IG Metall Porsches Hück bereit zur Kampf-Kandidatur
Berlin - Knapp eine Woche vor dem außerordentlichen Gewerkschaftstag der IG Metall ist der Streit zwischen den beiden Fronten innerhalb der Gewerkschaft wieder ausgebrochen.
Der Betriebsratschef von Porsche, Uwe Hück, wirft Gewerkschaftschef Jürgen Peters vor, sich nicht an Absprachen gehalten zu haben. Der Bezirksleiter der IG Metall in Berlin, Brandenburg und Sachsen, Hasso Düvel, lehnt nach wie vor einen Rücktritt am kommenden Wochenende ab. Unterdessen fordert der designierte IG-Metall-Vize Berthold Huber einen Richtungswechsel der Gewerkschaft.
Hück: "Bei genügend Rückhalt trete ich an"
Porsche-Betriebsratschef Hück erwägt, am kommenden Wochenende gegen den amtierenden Vorsitzenden Peters zu kandidieren. Seine Überlegungen seien "ernsthaft", sagte er in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "DER SPIEGEL" (Erscheinungstermin: Montag). "Wenn ich genügend Rückhalt für eine Kandidatur bekomme, dann trete ich an." Der 41-Jährige kritisierte, dass in den vergangenen Wochen einige Delegierte aus dem Peters-Lager als Kandidaten für den geschäftsführenden Vorstand ins Gespräch gebracht worden sind. Bis zum kommenden Mittwoch werde er über die eigene Kandidatur entscheiden.
"Die Führungsgremien der Gewerkschaft haben klare Absprachen darüber getroffen, wie der künftige IG-Metall-Vorstand zusammengesetzt sein soll", sagte er.
An diese Übereinkunft wolle sich das Peters-Lager nun offensichtlich nicht mehr halten. "Das ist ein schlimmer und bösartiger Affront, der das Personalchaos in unserer Organisation noch verlängern und verschärfen wird", kritisierte der Gewerkschafter.
Der baden-württembergische Bezirksleiter Berthold Huber, der zum Ersten Stellvertreter von Peters gewählt werden soll, bemühte sich am Wochenende darum, die Wogen wieder zu glätten. Sein Sprecher Frank Stroh sagte in Stuttgart zu der möglichen Kampfkandidatur Hücks: "Das ist mit Huber nicht abgesprochen." Stroh forderte ein Ende der neu aufgeflammten Personaldiskussion.
Düvel fordert Aufarbeitung des Ost-Streik-Debakels
IG-Metall-Bezirksleiter Düvel lehnte einen Rücktritt wegen des gescheiterten Arbeitskampfes um die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland erneut ab. "Erst einmal müssen wir den Streik aufarbeiten", sagte Düvel dem Nachrichtenmagazin "Focus" (Erscheinungstermin: Montag).
Was geschehen sei, wüssten nur die Beteiligten - und dazu gehöre er. "Deshalb habe ich nicht vor, zurückzutreten", betonte der Gewerkschafter. Als Ursache für die Streikpleite im Juni nannte Düvel unter anderem "interne Kommunikationsschwächen". Außerdem habe es die Gewerkschaftsspitze nicht geschafft, "dass unser Arbeitskampf zur Herzenssache der ganzen IG Metall wurde".
Huber: "Nicht nur blind den Status Quo verteidigen"
Unterdessen fordert der designierte IG-Metall-Vize Berthold Huber einen "Richtungswechsel" der Gewerkschaft. Die Beschäftigten müssten bei den anstehenden sozialpolitischen Reformen zwar vor "bloßen Abbaumaßnahmen" geschützt werden, sagte Huber der "Welt am Sonntag". "Es kann aber nicht darum gehen, nur blind den Status quo zu verteidigen", betonte der Gewerkschafter. An diesem Punkt müssten die Gewerkschaften umdenken.
Am nächsten Wochenende soll Huber, der derzeit noch als Bezirksleiter der Gewerkschaft in Baden-Württemberg amtiert, zum IG-Metall-Vize gewählt werden. Der Erste Vorsitzende Peters wird dem traditionellen Flügel der Gewerkschaft zugeordnet.
Vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall kamen im Vorfeld des Gewerkschaftstages warnende Töne. Produktion und Auftragseingänge der Branche befänden sich derzeit wieder auf Talfahrt, sagte Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Hans Werner Busch der "Berliner Zeitung" (Samstagausgabe). Deshalb werde sich auch der Stellenabbau verstärken.
Von Marlies Moser, ddp/vwd