Bis zu eine Milliarde Euro soll das neue Zuhause der EZB am Main vermutlich kosten. Das Wiener Architekturbüro Coop Himmelb(l)au hat den ersten Platz für sein Modell einer europäischen Bankenzentrale erhalten. manager-magazin.de zeigt diesen und weitere Entwürfe in einer Fotogalerie.
Frankfurt am Main - Für Lucas Papademos, Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), hat der Standort des neuen EZB-Gebäudes zumindest einen unschlagbaren Vorteil: Für 60 Millionen Euro habe man "das Grundstück zu sehr günstigen Konditionen erworben", so Papademos vor einigen Tagen im Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt.
Zweiter Platz: Das Modell des Architektenbüros ASP Schweger
Assoziierte, Berlin
Sieger-Modell: Coop
Himmelb(l)au aus Wien, Österreich, gewann den Architekturwettbewerb der EZB
Dritter Platz: Die Architekten von "54f"/T.R. Hamzah & Yeang, deren Hauptbüros in Darmstadt und dem malaysischen Selangor sind, kamen auf Platz drei im Wettbewerb
Coop Himmelb(l)au: Der erstplatzierte Entwurf für das neue EZB-Domizil am Mainufer
Foto: Markus Pillhofer
Coop Himmelb(l)au: Laut Architekt Prix sind die "gedrehten" Wände des Gebäudeentwurfs der teuerste Part
Foto: Markus Pillhofer
Coop Himmelb(l)au: Doppelter Skyscraper mit transparentem Mittelteil
Foto: Stefan Laub
Doppelspitze bei Coop Himmelb(l)au: Helmut Swiczinsky
Foto: Aleksandra Pawloff
Doppelspitze bei Coop Himmelb(l)au: Wolf D. Prix
Foto: Aleksandra Pawloff
Die neue EZB:So (ähnlich) wird sie aussehen Klicken Sie auf ein Bild, um zur Großansicht zu gelangen.
Vor rund 80 Journalisten stellte der EZB-Vize drei Modelle für die neue Zentrale vor, die unter 71 Bewerberentwürfen ausgewählt worden waren. Der Entwurf des Österreichers Wolf Prix von der Agentur Coop Himmelb(l)au landete auf dem ersten Platz: Typisch für die international tätige Agentur sollen expressionistische - und damit häufig im Wortsinn schräge - Gebäudekonstruktionen sein.
"Sehr interessiert an kostengünstigen Bauten"
Der erstplatzierte Entwurf für die neue EZB zeigt als markanteste Merkmale zwei gleich hohe, "schräge" Türme, die sich leicht spitz zulaufend in die Höhe drehen. Zwischen den Türmen befinden sich voluminöse Stahlträger hinter einer Glasfront als verbindendes Element. "Das Verdrehen der Türme ist natürlich teuer", sagte Architekt Prix.
Kosten sparen will der Architekt dagegen bei der Integration der 220 Meter langen und 50 Meter breiten Großmarkthalle, im Volksmund auch Gemieskerch genannt. Die von Martin Elsässer 1926 bis 1928 errichtete Beton-Halle bis zu 23 Metern Höhe steht unter Denkmalschutz. Sie fungiert im Entwurf von Prix als Eingangsbereich - neben dem ein weiterer "Groundscraper" entsteht.
EZB-Vize Papademos wies während der Pressekonferenz darauf hin, dass der Himmelb(l)au-Entwurf noch nicht verbindlich für das Bauprojekt sei. Bis März will der EZB-Rat vielmehr mitteilen, welche der drei erstplatzierten Büros ihre Pläne verfeinern dürfen. Der EZB-Vize erklärte außerdem, dass neben den 15 bestehenden auch die zehn kommenden EU-Mitgliedsstaaten für die Finanzierung des Gebäudes aufkommen werden. Da man öffentliches Geld ausgebe, sei man "sehr interessiert an kostengünstigen Bauten".
Eröffnung für 2008 geplant
Nach den Wienern folgt auf dem zweiten Platz "ASP Schweger Assoziierte" in Berlin, den dritten Rang belegt das Büro "54 f" (Darmstadt/Malaysia). Im September 2004 soll die verbindliche Entscheidung über den architektonischen Entwurf fallen.
Für das Jahr 2006 ist der Baubeginn geplant, zwei Jahre später sollen die ersten EZB-Bediensteten in das neue Gebäude einziehen.
Momentan sind die 1200 Mitarbeiter auf drei Standorte in der Stadt verteilt, bis zu 2500 Mitarbeiter, so die Vorgabe der EZB bei der Ausschreibung, werden in dem neuen Gebäude Platz finden.
Als groben Anhaltspunkt für die Kosten nennt das "Handelsblatt" eine Milliarde Euro. Dabei wurde der Turm der Commerzbank als Vergleichsimmobilie genutzt. Der Turm hat eine Hauptnutzfläche von 52.700 Quadratmetern und eine Gesamtfläche von 85.500 Quadratmetern. Er kostete 1997 ohne Grundstück 600 Millionen Mark. Die Architekten geben die Hauptnutzfläche des EZB-Komplexes mit rund 97.000 Quadratmetern und die Gesamtfläche mit knapp 200.000 Quadratmetern an.