Stark, Tacke, Bofinger? Das Rätselraten um die Nachfolge Ernst Weltekes hat ein Ende. Der Kölner Professor und Wirtschaftsweise Axel Weber soll überraschend an die Spitze der Bundesbank treten. Für den neuen Kandidaten gibt es sogar Vorschusslorbeeren aus der Opposition.
Berlin - Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundesfinanzminister Hans Eichel (beide SPD) haben sich auf Axel Weber als Nachfolger für den zurückgetretenen Chef der Deutschen Bundesbank, Ernst Welteke, geeinigt. Das bestätigte der Sprecher des Finanzministeriums, Jörg Müller, am späten Dienstagabend in Berlin. Die Ernennung des parteilosen Geld- und Währungswissenschaftlers stieß bei der Union in einer ersten Reaktion auf Zustimmung.
Der 47-jährige Weber ist Wirtschaftsweiser im Sachverständigenrat der Bundesregierung. Der Professor für Internationale Ökonomie an der Universität Köln ist seit 2002 Mitglied des Gremiums. Der Personalvorschlag soll am Mittwochvormittag dem Bundeskabinett unterbreitet werden.
Weber studierte Volkswirtschaftslehre und Verwaltungswissenschaften in Konstanz und Siegen. Er gilt als Spezialist für Geldtheorie sowie für Geld- und Währungspolitik, in seinen Arbeiten sind Theorie wie Empirie gleichermaßen berücksichtigt. Weber ließ sich bisher einer bestimmten wirtschaftspolitischen Richtung nicht zuordnen.
In Regierungskreisen hieß es, der parteilose Weber habe
bereits zugesagt, sich für das Amt nominieren zu lassen. Mit seiner Berufung wolle die Bundesregierung ihren Willen unterstreichen, die Unabhängigkeit der Bundesbank zu wahren. Weber verfüge über profunde Kenntnisse in Finanz- und Wirtschaftsfragen und habe als Wissenschaftler Erfahrungen in Deutschland, Großbritannien und den USA gesammelt.
Merz: "Fachlich überzeugender Vorschlag"
Schröder und Eichel hatten nach Angaben aus Regierungskreisen am Montag und am Dienstag vertraulich über die Nachfolge des am vergangenen Freitag abgetretenen Welteke beraten. Der Bundesbank-Vorstand hat kein Recht, gegen den Vorschlag Einspruch zu erheben. Er hat allerdings ein Recht auf Anhörung und wird nach Befragung Webers der Bundesregierung seine Stellungnahme zuleiten. Als Bundesbank-Präsident wird Weber für Deutschland auch dem Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) angehören.
Der stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz (CDU) hat die Entscheidung für Weber in einer ersten Stellungnahme grundsätzlich positiv bewertet. Das Votum sei eine "fachlich in jeder Hinsicht überzeugende Lösung", sagte Merz am Dienstagabend der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Ob Weber allerdings den schwierigen Umstrukturierungsprozess der Bundesbank als Behördenchef bewältigen könne, müsse sich erweisen.
Der bisherige Amtsinhaber Welteke, 61, war am Freitag wegen der so genannten Hotelkosten-Affäre als Bundesbank-Präsident zurückgetreten. Sein Fall hatte Diskussionen über den Einfluss der Politik auf die Bundesbank ausgelöst. Zahlreiche Namen wurden als mögliche Nachfolger gehandelt - Axel Weber war nicht dabei. Neben dem Vizepräsidenten der Bundesbank, Jürgen Stark, und den Staatssekretären Caio Koch-Weser und Alfred Tacke war auch über den Wirtschaftsweisen Peter Bofinger, den früheren Chef der DZ-Bank, Bernd Thiemann, sowie das ehemalige Direktoriumsmitglied der Bundesbank, Gerhard Häusler, spekuliert worden.