Siemens Deutsche Standorte gerettet
München/Bochholt - Im Ringen um den Erhalt von 2000 gefährdeten Siemens-Arbeitsplätzen in Nordrhein-Westfalen gibt es eine Einigung zwischen dem Unternehmen und der IG Metall. Damit ist die Zukunft der Standorte Bocholt und Kamp-Lintfort zunächst gesichert. Die IG Metall bestätigte eine Einigung.
Siemens hatte die Absicht geäußert, 2000 der 4500 Arbeitsplätze aus den beiden in der Handy-Fertigung tätigen Werken nach Ungarn zu verlagern. Nach Unternehmensangaben könnten bundesweit 5000 Siemens-Stellen betroffen sein, wenn sich die Beschäftigten nicht etwa zu längeren Arbeitszeiten bereit erklären.
Das Kernstück des Ergänzungstarifvertrags: Die Arbeitszeit wird ohne Lohnausgleich ausgedehnt auf eine 40-Stunden-Woche. Weihnachts- und Urlaubsgeld sollen durch eine erfolgsabhängige Siemens-"Jahreszahlung" ersetzt werden.
Am Doppelstandort Kamp-Lintfort/Bocholt würden dank des Ergänzungstarifvertrags nun weiter Handys und schnurlose Telefone gefertigt. Die Vereinbarungen gelten für insgesamt mehr als 4000 Mitarbeiter. Siemens-Chef Heinrich von Pierer zeigte sich mit der Lösung zufrieden.
Kein Modellcharakter für andere deutsche Standorte
Ein Siemens-Sprecher sagte auf Anfrage, die Einigung habe keinen Modellcharakter für die gesamten Deutschland-Aktivitäten des Konzerns. Sie könnte aber ein "Grundansatz zur Flexibilisierung" sein.
Für die Standorte in Nürnberg (Trafofertigung), Kirchheim-Teck (Herstellung von Transformatoren zur Stromübertragung) und Bruchsal (Fertigung von Festnetzsystemen) hoffe Siemens, bis Ende des laufenden Geschäftsjahres 2003/04, also bis Ende September eine Lösung zu finden.
Es geht hier um 3000 Stellen. An diesen Standorten gibt es nach Aussage des Sprechers nicht nur Kosten-, sondern auch Strukturprobleme. Ein Arbeitsplatzabbau sei weiterhin nicht auszuschließen.
Am vergangenen Freitag hatten bundesweit rund 13.000 Siemens-Mitarbeiter gegen den drohenden Stellenabbau im Konzern protestiert. Die Gewerkschaft befürchtet den Abbau oder die Verlagerung von bis zu 10.000 der 137.000 Siemens-Arbeitsplätze in Deutschland. Der Konzern hatte diese Zahl zurückgewiesen und der Gewerkschaft "Panikmache" vorgeworfen.