Erst hüh, dann hott: Christian Wulff, Ministerpräsident von Niedersachsen und Aufsichtsrat bei Volkswagen, hat sich korrigiert. Eine 40-Stunden-Woche bei dem Autobauer, wie er sie am Wochenende forderte, halte er derzeit für "völlig absurd".
Hannover - Der niedersächsische Ministerpräsident Christian
Wulff hat sich klar gegen eine 40-Stunden-Woche bei Volkswagen
ausgesprochen und zugleich flexiblere Arbeitszeiten bei dem
Automobilunternehmen befürwortet. Am Samstag hatte er sich noch für die Arbeitszeitverlängerung bei dem Konzern ausgesprochen, in dessen Aufsichtsrat er sitzt.
"Eine 40-Stunden-Woche bei VW wäre
im jetzigen Stadium völlig absurd", erklärte der CDU-Politiker nun der
hannoverschen "Neuen Presse". Wenn die Kapazitäten
nicht ausgelastet seien, mache Mehrarbeit keinen Sinn. Die
Automobilindustrie befinde sich derzeit in einer Absatzkrise, bedingt durch die Kaufzurückhaltung der Bevölkerung.
Bei Volkswagen stehe allerdings der Haustarifvertrag auf dem
Prüfstand, sagte Wulff weiter. Wenn der Tarifvertrag den
Wettbewerbsbedingungen angepasst werde, sei der Erhalt der 175.000
deutschen VW-Arbeitsplätze möglich. Wenn es etwa zu flexibleren
Arbeitszeiten bei VW komme, müsse dort auch ohne vollen
Lohnausgleich mehr gearbeitet werden.
Ein Sprecher der Staatskanzlei in Hannover
bestätigte am Montag die Äußerungen Wulffs. Der befindet sich mittlerweile im Spanien-Urlaub.
Haustarif läuft im September aus
Auf das Begehren nach unbezahlter Mehrarbeit reagierte die Gewerkschaft inzwischen mit Säbelrasseln. Zwei Monate vor Beginn der
Tarifverhandlungen bei Volkswagen hat die IG Metall ihre
Streikbereitschaft signalisiert.
"Bei einem Organisationsgrad von 97
Prozent werden wir nicht zulassen, dass die Arbeitnehmer abgezockt
werden", sagte der niedersächsische IG-Metall-Bezirkschef Hartmut
Meine dem "Handelsblatt". Er bekräftigte, bei der Tarifrunde
stünden für die Gewerkschaft Einkommenserhöhungen und
Arbeitsplatzgarantien im Mittelpunkt. VW nahm dazu keine
Stellung.
Die IG Metall will am 19. August erstmals über Forderungen für
die VW-Tarifrunde beraten. Der erste Verhandlungstermin ist für Mitte
September geplant. Der Tarifvertrag läuft Ende September aus. "Zum 1.
Oktober erwarten die Beschäftigten Gehaltserhöhungen", sagte Meine.
Mit dieser Forderung gehe die IG Metall in die Verhandlungen. "Wir
haben dann nach dem Ablauf der Friedenspflicht ganz andere
Möglichkeiten als die Arbeitnehmer bei Daimler."
Eine Übertragung des
Sparpakets bei DaimlerChrysler auf VW lehnte Meine ab. Die Situation
bei VW sei vollkommen anders.