Berlin/Nürnberg - Der US-Autozuliefer
Delphi Automotive in Troy, Michigan, übernimmt das Autoradio-Geschäfts des insolventen Elektronik-Konzerns Grundig. Der Kaufpreis von 58 Millionen Euro umfasse 55 Millionen in bar und die Übernahme der Nettoschulden, erklärte Delphi.
"Damit sind wir einen entscheidenen Schritt vorangekommen. Die Zusammenarbeit mit dem Weltmarktführer unter den Automobilzulieferern eröffnet Grundig große Chancen, zu reüssieren", sagte Konzernsprecher Holm Kilbert gegenüber manager-magazin.de.
Rund tausend Arbeitsplätze, darunter 215 am Standort Nürnberg und rund 620 in Portugal, sollen durch die Übernahme der Grundig Car Intermedia Systems (GCIS), die auch Telematik-Systeme herstellt, gesichert sein.
Im Grundig Werk in Braga (Portugal) sollen bis 2004 neben Autoradios auch insgesamt 400.000 Obus gefertigt werden. Die Einbaugeräte für LKWs sind zur automatischen Erfassung der (mehrfach verschobenen) Maut in Deutschland vorgesehen. Die Obus erfassen als zentrale Elektronik den Standort der LKWs per Satellitennavigation und steuern die Weitergabe der Daten per Mobilfunk zur Erfassung und Abrechnung der Maut-Kilometer.
Kartellamt bereits vor zwei Wochen eingeschaltet
Grundig erwirtschaftet im Bereich Autoradios nur etwa ein Fünftel des Umsatzes durch den Verkauf von Endgeräten an Konsumenten. Der Löwenanteil der Produktion wird auf den Fabrikstraßen der Automobilkonzerne als Erstausstattung montiert, größter Kunde ist der Volkswagen-Konzern.
Delphi hatte bereits Anfang November beim
Bundeskartellamt einen Antrag auf wettbewerbsrechtliche Prüfung einer Übernahme der Grundig Car Intermedia Systems eingereicht.
Gespräche mit vier interessierten Parteien zu HIS
Das Amtsgericht Nürnberg hatte am 1. Juli das
Insolvenzverfahren über die Grundig AG wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung eröffnet. Der fränkische Unterhaltungselektronikhersteller hatte Mitte April nach jahrelanger ergebnisloser Suche nach einem finanzstarken Investor Insolvenzantrag gestellt und wird jetzt von Insolvenzverwalter Siegfried Beck gesteuert.
Trotz des Verkauf des Autoradio-Geschäfts ist die Zukunft des zentralen Bestandteils des Traditionskonzerns, der TV- und Videosparte HomeIntermedia System (HIS), nach wie vor offen. Beck betonte jedoch am heutigen Montag, dass Gespräche mit vier interessierten Parteien zu HIS zügig fortgesetzt werden.
Die Geschäftsplanungen laufen laut einer früheren Äußerung von Insolvenzverwalter Beck "mindestens auf eine schwarze Null" hinaus. Weder die finanziellen Altlasten belasteten das Neugeschäft, noch die millionenschweren Pensionsverpflichtungen. Diese hätten an einen externen Anbieter abgegeben werden können.