Europas Top-Ligen
10 Milliarden Euro für König Fußball
Deutschlands Fußballfans stürmen vor. Nirgendwo in Europa kommen so viele zu den Spielen in die Stadien. Eine Deloitte-Studie zeigt aber, dass die Bundesliga bei Umsatz und Gewinn hinterherhinkt. manager-magazin.de präsentiert die Highlights der Analyse zum Milliardenmarkt Fußball.
Manchester/Düsseldorf - Nach Schätzung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte erwirtschaften die europäischen Fußballclubs und -verbände einen Gesamtumsatz von über 10 Milliarden Euro pro Saison. Mehr als die Hälfte (5,6 Milliarden Euro) entfiel in der Saison 2002/03 auf die "Big Five"-Ligen: die englische Premier League, die Bundesliga in Deutschland, Italiens Serie A, Frankreichs Ligue 1 und die spanische Primera Division.
Laut Deloitte erzielten die Topclubs ein weiteres Umsatzwachstum von 7 Prozent im Vergleich zur Vorsaison. Zu diesem Ergebnis kommt die Sportbusiness-Gruppe von Deloitte in der soeben erschienenen 13. Ausgabe des "Annual Review of Football Finance". Diese bezieht sich auf die aktuell verfügbaren Zahlen, die zum Teil aus der Saison 2002/03, zum Teil aus der jüngsten Saison stammen.
Mit einer Steigerung der Umsätze (ohne Transfererlöse) auf über 1,1 Milliarden Euro und einer Reduzierung der Aufwendungen für Spieler um 2 Prozent festigen die 18 Klubs der Bundesliga ihre dritte Position unter den umsatzstärksten Ligen in Europa. Die italienische Serie A belegt mit knappem Vorsprung und einem Gesamtumsatz von 1,16 Milliarden Euro den zweiten Platz.
Unangetasteter Spitzenreiter bleibt die englische Premier League mit einem Umsatz in Höhe von 1,8 Milliarden Euro. Auf Grund eines erneuten Anstiegs von über 160 Millionen Euro im Vergleich zur Saison 2001/02 erzielten die Clubs der Premier League den höchsten Zuwachs der "Big Five" in Europa und bauten ihren Vorsprung auf die anderen Ligen aus.
Anmerkung: Die Prozentzahlen stehen für die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten ("Compound Annual Growth Rate" - CAGR) der vergangenen sieben Jahre - 95/96-02/03. Umsatzzahlen für Spanien sind für die Saisons 95/96-02/03 geschätzt.
Vollständige Daten für Deutschland waren für die Saison 95/96 nicht verfügbar. Deloitte hat für Deutschland den CAGR der Saisons 96/97 bis 02/03 verwendet, um die Zahl für die Saison 95/96 zu schätzen.
Der Rückgang der Einnahmen in Spanien von 99/00 bis 00/01 ist laut Deloitte auf den Abstieg von Atletico Madrid in der Saison 00/01 und auf eine Vorauszahlung an Real Madrid in geschätzter Höhe von 50 Millionen Euro für einen neuen Fernsehvertrag mit Sogecable in der Saison 99/00 zurückzuführen. Alle englischen Zahlen wurden mit dem Wechselkurs vom 30. Juni 2003 (£1=1,437) in Euro umgerechnet.
Anmerkungen: Spieltageinnahmen stammen größtenteils aus Kartenverkäufen - inklusive Dauerkarten und Mitgliedschaften. TV-Einnahmen beinhalten Einnahmen aus TV- und Rundfunkverträgen sowie nationalen und internationalen Wettbewerben.
Sponsorship-Einnahmen kommen vorwiegend von Trikot- und Bandenwerbung. Sonstige Einnahmen beinhalten Konferenzen, Catering und Merchandising.
Für die englische Premier League gibt es keine Aufteilung zwischen Sponsorship und sonstigen Einnahmen. Da leider keine vollständigen Daten für die spanische Liga verfügbar waren, sind sie nicht Bestandteil dieser Analyse.
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Somit erwirtschafteten die 20 englischen Clubs im Durchschnitt 28 Millionen Euro mehr als die 18 Clubs der Bundesliga. Mit dem Rekordbetriebsergebnis von 179 Millionen Euro (9 Millionen Euro pro Club) in der Saison 2002/03 sind die Clubs der Premier League erneut Europas Champions.
Die Bundesliga setzte ihren positiven Trend fort und steigerte das Ergebnis auf 115 Millionen Euro (100 Millionen Euro in 2001/02). Die deutschen Clubs erzielten damit eine beachtliche Umsatzrendite in Höhe von 10 Prozent. Frankreich und vor allem Italien konnten den bedenklichen Anstieg des Betriebsverlusts der vergangenen zwei Jahre bremsen.
Kollaps der Finanzierungssysteme?
Kollaps der Finanzierungssysteme?
Stefan Ludwig, Prokurist der Sportbusiness-Gruppe von Deloitte, sagt: "Obwohl zahlreiche Kommentare einen Kollaps der Fußballfinanzen voraussagten, geben die jüngsten Entwicklungen Anlass zu Optimismus.
Insgesamt verzeichnet der europäische Fußball ein weiteres Umsatzwachstum bei gleichzeitig stagnierenden Aufwendungen für Löhne und Gehälter sowie reduzierten Ausgaben für Spielertransfers. Das ist ein erstes Indiz für ein verbessertes Finanzmanagement."
Anmerkungen: Die Prozentangabe steht für den Anstieg (Rückgang) der durchschnittlichen Zuschauerzahlen zwischen 02/03 und 03/04
Quellen: Deloitte, www.european-football-statistics.co.uk, Rothmans and Sky Sports Football Yearbooks, LFP (Frankreich), DFL (Deutschland), PD (Spanien), Lega Calcio (Italien).
Foto: Deloitte
Anmerkungen: Die Prozentzahlen stehen für die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten ("Compound Annual Growth Rate" - CAGR) der vergangenen sieben Jahre - 95/96-02/03.
Wir haben für Deutschland den CAGR für die Saisons 96/97 bis 02/03 verwendet, um die Zahl für die Saison 1995/96 zu schätzen. Die Lohn- und Gehaltskosten für Spanien von 95/96-02/03 sind ebenfalls geschätzt.
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Die Aufwendungen für Löhne und Gehälter der "Big Five" blieben auf dem Vorjahresniveau von 3,6 Milliarden Euro. Die Serie A und die Bundesliga reduzierten sogar ihre Aufwendungen für Löhne und Gehälter im Vergleich zur Vorsaison.
"Wettbewerbsvorteil für die Bundesliga"
Im Betrachtungszeitraum ist es die erste Saison, in der eine Liga diese Kosten senken konnte. Dadurch verringerte die Serie A ihr Verhältnis von Lohnkosten zu Umsatz von 90 Prozent (2001/02) auf 76 Prozent. Diese wichtige wirtschaftliche Kennzahl war bei den italienischen Clubs höher als in Spanien (72 Prozent), Frankreich (68 Prozent) und England (61 Prozent).
Die Bundesliga führt diese Rangliste seit vielen Jahren mit großem Abstand an. Die deutschen Clubs investierten 2002/03 im Schnitt lediglich 45 Prozent ihrer Umsätze in Löhne und Gehälter.
"Mittel- bis langfristig werden diese Finanzpolitik und das etablierte Lizenzierungsverfahren für die Bundesliga einen Wettbewerbsvorteil in Europa darstellen", sagt Lutz Meyer, geschäftsführender Partner bei Deloitte.
England vs. Deutschland - 2 zu 1 vorm TV
England vs. Deutschland - 2 zu 1 bei TV-Einnahmen
In der Saison 2004/05 wird in allen europäischen Top-Ligen die erste Phase des UEFA-Lizenzierungsverfahrens eingeführt. Das bedeutet, in Zukunft müssen über 200 Clubs, die an den UEFA Clubwettbewerben teilnehmen, erstmalig eine Liste wirtschaftlicher und infrastruktureller Kriterien erfüllen.
Die UEFA erhofft sich daraus positive Impulse für die Stabilisierung der Finanzsituation des Fußballs in Europa. "Um vollkommen wirtschaftlich zu gesunden, müssen viele Clubs verstärkt ihre Eigenkapitalsituation vor dem Hintergrund von Basel II - beispielsweise durch langfristige Mezzanine-Finanzierung - verbessern", stellt Meyer kritisch fest.
Anmerkungen: Unterschiede in der Rechnungslegung mögen einen Einfluss auf detaillierte Vergleiche haben - dennoch sind unseres Erachtens allgemeine Aussagen zutreffend. Alle genannten Werte sind exklusive Abschreibungen für Spielertransfers. Es lagen uns keine Informationen über Deutschland 1995/96 vor.
Anmerkungen: Der Rückgang des Werts der nationalen TV-Rechte der englischen Premier League in der Saison 2004/05 wird kompensiert durch die erhöhten Werte der internationalen TV-Rechte. Die Werte für jede Saison wurden auf Basis der jährlichen Durchschnittswerte der jeweiligen Saison erstellt. Der Wert für Italien in der Saison 04/05 ist geschätzt.
Quellen: Deloitte, AS Roma Börsenprospekt 2000
Foto: Deloitte
Anmerkungen: Die deutsche Bundesliga und die italienische Serie A spielten in der Saison 02/03 mit 18 Mannschaften, die englische Premier League und die französische Ligue 1 hingegen mit jeweils 20 Mannschaften. Finanzdaten zur spanischen Liga waren nicht verfügbar. Die Berechnungen sind für Vergleichszwecke und berücksichtigen keine Zuschauerzahlen und Umsätze aus anderen Wettbewerben (z. B. nationaler Pokal oder UEFA-Klubwettbewerbe).
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Trotz der Auswirkungen auf die Rechtewerte durch Veränderungen in den TV-Märkten belaufen sich die geschätzten Einnahmen der Clubs aus der Vermarktung ihrer TV-Rechte (Liga, Pokal und UEFA-Clubwettbewerbe) auf über 2,3 Milliarden Euro. Die Bundesliga liegt trotz des größten TV-Marktes mit 365 Millionen Euro weit hinter England (781 Millionen Euro) und Italien (642 Millionen Euro).
"Moderne WM-Stadien bergen Gewinn-Potenzial"
Innerhalb der Ligen herrscht ein Ungleichgewicht hinsichtlich der Höhe der Einnahme der einzelnen Clubs. Dieses Ungleichgewicht verstärkt sich in Ligen mit dezentraler TV-Vermarktung wesentlich und führt oft zu wirtschaftlichen Problemen wie die Beispiele Italien und Spanien zeigen.
Für die Clubs der Bundesliga sind die Einnahmen aus Sponsoring von besonderer Bedeutung. Mit 332 Millionen Euro war 2002/03 Deutschland mit Abstand der führende Sponsoring-Markt in Europa. Die italienische Serie A erwirtschaftete lediglich 169 Millionen Euro in diesem Segment.
Bei den Einnahmen aus Spieltagen in Höhe von 522 Millionen Euro erzielten die Clubs in England annähernd das Dreifache im Vergleich zu anderen Ligen. Die Serie A (214 Millionen Euro), Bundesliga (186 Mio. Euro) oder Ligue 1 (106 Mio. Euro) haben eine wesentlich geringere Auslastung und häufig mangelt es an den nötigen Einrichtungen und der optimalen Nutzung der Stadien. "Diese Einnahmequelle hat in der Bundesliga noch großes Potenzial, da die modernen Stadien für die WM 2006 auch neue Chancen für viele Clubs eröffnen", so Ludwig.
Bei den Zuschauerzahlen der "Big Five" nehmen 2003/04 die Clubs der Bundesliga bereits die erste Position in Europa ein. Die durchschnittliche Besucherzahl in Deutschland stieg zum ersten Mal auf über 35.000. Trotz dieser Entwicklung liegt die Auslastung der Stadien in der Premier League mit 95 Prozent deutlich vor der Auslastung der Bundesliga mit 78 Prozent.
3,6 Milliarden Euro für Saläre
3,6 Milliarden Euro für Löhne und Gehälter
Jede der "Big Five"-Ligen verzeichnet 2002/03 einen Anstieg des Umsatzes. Das größte Wachstum weist die englische Premier League auf (Gesamtumsatz 1,8 Milliarden Euro). Sie baut somit ihren Vorsprung gegenüber den anderen Ligen aus.
Die italienische Serie A liegt mit 1,2 Milliarden. Euro auf Platz 2, gefolgt von der Bundesliga mit 1,1 Milliarden Euro. Die französische Ligue 1 hatte mit 689 Millionen Euro den geringsten Umsatz der fünf Top-Ligen.
Die Einnahmen aus Fernsehrechten bleiben die wichtigste Geldquelle für alle "Big Five"-Ligen. Die Clubs der italienischen Serie A sind mit 55 Prozent der Gesamteinnahmen am stärksten von diesen Einnahmen abhängig.
Die deutsche Bundesliga besitzt mit 33 Prozent aus der TV-Vermarktung den geringsten Anteil. Der Rückgang in Höhe von 40 Prozent in der Saison 2001/02 ist auf das Wegbrechen der ursprünglich vereinbarten TV-Einnahmen zurückzuführen.
Italienische Serie A produziert Milliarden-Verlust
Die Aufwendungen für Löhne und Gehälter der "Big Five"-Ligen stabilisierten sich auf dem Niveau der Vorsaison in Höhe von 3,6 Milliarden Euro. Die Serie A und die Bundesliga reduzierten ihre Aufwendungen für Löhne und Gehälter im Vergleich zur Vorsaison.
Im Betrachtungszeitraum ist es die erste Saison, in der eine Liga diese Kosten senken konnte. Dadurch verringert die Serie A ihr Verhältnis von Lohnkosten zu Umsatz von 90 Prozent (2001/02) auf 76 Prozent. Die Bundesliga verzeichnet nach wie vor den geringsten Quotienten von nur noch 45 Prozent.
Die Abweichungen der Betriebsergebnisse innerhalb der vier Ligen sind gewaltig. Das Betriebsergebnis der englischen Premier League summiert sich auf 930 Millionen Euro seit 1995/96 und ist damit mit Abstand der höchste Wert aller Ligen. Im gleichen Zeitraum verzeichnet die Serie A einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro. Während England und Deutschland erneut eine Steigerung der Betriebsergebnisse vorweisen, konnten die Serie A und Ligue 1 den bedenklichen Abwärtstrend der letzten zwei Jahre stoppen.
Stadien sind zu 95 Prozent ausgelastet
Trotz der Auswirkungen auf die Rechtewerte durch Veränderungen in den TV-Märkten belaufen sich die geschätzten Einnahmen aus der nationalen TV-Vermarktung (Live und Highlights) der "Big Five"-Ligen auf 1,8 Milliarden Euro. Innerhalb der Ligen herrscht ein Ungleichgewicht hinsichtlich der Höhe der Einnahme der einzelnen Clubs. Dieses Ungleichgewicht verstärkt sich in Ligen mit dezentraler TV-Vermarktung wesentlich.
Englands Stadien zu 95 Prozent ausgelastet
Jede der "Big Five"-Ligen hat bezüglich der Vermarktungsstrategien der medialen Rechte in den letzten Jahren Erfahrungen mit den Regulierungsbehörden gemacht. In der Kritik der Europäischen Kommission oder der nationalen Behörden stand meist die Zentralvermarktung der Club-Wettbewerbe (UEFA Champions League oder nationale Liga) und der Verkaufsprozess der medialen Rechte.
Die durchschnittliche Besucherzahl der Bundesliga in der Saison 2003/04 stieg auf 35.048. Die deutschen Clubs nehmen im Ranking der "Big Five" zum ersten Mal seit 1998/99 die erste Position vor England ein. Trotz dieser Entwicklung liegt die Auslastung der Stadien in der Premier League mit 95 Prozent noch immer deutlich vor der Auslastung der Bundesliga mit 78 Prozent.
Rentabilität der Englischen Clubs
In der Saison 2002/03 erwirtschafteten die 92 Profi-Clubs (Premier League und drei Ligen der Football League) einen Gesamtumsatz von 1.658 Millionen Pfund, das entspricht einer Steigerung um 4 Prozent gegenüber 2001/02.
Der Umsatz der Premier League Clubs belief sich auf 1.246 Millionen Pfund. Mit einem Wachstum von 10 Prozent gegenüber 2001/02 festigt die englische Liga ihre Position als wirtschaftlicher "Europa- und Weltmeister".
Der Verlust des Millionen-Vertrags mit ITV Digital, begründet durch die Insolvenz des Senders, bewirkte bei der Football League einen Rückgang der Einnahmen um 12 Prozent auf 412 Millionen Pfund. Am stärksten machen sich mit einem Einbruch von 14 Prozent auf 255 Millionen Pfund die geringeren Einnahmen aus der TV-Vermarktung in der Division One bemerkbar.
Mit 175 Millionen Pfund ist Manchester United in der Umsatztabelle der Premier League die klare Nummer 1. Auf den Plätzen zwei und drei liegen Liverpool und Arsenal (beide 104 Millionen). Das Tabellenschlusslicht ist West Bromwich Albion mit 28 Millionen Pfund. Im Durchschnitt erwirtschafteten die Clubs der Premier League in der Saison 2002/03 einen Umsatz von 62,3 Millionen Pfund.
Zehn Prozent Umsatzrendite bei ManU und Co.
Die Spieltagseinnahmen der Premier League Clubs erhöhten sich auf 363 Millionen Pfund. Der Anstieg geht in erster Linie auf die gestiegenen Zuschauerzahlen, die größere Anzahl von Spielen in den UEFA-Clubwettbewerben sowie auf erhöhte Erträge aus den Tickets zurück.
Weitestgehend unverändert ist die Höhe der Marketingeinnahmen mit 340 Millionen Pfund. Diese Stagnation ist auf die angespannte Situation im Sponsorship- und Werbemarkt zurückzuführen.
Die größte Einnahmequelle der Premier League Clubs ist mit 543 Millionen Pfund und einem Anteil von 44 Prozent das Fernsehen. Vor einigen Jahren erbrachte die TV-Vermarktung noch den geringsten Anteil an den Einnahmen: 1996/97 lagen die Erlöse aus der Rechteverwertung noch unter 100 Millionen, beziehungsweise 21 Prozent des Gesamtumsatzes der Clubs. In der Saison 1991/92 waren es sogar nur 15 Millionen Pfund und damit lediglich 10 Prozent der Einnahmen.
In der gerade beendeten Saison 2003/04 kamen die Clubs der Premier League auf einen geschätzten Umsatz von 1,33 Milliarden Pfund. Deloitte prognostiziert ein weiteres Wachstum auf 1,36 Milliarden in der Saison 2004/05.
Die Clubs gaben für die Saison 2002/03 einen kumulierten Betriebsgewinn in Rekordhöhe von 124 Millionen Pfund und eine Umsatzrendite von 10 Prozent bekannt. 16 der 20 Premier League Clubs verzeichneten ein positives Betriebsergebnis. Demgegenüber steht ein Anstieg der Verluste vor Steuer auf 153 Millionen Pfund. Nur fünf Clubs weisen Vorsteuergewinne aus.
Das gewinnbringendste Fußballspiel der Welt
TV-Rechte werden ungefähr auf Stand von heute bleiben
Der scheinbare Widerspruch von Betriebsgewinnen in Rekordhöhe und gleichzeitigen Vorsteuerverlusten der Clubs ist größtenteils auf die hohen Abschreibungskosten für Spielerwerte und reduzierte Erträge aus Spielerverkäufen zurückzuführen. Die hohen Abschreibungen sind eine Folge der teuren Transferzahlungen in der Vergangenheit, während sich die reduzierten Erträge aus dem stark abgeschwächten Transfermarkt ergeben.
Entgegen zahlreicher Spekulationen über einen Kollaps der medialen Rechtewerte werden sich die Einnahmen der Clubs in diesem Bereich auch in den nächsten Jahren wahrscheinlich auf dem gleichen Niveau einpendeln. Das bestätigen auch Meldungen der Premier League über bereits abgeschlossene Verträge sowie Kommentare in der Presse über noch anstehende Verkäufe von Rechtepaketen.
Die vier Premier League Clubs, die sich in der Saison 2002/03 für die UEFA Champions League qualifiziert hatten, erhielten aus dem zentralen Vermarktungstopf der UEFA insgesamt etwa 49 Millionen Pfund. Es handelt sich dabei um Manchester United (Viertelfinale), Arsenal London, Newcastle United (jeweils 2. Gruppenphase) und FC Liverpool (1. Gruppenphase).
Das gewinnbringendste Spiel der Welt
Die Schere zwischen der Premier League und der Division One ging in der Saison 2002/03 weiter auseinander: Im Schnitt erwirtschafteten die Clubs der Premier League sechsmal so hohe Einnahmen wie die Clubs der Division One.
Das Division One Play-Off Finale wird dadurch zum gewinnbringendsten Spiel der Welt. Der Sieger und somit Aufsteiger in die Premier League kann seine Einnahmen in der Folgesaison um durchschnittlich rund 35 Millionen Pfund erhöhen. Die "Trophäe" ging 2004 an Crystal Palace.
Manchester United war erneut der profitabelste Club. Der Betriebsgewinn von 47,8 Millionen Pfund stellt einen Rekord dar. Der kumulierte Betriebsgewinn der letzten fünf Jahre in Höhe von 174 Millionen Pfund liegt damit um mehr als das Dreifache über dem Wert des engsten Konkurrenten Newcastle United (52 Millionen).
Spielerkosten - Gehälter und Transfers
Das Verhältnis von Lohn- und Gehaltskosten zum Umsatz ist eine wesentliche Kennzahl für die Fußballfinanzen. Die Ratio verringerte sich 2002/03 in der Premier League auf durchschnittlich 61 Prozent (2001/02: 62 Prozent). Bei West Bromwich Albion, Manchester United und Newcastle United lag dieser Wert unter 50 Prozent, bei Sunderland, Fulham und Leeds United hingegen über 80 Prozent.
In der Saison 2002/03 wuchs die Differenz zwischen Umsatz und Lohn- und Gehaltskosten auf die Rekordhöhe von 485 Millionen Pfund (2001/02: 426 Millionen).
Wie bereits in der vorherigen Saison weisen fünf Clubs der Premier League Lohn- und Gehaltskosten (nicht nur Spieler) von über 50 Millionen Pfund aus: Manchester United (79,5 Millionen), Arsenal London (60,6 Millionen), Leeds United (56,6 Millionen), Chelsea (54,4 Millionen) und Liverpool (54,4 Millionen).
Spielerkosten sinken erstmals seit 12 Jahren
Spielerkosten sinken erstmals seit 12 Jahren
Im Falle der Clubs der Division One und Two war der Rückgang der Einnahmen, der letztendlich außerhalb deren Kontrolle lag, größer als die Einsparungen bei Löhnen und Gehältern. Folglich verschlechterte sich 2002/03 das Verhältnis von Lohn- und Gehaltskosten zum Umsatz auf 89 Prozent (Division One) bzw. 85 Prozent (Division Two).
Die Gesamtaufwendungen für Spieler (Lohn-/Gehalts- plus Transferaufwendungen) reduzierten sich 2002/03 um 5 Prozent auf 852 Millionen Pfund. Bemerkenswert ist, dass sich damit zum ersten Mal in der zwölfjährigen Geschichte des Annual Review of Football Finance die Kosten für Spieler reduzierten.
Aufgrund der hohen Investitionen von Chelsea auf dem Transfermarkt (geschätzte 120 Millionen Pfund im Zeitraum von Sommer 2003 bis Januar 2004) ist ein erneuter Anstieg der Aufwendungen auf ca. 260 Millionen Pfund zu erwarten. Der Höchststand von 364 Millionen Pfund aus der Saison 2000/01 wird vermutlich dennoch nicht überschritten werden. Hier handelte es sich um einen Höchstwert, der voraussichtlich auch in naher Zukunft noch Bestand haben wird.
Der Transfermarkt bleibt ruhig
Seit Ende der Saison 2002/03 verbleiben die Transferaufwendungen der Football League Clubs auf einem minimalen Niveau. Clubs sind nicht mehr bereit und haben es nicht mehr nötig, signifikante Summen in den Einkauf von Spielern zu investieren. Die jüngsten Zahlen beweisen, dass der Markt sich in dieser Hinsicht offensichtlich grundlegend geändert hat.
In der Transferphase im Januar 2004 verzeichneten die Premier League Clubs laut Deloitte Aufwendungen von unter 50 Millionen Pfund. Clubs der anderen europäischen Ligen investierten zusammengenommen im Januar nur ein Fünftel dieser Summe. Am auffälligsten ist dabei der Rückgang auf dem italienischen Markt. Hier wurden in der Vergangenheit für Transfers die höchsten Summen gezahlt - nach Großbritannien.
Im Sommer 2004 scheint sich der Trend vom Januar fortzusetzen, denn der Transfermarkt bleibt selbst nach der Europameisterschaft 2004 relativ ruhig.
Die Zuschauerzahlen der Football League stiegen 2003/04 um 7 Prozent auf 15,9 Millionen Das ist der höchste Wert seit 1963/64 und mehr als doppelt so viel wie Mitte der 80er. Die durchschnittliche Zuschauerzahl 2003/04 in der Division One lag bei 15.890 und entspricht 45 Prozent des vergleichbaren Werts der Premier League.
Finanzierung der Clubs
Im Sommer 2003 betrug das bei den Clubs der Premier League betriebsnotwendige gebundene Kapital ("Capital Employed") £ 1,05 Mrd. Lediglich 18 Prozent (£ 187 Millionen) waren auf Bankverbindlichkeiten zurückzuführen. Die gesamten Verbindlichkeiten beliefen sich auf £ 704 Millionen Der Verschuldungsgrad (Verbindlichkeiten gegenüber Eigenkapital) stieg somit auf 204 Prozent (2002: 137 Prozent).
In den vergangenen Jahren haben einige Clubs zusätzlich zur traditionellen Finanzierung alternative Finanzierungsmöglichkeiten, insbesondere Securitization von Ticketeinnahmen oder spezielle Spielerfinanzierungsmethoden, genutzt. Diese Gelder sind in der Rubrik "Sonstige Verbindlichkeiten" aufgeführt und beliefen sich 2003 bei den Premier League Clubs auf 505 Millionen Pfund. Die Anzahl solcher Anleihen scheint sich zu verringern.
Massenhaft Insolvenzverfahren
Massenhaft Insolvenzverfahren
Die höchsten Nettoverbindlichkeiten im Sommer 2003 wies Fulham (133 Millionen) auf, obwohl davon £ 91 Millionen "weiche" Verbindlichkeiten von Gesellschaftern, Vorständen und Mäzenen waren. Die Clubs auf Platz zwei und drei in der Tabelle der Nettoverbindlichkeiten waren Leeds United (78 Millionen) und Chelsea (75 Millionen). In beiden Fällen wurde seit Veröffentlichung der letzten Jahresabschlüsse - jeweils unter unterschiedlichen Umständen - eine Restrukturierung der Finanzen durchgeführt.
Manchester United steht mit 157 Millionen Pfund Nettovermögenswerten an der Spitze. Der Vorsprung zum nächsten Konkurrenten (Arsenal London: 76 Millionen) ist beträchtlich. Die Gesamtnettovermögenswerte der Premier League Clubs beliefen sich im Sommer 2003 auf 345 Millionen Pfund.
Noch nie mussten so viele Clubs der Football League (17 insgesamt) wie in den Jahren 2002 und 2003 ein Insolvenzverfahren eröffnen. Laut Vorhersage von Deloitte durchlief die Football League die schwierigste Zeit ihrer Geschichte. Nur wenige Clubs blieben von wirtschaftlichen Problemen verschont.
Fußball und Steuern - eine Hassliebe
Im Sommer 2003 hatten die Clubs der Football League ein negatives Eigenkapital in Höhe von 78 Millionen. Noch im Vorjahr hatten die Vereine einen positiven Wert in Höhe von 37 Millionen erreicht. Die Veränderung in Höhe von 115 Millionen ist in erster Linie bedingt durch die Zusammensetzung der Liga und die Verluste der Clubs 2002/03.
In der Football League hat die harte wirtschaftliche Realität Einzug gehalten: Das verbesserte Management der Finanzen wird unterstützt durch strukturelle Veränderungen wie beispielsweise sportliche Sanktionen im Falle der Insolvenz, Limitierung der Lohn- und Gehaltsaufwendungen, Zuschüsse im Falle der Relegation und ligaabhängige Lohn- und Gehaltsniveaus für Spieler.
Die Fußballbranche bringt dem Staat fortwährend beträchtliche Steuereinnahmen. Die Clubs der vier Profi-Ligen in England erbringen Abgaben (Sozialversicherung, Lohn-, Umsatz- und Körperschaftsteuer) in Höhe von rund 550 Millionen Pfund.
Die jährlichen Abgaben haben sich somit seit 1995/96 (149 Millionen) um das mehr als Vierfache erhöht. Die Besteuerung ist weiter steigend. Im Betrachtungszeitraum überstieg die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Abgaben (21 Prozent) die Wachstumsrate des Umsatzes (18 Prozent) der Clubs. Allein die Clubs der Premier League zahlten 2002/03 schätzungsweise 394 Millionen Pfund an Abgaben (Sozialversicherung, Lohn-, Umsatz- und Körperschaftssteuer).