Nach dem vernichtenden Kassensturz räumt Vorstandschef Claassen im Beteiligungsportfolio des angeschlagenen Energiekonzerns auf - kräftig unterstützt vom unlängst engagierten Troubleshooter Kajo Neukirchen. Eine der ersten Maßnahmen: Yello-Chef Michael Zerr wurde mit sofortiger Wirkung beurlaubt.
Karlsruhe - Die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW), will ihre Beteiligungen weitgehend noch dieses Jahr um 143 Gesellschaften reduzieren. Dies solle durch Verschmelzungen, Integrationen, Auflösungen und Verkäufe geschehen, teilte der Konzern am Mittwoch mit.
Im Beteiligungsportfolio befinden sich nach Unternehmensangaben derzeit 395 Gesellschaften. Davon sollen 299 konsolidiert werden. EnBW will sich nach eigener Darstellung auf das Kerngeschäft konzentrieren. Das sind Energie und energienahe Dienstleistungen.
Kurzfristig nicht sanierungsfähige Verlustbringer würden
eliminiert, Gesellschaften mit besonderem Synergiepotential zusammen gelegt. Vom Verkauf ist insbesondere der Salamander-Teilkonzern betroffen, was bereits seit längerem bekannt ist. Er wird von Garant Schuh übernommen.
Alle Tochtergesellschaften sollen überprüft werden
EnBW-Vorstandschef Utz Claassen nannte es "richtig und wichtig", rasch diese Beschlüsse getroffen zu haben. Dies schulde man den Aktionären wie den Beschäftigten. Jedes weitere Abwarten an dieser Stelle wäre nach seinen Worten unökonomisch, unvertretbar und unsozial gewesen. Im nächsten Schritt will EnBW alle Tochtergesellschaften überprüfen, die unter den Kapitalrendite-Zielen
des Konzerns liegen.
Bei seinem defizitären Müllverbrennungs-Tochterunternehmen Thermoselect Südwest hat EnBW unterdessen eine neue Geschäftsführung eingesetzt. Nach dem Ausscheiden des bisherigen Chefs Bernd Hüvel leitet jetzt Hans Karl Mucha das Unternehmen.
Mucha soll ab 1. August zusammen mit dem neuen Leiter des kaufmännischen Bereichs, Martin Appel, die Wirtschaftlichkeit der Karlsruher Anlage verbessern. Scheitert das Vorhaben, dann droht dem einstigen Prestigeprojekt das Aus.
Yello-Geschäftsführer Michael Zerr wurde beurlaubt
Am Donnerstag-Morgen war eine weitere Personalie aus dem Energiekonzern zu erfahren. Die EnBW hat den Geschäftsführer des Kölner Billigstromanbieters Yello, Michael Zerr, "wegen unterschiedlichen Auffassungen zur strategischen Vertriebsausrichtung" mit sofortiger Wirkung beurlaubt.
Zur Begründung hieß es aus dem Unternehmen, es seien Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Geschäftsführer und dem neuen EnBW-Vorstand für Marketing und Vertrieb, Detlef Schmidt, deutlich geworden. Die Beurlaubung Zerrs gelte solange, bis "eine andere geeignete Aufgabe im Konzern gefunden" worden sei. Die EnBW-Tochter Yello habe Verluste im hohen dreistelligen Millionen-Bereich angehäuft.
Vor wenigen Wochen hatte der EnBW-Vorstandsvorsitzende Utz Claassen dem Billigstromanbieter eine Frist bis längstens Ende 2005 eingeräumt, um zu positiven Ergebnissen zu gelangen. Die geeigneten strukturellen und personellen Maßnahmen werde Schmidt einleiten, hieß es in der
Pressemitteilung weiter.