WestLB Sengeras Stuhl wackelt
Frankfurt - Um den Vorstandsvorsitzenden der WestLB, Jürgen Sengera, und seinen Posten mehren sich die Spekulationen. Voraussichtlich an diesem Mittwoch werde die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ihre Erkenntnisse aus der Prüfung des WestLB-Geschäfts mit der britischen Leasingfirma Boxclever bekannt geben, schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Einem Bericht des "Focus" zufolge erkennt das BaFin mit Blick auf Kreditvergaben der WestLB schwere Versäumnisse von Sengera.
Sengera ließ Kreditausschuss offenbar in Unkenntnis
Demnach soll der WestLB-Vorstand bei Krediten unter anderem den eigenen Kreditausschuss in Unkenntnis darüber gelassen haben, dass die Londoner Bankerin Robin Saunders WestLB-Kredite an Firmen vergeben habe, an denen sie selbst beteiligt gewesen sei. Die WestLB hatte auf die Kreditgeschäfte der Bank in London unter Federführung von Saunders hohe Abschreibungen vornehmen müssen.
Nicht genug - nach jüngsten Berichten drohten angeblich weitere Wertberichtigungen in bis zu dreistelliger Millionenhöhe durch die WestLB-eigene Flugzeugleasing-Gesellschaft Boullioun Aviation in den USA. Ein Sprecher der Bank hatte dies allerdings gegenüber manager-magazin.de dementiert.
Wie das Magazin weiter unter Berufung auf WestLB-Eigentümerkreise berichtet, sei bei dem Treffen des WestLB-Aufsichtsrats am 2. Juli mit der Ablösung von Sengera und weiteren Vorständen zu rechnen, wenn das Gremium über die Konsequenzen aus dem BaFin-Gutachten berät. In Eigentümerkreisen werde zunächst eine Zwischenlösung nach dem "Modell Telekom" favorisiert. So solle Aufsichtsratschef Bernd Lüthje vorübergehend an die WestLB-Spitze rücken.
BaFin-Bericht für Sengera wenig schmeichelhaft
Die "Süddeutsche Zeitung" schreibt, aus dem Umfeld der nordrhein-westfälischen Landesregierung sei zu hören, dass der BaFin-Bericht wenig schmeichelhaft für die WestLB ausfallen werde.
Sollte sich dies bewahrheiten, so heiße es, sei nicht nur Saunders, die den Boxclever-Deal eingefädelt hatte, nicht mehr zu halten. Auch im Vorstand würden Stühle wackeln, darunter der von Sengera. Das Land NRW besitzt 43 Prozent an der WestLB.
Unterdessen berichtet "Der Spiegel", NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück habe Sengera in einem Telefonat den Rücken gestärkt. Bereits vor einigen Tagen habe Steinbrück dem WestLB-Chef zugesichert, dass er entgegen anders lautender Berichte keinen Nachfolger für ihn suche.
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