BMW Beim 3er stehen alle Räder still
München - Bedingt durch den Ausstand beim Getriebezulieferer ZF Brandenburg wird BMW nach eigenen Angaben die Produktion in den Werken in München und Regensburg stoppen. In den betroffenen Fabriken baut der Konzern die 3er Reihe.
Zudem werde auch das Werk in Dingolfing betroffen sein, allerdings nur eingeschränkt, da lediglich in Teilen des dortigen Produktprogramms Bauteile von ZF verwendet werden. Auch die Komponentenfertigung in Landshut sowie die Motorenproduktion in Steyr muss teilweise unterbrochen werden.
In allen fünf Werken können somit ab Montag mehrere tausend Mitarbeiter die Arbeit nicht aufnehmen. Die Dauer der Produktionsunterbrechungen hängt nach Mitteilung des Unternehmens von der Streiksituation in Berlin/Brandenburg ab und sei daher noch nicht abzusehen.
BMW-Personalvorstand Ernst Baumann übte harsche Kritik an dem Ausstand. Das Ziel des Unternehmens sei es gewesen, in den neuen Bundesländern "durch unser Engagement so viele Arbeitsplätze wie möglich zu schaffen". "Diese Absicht werden wir unter den gegebenen Voraussetzungen noch einmal überprüfen müssen", kündigte Baumann an.
Die finanziellen Folgen sind noch offen
Erst im Mai hatte BMW in Leipzig genau ein Jahr nach dem ersten Spatenstich Richtfest für das neue Werk gefeiert. 1,3 Milliarden Euro investiert der Konzern in den Neubau. Die Serienproduktion für die 3er-Reihe soll dort im Frühjahr 2005 beginnen. Etwa 5000 Arbeitsplätze sollen in dem Werk selbst entstehen.
Die möglichen finanziellen Folgen des Produktionsstopps in den beiden Werken kann BMW noch nicht beziffern. Die Kosten seien noch nicht absehbar, BMW werde diese aber "zu gegebener Zeit" veröffentlichen, sagte eine Unternehmenssprecherin.
Zur Länge der Produktionseinschränkung konnte der Autobauer ebenfalls keine Angaben machen. "Wir haben noch kein Worst-Case-Szenario", hieß es. Der Streikaufruf habe am Dienstagmorgen um sechs Uhr begonnen und laufe bis Samstagmorgen drei Uhr. Er könne aber noch ausgeweitet werden, fügte die Sprecherin hinzu. So hänge die Dauer des Produktionsausfalls von der Streiksituation in den betroffenen Regionen ab.
Mitarbeiter sollen zu Hause bleiben
Der Konzern habe die gut 20.000 betroffenen Mitarbeiter bereits am Dienstag schriftlich informiert. "Wir haben ihnen gesagt, dass sie ab Montag für ein paar Tage zu Hause bleiben sollen", so die Sprecherin. BMW werde zudem für seine Mitarbeiter Kurzarbeit beantragen.
In München werden nach Unternehmensangaben täglich 800 Fahrzeuge der BMW 3er-Reihe vom Typ Limousine und Compact produziert. Regensburg fertigt etwa 850 Fahrzeuge der 3er-Modelle Touring, Coupé und Cabrio. In Dingolfing werden nach BMW-Berechnungen etwa 150 Wagen der Gesamttagesproduktion von 1250 Fahrzeugen betroffen sein.
Auch Audi leidet unter den Arbeitsniederlegungen. Wie die VW-Tochter mitteilte, wird durch den Arbeitskampf im Osten sowohl die Herstellung des A4 in Ingolstadt mit 1300 Fahrzeugen täglich und des A8 in Neckarsulm mit 110 Einheiten gestoppt. Die Produktion des A6, des A3 und des TT-Roadsters sei hingegen zunächst nicht betroffen. Wie BMW will auch Audi für Teile der Belegschaft Kurzarbeit beantragen.
Gezielte Streiks
Beim Streik der IG Metall zur Durchsetzung der 35-Stunden-Woche in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie versucht die Gewerkschaft gezielt, ähnlich wie in der Tarifrunde des vergangenen Jahres mit relativ geringem Einsatz die Autoproduktion auch in den westlichen Bundesländern schmerzhaft zu treffen.
"Wir fahren ein Streikkonzept, bei dem wir mit gebremstem Schaum sichtbar machen, dass es erhebliche Auswirkungen haben kann", sagte IG-Metall-Vizechef Jürgen Peters der "Stuttgarter Zeitung".