Auf Weisung der Kartellwächter müssen sich die Schweden von ihrem profitablen Lkw-Bauer trennen. Vorstandschef Johansson bestätigt, dass über den Verkauf der Anteile verhandelt werde. Eine Lösung muss bis zum 23. April gefunden sein.
Göteborg / Frankfurt - Volvo-Chef Leif Johansson hat am Dienstag den Schleier um die Zukunft des nicht unbedingt größten, aber erfolgreichsten europäischen Lkw-
und Busbauers Scania ein kleines Stück
gelüftet. Sein Unternehmen verhandele den Auflagen der
Brüsseler Kartellwächter entsprechend mit "mehreren Interessenten" über den
Verkauf der eigenen Anteile, teilte Johansson in Göteborg bei der
eigenen Bilanzveröffentlichung mit.
Ob und in welcher Kombination
dabei der als Interessent immer wieder genannte deutsche Konkurrent
MAN, Volkswagen oder die schwedische
Wallenberg-Gruppe mit ihrer Finanzholding Investor die besten
Aussichten haben, behielt Johansson für sich.
Neu war, dass Volvo bei
Nichteinigung bis zum 23. April nach dem Willen der
EU-Kommission die eigene Beteiligung über 45,5-Prozent in eine neu
geschaffene Finanzgesellschaft überführen muss. Von da an könnten die Anteile teils an eigene
Aktionäre ausgeben und teils am Markt angeboten werden, hieß es von Konzernseite . Es sei denn,
Brüssel stimmt vorher noch der aus der westschwedischen Autostadt
erbeteten Fristverlängerung zu.
Das Drama um den Scania-Anteil von Volvo beschäftigt die
Brummi-Branche, seit die EU-Kommission 2000 den sieben Milliarden
Euro schweren Übernahmeversuch von Volvo bei Scania per Verbot stoppte - wegen
eines Marktanteils von zusammen 90 Prozent in Skandinavien. Volvo
übernahm daraufhin quasi im Handstreich die Lkw-Sparte von Renault SA, für die Brüssel grünes Licht gab - allerdings unter der Auflage, sich von Scania zu trennen.
Die Wallenberg-Lösung gilt als wahrscheinlichste
Seitdem spekuliert die Branche über einen möglichen Käufer. Der
bekäme immerhin 30,7 Prozent der Stimmen und 45,6 Prozent des
Kapitals an der Gewinnmaschine Scania, müsste jede Entscheidung hier
allerdings mit Volkswagen abstimmen. Denn nach dem Scheitern der
Scania-Übernahme hatte sich der damalige VW-Chef Ferdinand Piëch
seinerseits für 1,6 Milliarden Euro 34 Prozent der Stimmen und 18,7
Prozent des Kapitals von Scania für die Wolfsburger gesichert.
Lange Zeit galt Volkswagen als fast zwingend logischer Kandidat
für die Übernahme des Scania-Paketes von Volvo. Aber aus
Niedersachsen häuften sich Dementis. Dabei würde Scania-Chef Leif
Östling am liebsten eine Aufteilung des von Volvo gehaltenen Paketes
unter seinen beiden Hauptaktionären, Volkswagen und der zum
Wallenberg-Imperium gehörenden Finanzholding Investor AB sehen.
Östling wird deshalb auch nicht müde, diese Variante immer wieder als
"ausreichend stabile Eignerstruktur" zu bezeichnen.
Einem Zusammengehen mit dem Münchner Nutzfahrzeugbauer MAN hat
Östling dagegen eine barsche Absage erteilt und in diesem Fall mit
dem Rückzug des kompletten Scania-Managements gedroht. In Stockholm
wurde am Dienstag überwiegend spekuliert, dass sich Volvo mit
Investor auf eine für die EU-Kommission akzeptable Lösung einigen
will.