Die Supermarkt-Kette steigt aus dem bundesweiten Rücknahme-System aus und will nur für jene Dosen Pfand zahlen, die auch bei Spar gekauft wurden. "Geht nicht", kontert das Umweltministerium. Der Einzelhandelsverband dagegen triumphiert.
Berlin - Beim Dosenpfand steht den Verbrauchern neue
Verwirrung ins Haus. Die Spar-Gruppe verkündete am Mittwoch
ihren Ausstieg aus dem bundesweiten Rücknahmesystem, das der Kioskversorger Lekkerland-Tobaccoland aufbaut.
Spar will stattdessen
bei einem System der Vfw AG mitmachen, das mit
Pfand-Sicherheitscoupons arbeitet. Diese müssten dann in Sparläden
zusammen mit Dosen oder Einwegflaschen zurückgegeben werden.
Das Umweltministerium versicherte, die Entscheidung habe
keinerlei Bedeutung für den Verbraucher. Ab 1. Oktober müsse jeder
Laden, der Getränkedosen oder Einwegflaschen verkaufe, solche
Verpackungen unter allen Umständen zurücknehmen, sagte
Ministeriumssprecher Michael Schroeren. Dies sei unabhängig davon,
ob die Verpackungen besonders gekennzeichnet seien oder die Händler
beim Verkauf eine Zusatzmarke ausgäben. "Die Zettelwirtschaft wird
ein Ende haben", sagte Schroeren.
HDE: Nun ist eine Zwangspfand-Alternative gefragt
Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels sieht hingegen in der
Ankündigung der Spar-Gruppe mit rund 2500 Märkten eine Art
Todesstoß für das Lekkerland-Rücknahmesystem und damit für das
Dosenpfand insgesamt. "Damit wächst der Druck auf die Politik, eine
Alternative zum Zwangspfand zu suchen", sagte HDE-Sprecher Hubertus
Pellengahr.
Das von Umweltminister Jürgen Trittin als bundesweites
Rücknahmesystem angekündigte Lekkerland-Projekt werde so weit
ausgehöhlt, dass es die EU nicht akzeptieren werde. Somit werde die
EU-Kommission einschreiten. "Dies ist ein schwerer Rückschlag für
Trittin", sagte Pellengahr. "Wir halten die ganze Situation für
untragbar."
Die Spar-Gruppe ist mehrheitlich im Besitz der französischen ITM Enterprises S.A.. Deren im Mai verkündetes Sanierungskonzept sieht vor, dass sich Spar komplett von seinen Verbrauchermärkten trennt. Danach werden bis Ende diesen Jahres weitere 100 Verbrauchermärkte mit dem Namen Eurospar oder Intermarché schließen und 170 Objekte verkauft oder an selbstständige Händler innerhalb der SPAR-Gruppe gegeben.