Deutschlands zweitgrößter Discounter Lidl ist dem Branchenprimus dicht auf den Fersen. Die neuen GfK-Zahlen belegen: Aldi verliert immer mehr Marktanteile an seinen schärfsten Konkurrenten aus Neckarsulm. Dessen Vorteil: Er setzt weniger stark auf No-Name-Produkte.
Nürnberg - Lidl holt langsam aber sicher Aldi ein. In den ersten drei Quartalen 2003 legte Lidl beim Umsatz rasant um 12,6 Prozent zu, Aldi (Nord und Süd) kam nur auf ein Plus von 5,6 Prozent. Das berichtete die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Montag. Aldi verlor dabei im ersten Halbjahr 78 Millionen Euro Umsatz direkt an den schwäbischen Rivalen. Lidl profitiere von Sortimentserweiterungen und Neueröffnungen.
Auch die Discounter Plus, Penny und Netto gaben zusammen Erlöse von 55 Millionen Euro an Lidl ab. Der Jahresumsatz des Konzerns wird vom Branchendienst M+M Eurodata auf 30 Milliarden Euro geschätzt. Die Aldi-Gruppe kommt auf etwa 37 Milliarden Euro.
Lidl-Alleinherrscher Dieter Schwarz ist damit seinem Traum wieder ein Stück näher gekommen. Seit Jahren will er die Aldi-Brüder Karl und Theo Albrecht die bisher unangefochtene Marktführerschaft abjagen. Inzwischen hat der Neckarsulmer bereits bei Effizienz und Ertrag zu den Supermarkt-Legenden und reichsten Deutschen aufgeschlossen. Auch bei der Filialenanzahl kann sich Lidl mit dem ärgsten Konkurrenten ohne Weiteres messen: Aldi kommt europaweit auf rund 5800 Geschäfte, Lidl auf 5600.
Im Ausland hat Lidl Aldi längst überholt. In Frankreich bringen die 1050 Filialen nach Branchenschätzungen jährlich Gewinne in dreistelliger Millionenhöhe.
Für die Konsumforscher der GfK kommt das gute Lidl-Ergebnis nicht überraschend: Aldi bekomme das zu geringe Angebot an Non-Food-Artikeln in seinen Regalen zu spüren.
Viele Kunden der Discounter wollen demnach nicht mehr nur billige Wurst und Milch kaufen, sondern auch Elektro- und Haushaltsartikeln - und in diesem Bereich hat Lidl die Nase vorn.
Zweiter Lidl-Vorteil: Der Discounter hat mehr Markenartikel in den Regalen. Die Verbraucher, die nach der Einführung des Euro lange Zeit hauptsächlich billige Produkte kaufen wollten, sind wieder bereit, einen höheren Preis für bekannte Marken zu zahlen. Lidl hat dies rechtzeitig erkannt: Das Sortiment aus 1200
Artikeln ist ein Mix aus Nachahmer- und Markenprodukten. Bei Aldi sind zwei von drei Produkten No-Name-Artikel die jedoch vielfach von Marken-Herstellern produziert und nur unter anderem Namen vertrieben werden.