Konjunktur Die Rezession ist da
Berlin - Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat in seinem Konjunkturbarometer zum zweiten Mal in Folge einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts errechnet. Damit steckt die deutsche Wirtschaft in der Rezession.
Für das zweite Quartal 2003 ermittelte das DIW in seinem aktuellen Konjunkturbarometer am Donnerstag einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,1 Prozent. "Im technischen Sinne können wir damit von einer Rezession sprechen", sagte der DIW-Konjunkturexperte Andreas Cors.
Von einer Rezession ist unter Ökonomen die Rede, wenn die Wirtschaftsleistung in zwei Quartalen nacheinander schrumpft. Im letzten Quartal 2002 war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Drei-Monats-Vergleich unverändert geblieben, im ersten Quartal 2003 dann um 0,2 Prozent zurückgegangen.
EZB halbiert Erwartungen
Das DIW ist das erste große Forschungsinstitut, das Zahlen für die wirtschaftliche Gesamtentwicklung im zweiten Quartal veröffentlicht. Es stützt sich auf Indikatoren wie Produktion und Umsatz in wichtigen Bereichen der Wirtschaft.
Ab wann mit einer Besserung der Situation zu rechnen ist, darüber machten die Wirtschaftsexperten keine Aussage. Offenbar ist damit aber so bald nicht zu rechnen, denn zumindest aus dem Euroraum werden auf absehbare Zeit kaum Impulse zu erwarten sein.
So senkte die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrem Monatsbericht für den Monat Juni ihre Schätzung für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes für die Eurozone im Jahr 2003 auf weniger als die Hälfte. Der gestiegene Wechselkurs des Euro und die zuletzt schwachen Konjunkturdaten hätten zu dieser Revision dieser Prognose geführt, teilte EZB-Chef Wim Duisenberg mit.
Euro-Wechselkurs problematisch
Er erwarte lediglich noch ein Wirtschaftswachstum von 0,4 bis 1,0 Prozent im laufenden Jahr. Noch im Dezember hatten die Währungshüter ein Wirtschaftswachstum zwischen 1,1 bis 2,1 Prozent veranschlagt. Im Jahr 2004 werde das BIP-Wachstum dann auf 1,1 bis 2,1 Prozent steigen.
Zuvor hatte die Notenbank für das kommende Jahr noch ein Wachstum von 1,9 bis 2,9 Prozent erwartet. Die EZB hatte ihre jüngste Leitzinssenkung von 2,50 auf 2,00 Prozent mit den verbesserten Aussichten für Preisstabilität und den schwachen Wachstumsaussichten begründet.
Der erwartete Euro-Wechselkurs werde zu geringeren Ausfuhren in Drittländer führen. Dies lasse auch auf ein schwächeres Investitionswachstum schließen. Zum anderen seien die jüngsten Konjunkturdaten schwächer als noch im Dezember erwartet ausgefallen.
Auch nach dem Ende des Irakkrieges gebe es weiter Belastungen für die Weltwirtschaft und die Konjunktur in der Eurozone, begründete die EZB ihre pessimistischere Konjunktureinschätzung. Als Risiken für eine Erholung nannte Duisenberg die Lungenkrankheit Sars, das hohe Leistungsbilanzdefizit in den USA und die Auswirkungen des Arbeitsplatzabbaus auf das Konsumklima.
Die Prognosen werden von Experten der EZB und der nationalen Zentralbank erstellt. Sie gehen in die zweimal jährlich vom EZB-Rat vorgenommene Beurteilung der wirtschaftlichen Lage ein.
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