Frankreichs umtriebiger Wirtschafts- und Finanzminister Nicolas Sarkozy hat die Geduld der Deutschen zuletzt häufig auf die Probe gestellt. So auch jetzt: Den viel gelobten exklusiven Dialog zwischen Berlin und Paris will er für weitere EU-Staaten öffnen.
Berlin - "Ich glaube an die Bedeutung der französisch-deutschen Achse. Aber dieser Dialog sollte nicht exklusiv sein", sagte Sarkozy in einem Interview der "Financial Times". Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien, Spanien und Polen sollten künftig in beträchtlichem Ausmaß zusammenarbeiten, damit die EU weiterhin funktionieren könne, sagte Sarkozy.
Frankreichs Präsident Jacques Chirac und Bundeskanzler Gerhard Schröder hatten jüngst ihre Länder als Motor der Europäischen Union (EU) bezeichnet. Die Zusammenarbeit zwischen den Regierungen in Paris und Berlin reicht aber nach Ansicht Sarkozys nicht mehr aus, um die EU nach der Osterweiterung anzutreiben.
Als Vorgriff auf die künftige europäische Verfassung forderte der Minister, schon jetzt einen "Präsidenten der Euro-Gruppe" zu wählen. Dazu sollten die Finanzminister der zwölf Euro-Länder jeweils für zweieinhalb Jahre einen ständigen Vorsitzenden bestimmen. Dadurch werde der "Embryo einer europäischen Wirtschaftsregierung" entstehen.
"Es ist wirklich gut, dass wir zwölf Länder mit einer einzigen Währung sind und theoretisch auch mit einer einheitlichen Wirtschaftspolitik und einer einzigen Zentralbank. Aber es gibt keine einheitliche Wirtschaftsführung", kritisierte Sarkozy.
Kritik übte Sarkozy auch an der nach seiner Meinung zu inflexiblen Anwendung des Europäischen Stabilitätspakts. "Die Debatte darf sich nicht allein um die Defizitgrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts drehen. Wir sind zu lax in Boomzeiten und viel zu strikt in Rezessionszeiten", sagte der französische Finanzminister.