DaimlerChrysler Premiere in Nippon
Tokio - Das Rampenlicht ist seine Sache nicht. Doch abseits der Scheinwerfer tüftelt Eckhard Cordes (52), DaimlerChrysler-Vorstand für Nutzfahrzeuge, immer wieder große Deals aus. Er gilt als der Stratege des Konzerns. Seit an Seit mit Konzernlenker Jürgen Schrempp nahm er von der Diversifikationsstrategie Reuters Abschied und vollführte den Einstieg in die automobile Welt AG.
Nun hat der "Herr der Laster" offenbar wieder ein großes Geschäft ausgemacht. Wie die Zeitung "Nihon Keizai" in ihrer Dienstagausgabe berichtet, will die Mitsubishi Motors Corp. ihren Anteil von 42 Prozent an Japans größten Nutzfahrzeughersteller, Mitsubishi Fuso Truck, an DaimlerChrysler sowie andere Unternehmen der Mitsubishi-Gruppe verkaufen.
Wie es in dem Bericht heißt, will Mitsubishi Motors 22 Prozent an DaimlerChrysler und 20 Prozent an die Mitsubishi-Gruppe verkaufen. Die Veräußerung soll im kommenden Frühjahr erfolgen. DaimlerChrysler bezeichnete den Bericht gegenüber manager-magazin.de als "reine Spekulation". Wie das Blatt weiter berichtet, soll der Verkaufspreis für den Lkw-Hersteller rund 100 Milliarden Yen (760 Millionen Euro) betragen.
Fuso - Marktführer in Asien
Mit dem Deal wäre nach Ansicht von Experten beiden Seiten geholfen. Für DaimlerChrysler wäre die Realisierung des Plans ein logischer Schritt. Fuso ist nämlich mit 30 Prozent Marktführer in Japan. Und Asien ist laut Cordes einer der am schnellsten wachsenden Nutzfahrzeugmärkte der Welt. Cordes, der vergangenes Jahr seinen Lkw-Führerschein gemacht hat, setzt auf Skaleneffekte zwischen den Konzernmarken in Europa, in den USA und in Asien.
Nur durch die Größeneffekte bei Motoren und im Antriebsstrang könne die Rendite des größten Lkw-Herstellers der Welt verbessert werden, hatte Cordes wiederholt erklärt. In der neuen Struktur des Lkw-Geschäfts, die ab 1. Januar 2004 gilt, hatte DaimlerChrysler eine mögliche Integration von Fuso bereits berücksichtigt.
Für Mitsubishi Motors wäre das Geschäft ebenso aussichtsreich. Schließlich leidet der japanische Autobauer unter Kapitalknappheit. Schon zwei Mal in der Vergangenheit klopften Mitsubishi Manager bei DaimlerChrysler an, um ihrem Wunsch nach einer Kapitalspritze Ausdruck zu verleihen. Doch Schrempps Mannen ließen die Japaner jeweils abblitzen.
Mitsubishi Motors, an der Daimler-Chrysler mit 37 Prozent beteiligt ist, hatte dem Stuttgarter Weltkonzern zuletzt heftige Kopfzerbrechen bereitet. Die Nummer vier unter den japanischen Autoherstellern hatte kürzlich enttäuschende Zahlen vorgelegt. Danach hatte Mitsubishi Motors in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres bis September operativ einen Verlust von 76,35 Milliarden Yen (rund 615 Millionen Euro) eingefahren. Das Minus übertraf die bisherigen Erwartungen damit um das Fünffache.
Fuso-Deal wäre Premiere in Japan
Die japanische Autoschmiede gilt damit neben Chrysler als zweiter Klotz am Bein von Daimler. Analysten befürchten, dass die Stuttgarter in diesem Jahr wegen Mitsubishi ihr operatives Gewinnziel von rund fünf Milliarden Euro verfehlen könnten. Doch DaimlerChrysler hatte seine Ziele nicht verändert.
Mitsubishi Motors wird sich - vorausgesetzt, das Geschäft kommt zu Stande - künftig auf den Pkw-Bau spezialisieren. Der Verkaufserlös soll für die Entwicklung neuer Fahrzeuge verwendet werden, heißt es offiziell. Das Geschäft mit Mitsubishi Motors hätte für DaimlerChrysler Premieren-Charakter. Der Lkw-Hersteller wäre der erste japanische Automobilbauer, der mehrheitlich in Besitz eines ausländischen Unternehmens übergehen würde. An Mitsubishi Fuso sind derzeit neben Mitsubishi Motors (42 Prozent) DaimlerChrysler mit 43 Prozent und die Mitsubishi-Gruppe mit 15 Prozent beteiligt.
Fuso - profitables Unternehmen
Mitsubishi Fuso war im Januar 2003 durch die Abspaltung der Lkw/Bus-Sparte von der Mitsubishi Motors entstanden. Derzeit kooperiert die Gesellschaft mit DaimlerChrysler bereits im Bereich Ersatzteile, zudem werden gemeinsam Motoren für große Lkw entwickelt.
Fuso Truck ist ein profitables Unternehmen, dass - wie CEO und Präsident Wilfried Porth, kürzlich sagte - die für das Gesamtjahr gestellten Gewinnziele bereits nach den ersten sechs Monaten erreicht hatte. Im ersten Halbjahr wurde ein operativer Gewinn von 13,5 Milliarden Yen (107 Millionen Euro) erzielt. Der Absatz stieg um fünfzig Prozent auf dem asiatischem Markt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Dass aber auch bei einem Eckhard Cordes nicht immer alles rund läuft, musste der Vorstand erst kürzlich erfahren: So sagte Chung Mong Koo - der Koreaner kontrolliert 26 Prozent der Aktien beim Autohersteller Hyundai - Gespräche über eine geplantes Joint Venture von Hyundai und DaimlerChrysler für Nutzfahrzeuge ab. Der Anlass: Chung ist verärgert, weil DaimlerChrysler in China mit der Beijing Automotive Industry Holding Company (BAIC) Mercedes-Benz-Fahrzeuge bauen will. Chung meint, Hyundai habe eine Exklusivvereinbarung mit BAIC, nach der die Chinesen nur Fahrzeuge der Koreaner bauen. Ein Problemfall, den Cordes lösen muss.