Heineken Holländer brauen Bier-Allianz
Wien - Die Niederländer wollen vom wachsenden Bierdurst der Osteuropäer profitieren - und gehen dabei den Umweg über die Alpen: Heineken übernimmt die Mehrheit an der börsennotierten Brau Beteiligungs AG (BBAG), dem Biermarktführer in Österreich.
Zur BBAG gehört wiederum die Brau Union, die ihre Biermarken wie Zipfer, Gösser und Kaiser auch in Osteuropa verkauft, unter anderem in Tschechien, Ungarn, Polen und Rumänien. Heineken beabsichtige, in einem öffentlichen Übernahmeangebot für Aktien der BBAG und Brau Union den Minderheitsaktionären 124,00 Euro pro BBAG-Stammaktie und 127,27 EUR pro Brau-Union-Stammaktie zu zahlen, wie aus einer Pflicht-Mitteilung der BBAG vom Freitag hervorgeht.
Börsianer finden den Pries offenbar zu hoch. Die Titel von Heineken fielen am Freitag deutlich. Bis zum Mittag verloren die Papiere 2,77 Prozent auf 32,35 Euro, während der niederländische Aex-Index 1,98 Prozent auf 277,02 Zähler abgab. Die Titel der BBAG und ihrer Tochter Brau Union (BU) legten dagegen kräftig zu. BBAG kletterten um 29,2 Prozent auf 119,50 Euro und die Aktien der Brau Union verteuerten sich um 38,64 Prozent auf 122,00 Euro.
Expansionziel Zentraleuropa
Heineken zahlt für die Übernahme 1,9 Milliarden Euro. Bereits im Jahr 2002 hatte der Konzern 1,2 Milliarden für den Kauf mehrerer kleinerer Brauereien ausgegeben. Heineken will auch seine eigenen Brauaktivitäten in Zentraleuropa künftig unter Namen Brau Union führen, die Unternehmenszentrale für Zentraleuropa werde in Österreich etabliert.
Die gemeinsame Gruppe sei in sechs Ländern Marktführer und klar die Nummer Eins in Zentraleuropa, hieß es in einer Unternehmensmitteilung. Damit würde Heineken dem weltgrößten Bierkonzern SABMiller zumindest in Mitteleuropa den Rang ablaufen.
BBAG-Chef Karl Büche wird in den Heineken-Vorstand berufen und dort verantwortlich für die gesamten Aktivitäten der Heineken-Gruppe in Zentraleuropa. Die österreichische Holding hatte sich schon seit längeren nach einem Partner umgesehen, weil der Konzentrationsprozess auf dem Biermarkt die kleineren Anbieter zunehmend in die Defensive drängt.
Analysten: Übernahmepreis für BBAG und BU attraktiv
Die Analysten der Investmentbank Citigroup Smith Barney werteten die Übernahme aus strategischer Sicht positiv und halten den gebotenen Kaufpreis für angemessen. Nach der Übernahme dominiere Heineken den zentraleuropäischen Biermarkt, weshalb die Übernahmen unter dem Strich die beste Akquisition innerhalb der vergangenen 18 Monate sei.
Bank Austria Creditanstalt-Analyst Peter Bauernfried bezeichneten den Übernahmepreis unter dessen als "attraktiv" und riet allen BBAG- und Brau Union-Aktionären das Angebot anzunehmen. "Das ist ein wesentlich größerer Aufschlag als bei den anderen Übernahmen am Markt geboten wurde", sagte er.
Den noch vergleichsweise deutlichen Kursabschlag im Vergleich zum gebotenen Kaufpreis führten österreichische Händler auf die bislang unklaren Übernahmedetails zurück. "Der Zeitpunkt der Zahlung und die noch ausstehende Genehmigung der EU-Wettbewerbsbehörde bringen noch Unsicherheit rein", sagte ein Marktteilnehmer.