Norisbank Verkauf an DZ Bank perfekt
München/Frankfurt - Die HypoVereinsbank (HVB) kommt bei der Stärkung ihrer angeschlagenen Kapitalbasis weiter voran. Nach dem Börsengang der österreichischen Tochter Bank Austria verkauft die zweitgrößte deutsche Bank nun die Nürnberger Norisbank an das genossenschaftliche Spitzeninstitut DZ Bank und beschafft sich damit frisches Kapital.
Der Verkauf bringe 447 Millionen Euro ein, teilte die HVB am Mittwoch in Frankfurt mit. In dieser Summe seien die Gewinne der Norisbank für die ersten neun Monate 2003 enthalten. Wie viel die DZ Bank tatsächlich zahlt, wurde nicht genannt. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass sie knapp 400 Millionen Euro zahlt.
Vorbehaltlich der Zustimmung der Gremien und zuständigen Behörden könne der Ratenkredit-Spezialist mit Wirkung zum 30. September auf den neuen Eigentümer übergehen, hieß es weiter. "Mit dem Verkauf der Norisbank kommen wir unserem Ziel, bis Jahresende eine Kernkapitalquote von bis zu sieben Prozent zu erreichen, ein weiteres Stück näher", sagte HVB-Vorstandssprecher Dieter Rampl.
Verkaufspreis ist höher als erwartet
Für die HVB fiel der Geldsegen größer aus als erhofft. Der Verkauf bringt der HVB nach Einschätzung des Bankhauses Merck Finck & Co. einen Nettogewinn von rund 250 Millionen Euro. 1997 hatte die HVB die Norisbank von Quelle übernommen. Derzeit arbeiten 1100 Mitarbeiter für das Institut, das rund 500 000 Kunden betreut.
"Die Verbindung von Genossenschaftsbanken und Norisbank ist ein absolut überzeugendes Geschäftsmodell", betonte der Vorstandsvorsitzende der DZ Bank, Ulrich Brixner. Die DZ Bank sieht vor allem die Chance auf ein florierendes Geschäft mit privaten Darlehen.
Das Neugeschäft mit Ratenkrediten soll sich in Deutschland insgesamt in den nächsten vier bis fünf Jahren vervierfachen, wird geschätzt. Angesichts der andauernden Konsumflaute werden diese Prognosen jedoch als sehr optimistisch eingeschätzt.
Risiken für die DZ Bank
Allerdings warnen Beobachter vor den Risiken des Deals für die DZ Bank: Durch die Übernahme der Norisbank erhöhe sich die Gefahr konjunkturbedingter Darlehensausfälle. Im vergangenen Jahr hatte die DZ Bank erheblich mit faulen Krediten zu kämpfen, die Risikovorsorge des Konzerns kletterte auf ein Rekordniveau von 1,52 Milliarden Euro.
2002 hatte sich bei der DZ Bank der Verlust vor Steuern auf 872 Millionen Euro verzehnfacht, nur eine kräftige Steuerrückzahlung rettete unterm Strich vor einem Jahresverlust. Im laufenden Jahr droht erneut ein operativer Verlust.
Das genossenschaftliche Spitzeninstitut wird zudem die Vorbehalte ihrer Anteilseigner und Kunden - die Volks- und Raiffeisenbanken - ausräumen müssen. Denn die Norisbank mit ihren 100 Filialen ist unmittelbarer Konkurrent der Genossen. Es gebe keine Überschneidungen bei den Produktangeboten, betonte Brixner dagegen.
Vier Rivalen aus dem Feld geschlagen
Das Frankfurter Institut setzte sich gegen vier Mitbewerber um die Norisbank durch. Auch die Postbank, die Royal Bank of Scotland, die britische HSBC und die französische BNP Paribas, die bereits den Nürnberger Online-Broker Consors übernommen hatte, hatten mit der HVB verhandelt. Offenbar hatten die Genossen das höchste Gebot abgegeben.
Die HVB will ihre dünne Eigenkapitaldecke mit einer Reihe von Maßnahmen stärken. Der Konzern benötigt laut früheren Angaben 1,6 Milliarden Euro. Der Börsengang der Tochter Bank Austria hatte rund 960 Millionen Euro in die Kasse gespült. Bisher ist offen, ob die HVB die Mehrzuteilungsoption nutzt, mit der der Erlös auf 1,1 Milliarden Euro steigen könnte. Zur Disposition steht auch ein Aktienpaket der HVB in Höhe von 59,9 Prozent an der Dortmunder Brau und Brunnen. Die Verkaufsgespräche dazu sollen in den kommenden Wochen beginnen.
Christine Schultze und Silke Stoltenberg, dpa
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