Volkswagen Einstieg in die Preisschlacht
Frankfurt - Volkswagen will seine schleppenden US-Verkäufe mit einem zinslosen Darlehen ankurbeln. Damit steige der Konzern nach langem Widerstand in die Rabattschlacht unter den Herstellern auf dem hart umkämpften US-Markt ein, berichtete die "Financial Times" ohne Angabe von Quellen.
Die Wolfsburger offerieren zinslose Darlehen für bis zu 60 Monate bei Kauf seiner Jetta und Passat-Modelle. Das Angebot laufe ab dem 1. Juli und gelte bis Ende des Monats.
Ein Volkswagen-Sprecher bestätigte die Aktion gegenüber manager-magazin.de. Das Finanzierungsmodell werde durch eine TV-Kampagne begleitet, hieß es. Anhand der Resonanz will der Konzern entscheiden, ob das Angebot verlängert werde. Wie der Sprecher weiter sagte, bleibt das Volumen der Verkaufsförderungen konstant. Mehrausgaben für das zinslose Darlehen würden im Juni durch weniger Sonderaktionen kompensiert.
Anders als das Gros der deutschen Autobauer hat Volkswagen massive Probleme in den USA. Während BMW, Mercedes und Porsche im Juni Zuwächse beim Verkauf verzeichneten, verbuchten die Wolfsburger beim Absatz einen Rückgang von 12,1 Prozent.
Volkswagen verzeichnet im wichtigen US-Markt beim Beetle, Jetta, Golf und Passat Rückschläge, während der Absatz des Geländewagens Touareg mit 1706 Einheiten sehr stark war. Der VW-Verkauf schrumpfte im ersten Halbjahr 2004 um 13,4 Prozent auf 126.374 Stück. Audi of America verbuchte im Juni einen Verkaufsrückgang von 13,3 Prozent auf 6947 Autos. Die Audi-Tochter hat seit Jahresbeginn im US-Markt 37.970 Autos untergebracht, ein Minus von 7,6 Prozent.
Probleme auch in Deutschland
Auch im deutschen Heimatmarkt hat Volkswagen Probleme. Erst am Dienstag reduzierte der Verband der Automobilindustrie (VDA) seine Jahresprognosen für die gesamte Branche und rechnet nunmehr mit einem stagnierenden Markt.
Europas größter Autobauer ist nach Meinung der Beobachter von der Entwicklung jedoch besonders stark betroffen. "Am meisten wird wohl Volkswagen unter der schwachen Nachfrage leiden, da der Konzern vergleichsweise höhere Marktanteile in Deutschland als andere europäische Hersteller hat", sagte Robert Heberger, Analyst beim Bankhaus Merck Finck.
Kommen weitere Personalmaßnahmen?
Angesichts der Marktschwäche werden bei Volkswagen nach den Worten des Personalvorstands Peter Hartz im Falle einer ausbleibenden Absatzbelebung weitere Personalmaßnahmen notwendig. "Ohne eine Belebung des Absatzes werden wir mit den uns verfügbaren Instrumenten der Personalgestaltung noch deutlicher gegensteuern müssen als bisher", sagte Hartz am Mittwoch auf einer Betriebsversammlung des Unternehmens in Wolfsburg.
"Es waren große Hoffnungen auf eine Verbesserung der Marktentwicklung und des Absatzes, die wir gemeinsam mit dem Beginn des Jahres 2004 verbunden haben", sagte Hartz. Nun müsse festgestellt werden, dass das erhoffte allgemeine Wachstum bisher ausgeblieben sei.