Offiziell haben Siemens und ThyssenKrupp ihre Pläne zum Bau weiterer Schwebebahnen in China noch nicht begraben. Doch Transrapid-Projektleiter Xiangming dämpft die Hoffnung. Die Patente der Deutschen seien abgelaufen und damit bereit zum Kopieren.
Shanghai - China möchte weitere Schwebebahn-Strecken am liebsten ohne direkte Beteiligung ausländischer Firmen bauen. Nach Ansicht des Shanghaier-Transrapid-Projekleiters Wu Xiangming wäre das kein Problem, denn Siemens und andere haben es angeblich versäumt, sich in China die notwendigen Patente sichern zu lassen.
Der als Commander Wu bekannte Projektleiter beschreibt in einem Aufsatz für die Fachzeitschrift "China Comprehensive Transportation", wie sein Land in den kommenden Jahren die weltweite Führung in der Transrapid-Technologie an sich ziehen könne. Das berichtet das "Handelsblatt".
Wu schreibt der Zeitung zufolge: "Wenn wir uns früh entscheiden, unser eigenes Magnetschwebebahn-System zu entwickeln, können wir auf diesem Gebiert führend werden". Dass deutsche Unternehmen wie Siemens und ThyssenKrupp wesentliche Patente für die Transrapid-Technologie besitzen, ficht den Commander offenbar nicht an.
In dem Artikel verweist er darauf, dass die Deutschen ihr Produkt in den vergangenen zehn Jahren nicht wesentlich weiter entwickelt hätten. In der Folge seien nach chinesischem Recht die Verlängerungsfristen für die Registrierung der fraglichen Patente in China verstrichen. Die Volksrepublik habe folglich die Möglichkeit, selbst eine Magnetschwebebahn zu bauen.
"Technologie, die unser Land reicher macht"
Viele Module des Zuges könne China im Prinzip selber herstellen, so Wu. Durch eine Fertigung im Land ließen sich die Kosten pro Kilometer gebauter Strecke seiner Ansicht nach um gut 40 Prozent reduzieren. Für einige Komponenten, welche die Volkrepublik nicht herstellen könne, werde ein ausländischer Konzern einspringen - nach Informationen des "Handelsblatts" handelt es sich um Siemens. "Wenn wir diese Gelegenheit ergreifen", wird Wu zitiert, "werden wir eine Schlüsseltechnologie kontrollieren, die unser Land reicher macht."
Wu's Äußerungen dürften deutschen Transrapid-Managern von Siemens und ThyssenKrupp stark missfallen. Allerdings ist in Sachen Transrapid-Technik schon seit gut einem halben Jahr an die Stelle von Euphorie Frustration getreten - denn Folgeaufträge in China werden immer unsicherer: "Es sieht lausig aus", sagte unlängt ein hoher deutscher Manager, der an dem Projekt in China beteiligt ist.
Fraglich ist derzeit vor allem ob - wie ehemals geplant - auf der Langstrecken-Schnellverbindung zwischen den Metropolen Peking und Schanghai der Transrapid einmal fährt. China plant mittlerweile die Strecke mit traditioneller Rad-Schiene-Technik auszurüsten. Der Transrapid würde die Reisezeit von 14 Stunden auf dreieinhalb Stunden verkürzen. Doch chinesische Kritiker bemängeln, die deutsche Technologie sei noch zu wenig erprobt.
Das umstrittene technologische Hoffnungsprojekt wird seit dreißig Jahren von der Bundesregierung gefördert und hat den deutschen Steuerzahler bisher 1,2 Milliarden Euro gekostet.