Alle Maschinen stopp! Die Tui bringt ihre Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd nicht an die Börse. Angesichts des schlechten Börsenumfeldes sei ein fairer Wert für das Unternehmen nicht zu erzielen, heißt es in Hannover. Kommt jetzt Oetker zum Zuge?
Hannover - Die Tui AG bringt die Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd AG nicht an die Börse. Das habe der Tui-Vorstand im vollen Einvernehmen mit dem Vorstand der Schifffahrtstochter beschlossen, teilte der Konzern am Dienstag ad hoc mit.
Im Laufe der Vorbereitungen auf einen möglichen Börsengang habe sich die Lage auf den Kapitalmärkten verändert, so dass ein fairer Wert für das Unternehmen derzeit nicht zu realisieren sei. Der vollständige Verkauf der Hapag-Lloyd AG an einen Investor sei ebenfalls nicht vorgesehen, hieß es weiter.
Hapag-Lloyd gilt als ertragsstarkes Unternehmen. Voriges Jahr steigerte die Schifffahrtssparte ihr operatives Ergebnis um 70 Prozent auf den Rekordwert von 343 Millionen Euro.
IPO-Pleite mit Ankündigung
Die Tui hatte im Frühjahr angekündigt, zwischen einem Drittel und 49 Prozent der Anteile von Hapag-Lloyd an die Börse zu bringen. Allerdings hatte Konzernchef Michael Frenzel in den vergangenen Wochen auch betont, es müsse ein angemessener Preis zu erzielen sein. Analysten rechneten bereits damit, dass angesichts eines schwachen Börsenumfeldes Tui derzeit Hapag-Lloyd-Aktien unter Wert verkaufen müsste.
Wie Konzernkreise gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters berichteten, fiel die Entscheidung endgültig am vergangenen Wochenende. In Bankenkreisen war
bereits in den vergangenen zwei Wochen spekuliert worden, Tui-intern sei das Vorhaben, für das die Banken Goldman Sachs und Citigroup als Konsortialführer ausgewählt worden waren, schon zu den Akten gelegt.
Schuldenabbau ohne Hapag-Börsengang
Frenzel hatte Ende Juli betont, der geplante Abbau der Tui-Schulden von derzeit gut drei Milliarden Euro auf unter zwei Milliarden bis Ende nächsten Jahres sei auch ohne die Einnahmen aus einem Börsengang von Hapag-Lloyd zu schaffen. Insofern stehe der Konzern mit dieser Frage nicht unter Druck.
Parallel zur Veröffentlichung der Börsenpläne hatte sich die Bielefelder Oetker-Gruppe, die die Reederei Hamburg-Süd betreibt, als Käufer von Hapag-Lloyd ins Spiel gebracht. Allerdings kam es nach bisherigen Angaben nicht zu einem Angebot. Tui-Chef Frenzel hatte erklärt, für einen Gesamtverkauf müsse schon ein sehr lukrativer Preis gezahlt werden. Hapag-Lloyd hat nach Branchenschätzungen einen Gesamtwert von mindestens 2,5 Milliarden Euro.