Weber-Nominierung "Falke oder Taube?"
Berlin/Frankfurt am Main - Die überraschende Nominierung des Wirtschaftsweisen Axel Weber als Präsidentschaftskandidat der Bundesbank trifft auf weit reichende Zustimmung. Zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft äußerten sich positiv, die Bundesregierung kann offenbar sogar mit der Bestätigung durch den Bundesbank-Vorstandes rechnen.
"Das ist eine positive Überraschung", hieß es im Umfeld der Bundesbank, wie die "Financial Times Deutschland" berichtet. Weber sei eine "in Frankfurt sehr anerkannte Persönlichkeit" und genieße hohes Ansehen.
Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn der sagte der Zeitung über Weber: "Er ist ein ausgewiesener Geldpolitiker und wird den Job sicher gut machen". Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise nannte Weber einen sehr kompetenten Ökonomen. Es sei aber schwer einzuschätzen, ob Weber geldpolitisch ein Falke oder eine Taube werde. "Der Sachverständigenrat hat unter seinem Einfluss die Abkehr von der Geldmengensteuerung hin zur Inflationssteuerung gemacht", sagte Heise weiter.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, wies in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwochausgabe) darauf hin, dass mit Weber erstmals ein renommierter Wissenschaftler den Sprung an die Bundesbank-Spitze schaffen werde. "Herr Weber kennt die europäischen Zentralbanken wie seine Westentasche", wird Zimmermann zitiert. Mit ihm werde das Gewicht Deutschlands in der Europäischen Zentralbank wachsen.
Als eigentliche Herausforderung für Weber, der über keinerlei Erfahrungen mit Bürokratien verfüge, bezeichnete Zimmermann demnach die Aufgabe, die Bundesbank zu "reformieren und gesund zu schrumpfen". Er erwarte, dass sich mit Weber die Bundesbank zu einem Zentrum für monetäre Forschung entwickle. Daran habe es bislang gemangelt, sagte Zimmermann der Zeitung. Die Positionen der Bank müssten in Europa wissenschaftlich untermauert werden.
Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundesfinanzminister Hans Eichel hatten sich am Dienstagabend auf Weber als Nachfolger für den zurückgetretenen Bundesbank-Präsidenten Ernst Welteke verständigt. Für Weber hatte sich vor allem Eichel stark gemacht. Sein Ministerium erklärte, dass mit Weber "ein international ausgewiesener Experte" vorgeschlagen werde, der die Tradition der Bundesbank zur Wahrung der Preisstabilität fortsetzen werde.
Starks Verbleib im Amt ist fraglich
Schröder und Eichel wollen ihren Kandidaten in der Kabinettssitzung an diesem Mittwoch offiziell vorstellen. Anschließend erfolgt eine Anhörung vor der Bundesbank, die allerdings kein Vetorecht hat.
Nach der Entscheidung gilt der Verbleib von Bundesbankvizepräsident Jürgen Stark im Amt als fraglich. Stark war als einer der Favoriten für die Welteke-Nachfolge gehandelt, seine Nähe zur Union allerdings als Hindernis gewertet worden. Medienberichten zufolge wird er sein Amt niederlegen, falls er nicht Präsident wird. In Regierungskreisen hieß es, Stark sei vorab von der Entscheidung informiert worden.
Im Deutschlandfunk begrüßte auch der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Dieter Hundt, die Nominierung von Axel Weber für den Posten des Bundesbank-Chefs. Er denke, dass Weber die geeignete Persönlichkeit sei, um die Geschäfte der Bundesbank erfolgreich weiterzuführen und den "hervorragenden Ruf dieses Instituts in der Zukunft aufrecht zu erhalten", sagte Hundt am Mittwoch im Deutschlandfunk.