Commerzbank Aufbruch Ost
Frankfurt - Die Commerzbank will ihre Präsenz in Mittel- und Osteuropa verstärken und deshalb in den nächsten zwölf Monaten ihren Anteil an der polnischen Bre Bank von derzeit 50 auf bis zu 75 Prozent erhöhen. "Wir haben die erste Genehmigung dafür und wollen unseren Anteil auch erhöhen", bestätigte ein Commerzbank-Sprecher am Donnerstag.
Die polnische Bankenaufsicht hatte der drittgrößten deutschen Bank kurz zuvor die Genehmigung erteilt, binnen Jahresfrist ihren Anteil auf 66 bis 75 Prozent aufzustocken. Die Erlaubnis der polnischen Börsenaufsicht steht noch aus - Branchenexperten erwarten aber, dass sie erteilt wird.
Bre Bank ist an der Börse 570 Millionen Euro wert
Zu Schlusskursen vom Mittwoch hatte die siebtgrößte gelistete Bank Polens einen Börsenwert von rund 570 Millionen Euro, so dass ein Anteil von 25 Prozent ohne Paketaufschlag rund 142 Millionen Euro kosten würde.
Das Warschauer Institut hat in den vergangenen Jahren unter einer hohen Risikovorsorge für faule Kredite und einigen riskanten Aktieninvestments gelitten, so dass 2002 Verluste eingefahren wurden. 45 Prozent der Bre-Aktien sind im Streubesitz, fünf Prozent hält eine polnische Pensionskasse.
Vorstand hat den Deal noch nicht terminiert
Im Commerzbank-Vorstand gibt es noch keinen Beschluss über Zeitpunkt und Umfang der Transaktion. "Die Entscheidung der Bankenkommission versetzt uns in die Lage, diese gute Position auf den expandierenden Bankenmärkten Polens und seiner Nachbarländer bei Bedarf weiter ausbauen zu können", sagte Vorstandsmitglied Andreas de Maizière, der zugleich stellvertretender Aufsichtsratschef der Bre ist.
"Die Bre Bank ist unser weitaus wichtigstes Engagement in Mittel- und Osteuropa und eines unserer größten im Ausland überhaupt", so de Maizière weiter. Sie habe Stärken im Firmenkundengeschäft und Investment Banking sowie im Filialkundengeschäft. Der Marktanteil der Bre Bank betrage mehr als sechs Prozent.
Analysten waren sich uneins über die Ambitionen der Commerzbank. Alexander Plenck von der Bankgesellschaft Berlin schätzte den Schritt positiv ein: "Eine Anteilserhöhung könnte sich für die Commerzbank mittelfristig auszahlen, wenn die Bre tatsächlich die Ertragswende geschafft hat."
Analyst vermutet einen Plan zur Kapitalerhöhung
Steht der polnischen Bank eine Kapitalerhöhung ins Haus?
Robert Sobieraj von der polnischen Baank PKO BP geht davon aus, dass die Bre vor einer Kapitalerhöhung steht und Schützenhilfe von ihrem Großaktionär braucht. "Ich vermute, dass die Bre neue Aktien ausgeben will und die Commerzbank davon einen substanziellen Teil kauft." Die Bre-Aktien zogen am Nachmittag nur kurzfristig an und lagen gegen 17.30 Uhr mit 1,4 Prozent im Minus bei 108 Zloty. Commerzbank-Papiere notierten mit 0,95 Prozent im Minus bei 13,55 Euro.
Möglich ist, dass der Bre-Aktienkurs in den kommenden Tagen von einem weiteren Ereignis beeinflusst wird: Die Bre Bank ist mit 20 Prozent an dem im Insolvenzverfahren befindlichen Energieversorger Elektrim beteiligt, dem wiederum ein Teil des führenden polnischen Mobilfunkanbieters PTC gehört. Der Deutschen Telekom gehören bereits 49 Prozent von PTC - für den Rest bietet sie eine Milliarde. Bisher scheiterte der Kauf aber am Veto von Elektrim, die mehr Geld verlangte.
Commerzbank hält an drei Beteiligungen fest
Am Mittwoch hatte die Commerzbank während eines Investorentages in Glashütten/Taunus die Trennung von weiteren nicht-strategischen Beteiligungen bekräftigt.
Selbst auf dem derzeitigen niedrigen Zinsniveau könnte das Zinseinkommen dadurch um jährlich rund 100 Millionen Euro steigen, hieß es. Mit dem Abbau wolle sich die Bank allerdings Zeit lassen. An den Anteilen am italienischen Versicherer Generali, an der italienischen Mediobanca Banca di Credito Finanziario und dem Online Broker Comdirect werde festgehalten.
Erst Ende August hatte die Bank einen Anteil von 16,8 Prozent an der Korea Exchange Bank (KEB) zum Buchwert von 120 Millionen Euro an die Investmentgesellschaft Lone Star Fund verkauft. Die Commerzbank hatte ihre Vorzugsaktien der koreanischen Bank veräußert. Die KEB-Stammaktien von 15,75 Prozent blieben im Besitz der drittgrößten deutschen Bank. Sie sollen zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls veräußert werden.