelentwicklungen vermeiden und erlaube es jedem Bereich, sich auf spezifische Fachgebiete zu konzentrieren.
Im Zusammenhang mit diesen Schritten werden das Internationale Technische Entwicklungszentrum in Rüsselsheim (Deutschland) und das Saab Technical Development Center in Trollhättan (Schweden) vollständig in die weltweite GM-Entwicklungsorganisation integriert. Hans Demant, Produktentwicklungschef von GM Europe, wird die GME-Produktentwicklungsorganisation auch künftig führen und in dieser Funktion an Forster berichten.
Die Analyse der verschiedenen Standorte von GM in Europa ist noch nicht abgeschlossen. Das Unternehmen überprüfe derzeit noch seine Ausgaben "in Bezug auf Prioritätensetzung, Effizienz und Kundenorientierung". Dazu zähle auch die Analyse der Wirksamkeit von Werbeausgaben und der Beschluss, die Beteiligung an der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft (DTM) nach der Saison 2005 zu beenden. Das Programm sieht zudem eine Umstrukturierung der Materialwirtschaft des Unternehmens sowie beträchtliche Einsparungen in den administrativen Bereichen vor.
Henderson: Etwas anderes bleibt uns nicht übrig
"Das Zusammentreffen mehrerer negativer Wirtschaftsfaktoren in den vergangenen Jahren hat unsere bisherigen Anstrengungen zur Erreichung des Turnarounds untergraben, und wir müssen daher Maßnahmen ergreifen, die weit über die bisherigen Bemühungen hinaus gehen", sagte Henderson. Aufgrund der seit 1999 erlittenen Verluste und der Tatsache, dass es keinen konkreten Hinweis auf eine Verbesserung der Markt- oder Wirtschaftslage in den nächsten Jahren gebe, bleibe "nichts anderes übrig, als weit reichende Maßnahmen zu ergreifen, um unseren langfristigen Erfolg zu sichern.
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