Guido W. Zahn, Chef der Düsseldorfer A & O Spedition, findet, dass die Autobahnabgabe auch positive Seiten hat. Im Interview mit manager-magazin.de sagt er, warum das so ist.
Selbst Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe gesteht inzwischen ein, dass zum Maut-Start die Technik noch nicht steht. Was läuft da falsch?
Zahn: So einiges. Die Maut-Einführung und die Verwaltung sind schlecht vorbereitet, und es wäre eigentlich völlig unakzeptabel, wenn der Start nicht verschoben würde. Allerdings glaube ich, dass sich selbst im Falle einer Verschiebung - um ein halbes Jahr etwa - kaum etwas ändern würde.
mm.de: Warum?
Zahn: Die Technik, auf die gesetzt wird - also GPS-gesteuerte Bordcomputer - ist doch schon jetzt veraltet: viel zu kompliziert und aufwändig. Und auch in sechs Monaten werden nicht alle Lkw mit dem System ausgerüstet sein.
mm.de: Stolpe fürchtet zudem, dass die Spediteure wegen der Maut demnächst auf die Bundesstraßen ausweichen könnten, und droht, auch diese Strecken gebührenpflichtig zu machen. Verstopfen Lkw dennoch demnächst die Landstraßen?
Zahn: Eher nicht. Denn prinzipiell vertragen die Warenläufe keine längeren Wege mehr. Das wäre aber beim Ausweichen auf Bundesstraßen der Fall. Deshalb glaube ich kaum, dass viele Kollegen diese so genannte Alternative nutzen werden.
Zahn: Was uns betrifft, wir werden natürlich zahlen. Genauso wie wir eine Mehrwertsteuer zahlen, denn die Maut ist ja nichts anderes als eine Steuer. Letztlich bleibt die Zeche wieder am Verbraucher hängen.
mm.de: Sie werden also die Mehrkosten an die Kunden und Verbraucher weitergeben? Nicht alle ihrer Kollegen wollen so verfahren.
Zahn: Das könnte sich als einer der wenigen Vorteile der Maut herausstellen: Diejenigen Spediteure, die mit Kampfpreisen kommen, also versuchen, ohne die Weitergabe der Gebühren Kunden zu ködern, werden am Ende aufgeben müssen. So gesehen wird die Maut sicher die Spreu vom Weizen trennen - was nicht unbedingt schlecht sein muss, denn eigentlich gibt es ohnehin schon zu viele Spediteure.
mm.de: In Frankreich und Italien gibt es die Lkw-Maut schon seit Jahrzehnten. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, gleich eine EU-weite Autobahnabgabe einzuführen?
Zahn: Wäre es. Und die wird auch kommen, in fünf Jahre vielleicht. Und dann müssen alle Lkw wieder mit neuen Erfassungssystemen ausgestattet werden. Dann geht das Chaos von vorne los. Was uns also am 1. September erwartet, hätten wir uns auch sparen können.