Wenn die Arbeitnehmervertreter zustimmen, hätte Vorstandschef Claassen nichts dagegen, die Vier-Tage-Woche einzuführen. 350 Millionen Euro sollen in dem Konzern mit 13.000 Beschäftigten so gespart werden - damit nächstes Jahr ein Gewinn in der Bilanz steht.
Karlsruhe - Der Vorstandschef des Energiekonzerns EnBW,
Utz Claassen, sieht in einer Vier-Tage-Woche ohne Lohnausgleich eine
Alternative zu Massenentlassungen.
Er habe das im informellen
Gespräch den Spitzenvertretern der Arbeitnehmer des Unternehmens
vorgeschlagen, sagte Claassen der Wirtschaftszeitung "Financial Times
Deutschland" (Montagausgabe). "Es ist Sache der Arbeitnehmervertreter
zu entscheiden, ob sie durch ein solches Solidaropfer
betriebsbedingte Kündigungen überflüssig machen wollen", fügte
Claassen hinzu.
Unterdessen trafen sich am Montagvormittag in Heilbronn rund 2000
Beschäftigte von EnBW zu einer Betriebsversammlung, wie ein Sprecher
der Gewerkschaft Verdi sagte. Ein EnBW-Sprecher betonte den inoffiziellen Charakter von Claassens Anregung:
"Herr Claassen hat gesagt, dass er sich die Vier-Tage-Woche ohne
Lohnausgleich vorstellen kann, aber nicht, dass dies ein Beschluss
oder eine Alternative ist, die von ihm offiziell eingebracht wurde."
Der Vorstandschef bestritt gleichzeitig Angaben von
Arbeitnehmervertretern, wonach das Unternehmen sich auf den Abbau von
3700 der insgesamt 13.000 Arbeitsplätze festgelegt habe. "Für den Vorstand sind nicht
bestimmte Personalzahlen entscheidend", sagte Claassen. Es müssten
vielmehr Personalkosten in Höhe von 350 Millionen Euro eingespart
werden.
Außer durch Kündigungen sei dieses Ziel auch durch den Abbau
übertariflicher Leistungen, Frühruhestand und die Nichtverlängerung
befristeter Verträge zu erreichen.
"Je größer die Einsparungen aus den übertariflichen Leistungen
sind, desto weniger Personalabbau ist erforderlich", sagte der
EnBW-Chef. Ziel müsse es sein, 2004 wieder mit einem Gewinn nach
Steuern abzuschließen. Bis 2006 soll der Energiekonzern
Kosten in Höhe von einer Milliarde Euro einsparen.