Finanzplatz Kanzlerrunde mit Spitzenbankern
Düsseldorf/Berlin Nachdem bereits gestern durchgesickert war, dass sich Bundeskanzler Gerhard Schröder am Sonntagabend in Berlin mit den Spitzen der deutschen Finanzwirtschaft getroffen hatte, werden die dort ersonnenen Pläne nun detaillierter. Wie das "Handelsblatt" in seiner Freitagausgabe schreibt, soll der angeschlagene Finanzsektor durch eine konzertierte Aktion gestärkt werden.
Dabei gehe es zum einem um die "unkalkulierbaren" Risiken eines Irakkriegs oder von Terroranschlägen und zum anderen um die Anfälligkeit einzelner Banken, schreibt die Zeitung unter Berufung auf hochrangige Bankmanager und regierungsnahe Kreise. Das Konzept solle laufend der Entwicklung an den Märkten und der geopolitischen Lage angepasst werden.
Die Zeitung berichtet weiter, dass zu den vorgesehenen Maßnahmen die Einrichtung von Notfallrechenzentren in Banken, die Aufstellung von Kommunikationsplänen sowie Vorkehrungen für die Aufrechterhaltung der Liquidität gehörten. Mit Blick auf den starken Druck auf das internationale Finanzsystem unmittelbar nach den Attentaten vom 11. September 2001 hieß es in den Kreisen, damals sei niemand wirklich vorbereitet gewesen.
Warum fehlte Commerzbank-Chef Müller?
Zur Kanzlerrunde waren folgende Manager geladen: Henning Schulte-Noelle (Allianz), Josef Ackermann (Deutsche Bank), Hans-Jürgen Schinzler (Münchener Rück), Dieter Rampl (HypoVereinsbank), Bernd Fahrholz (Dresdner Bank), Hans-Jürgen Sengera (WestLB), Ulrich Brixner (DZ Bank) und Hans W. Reich (Kreditanstalt für Wiederaufbau).
Regierungschef Schröder hatte seine beiden Minister Wolfgang Clement und Hans Eichel im Schlepptau. Zusätzlich nahm als Kanzler-Intimus der Unternehmensberater Roland Berger am Tisch Platz.
Warum von den Topbankern nur Klaus-Peter Müller, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank, fehlte, löste einige Spekulationen in der Bankenszene aus. Einige Beobachter vermuten einen Rüffel des Kanzlers in Richtung Müller, weil dieser während des Wahlkampfes 2002 keinen Hehl aus seinen Sympathien für CSU-Chef Edmund Stoiber gemacht hatte.
Die Düpierung Müllers ist umso größer, da gerade die Attacken auf die Commerzbank in den vergangenen Monaten ein Auslöser für die Gespräche der Regierung mit der Finanzelite gewesen sind.
Die Bundesbank spielt das Treffen herunter
Bereits am Donnerstag hatte die Bundesbank, die nicht eingeladen war, versucht, den Stellenwert des Treffens herunterzuspielen. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte Bundesbank-Präsidiumsmitglied Edgar Meister: "Es wird sich hier wohl in erster Linie um ein Informationsgespräch gehandelt haben." Es gebe zumindest von der Regierung "keinen Auftrag an die Bundesbank für eine konkrete Notfallplanung".
Meister betonte, die Diskussion über den Bankensektor stehe nicht im Zusammenhang mit der zurzeit stattfindenden Beurteilung des deutschen Finanzsystems durch Vertreter des Internationalen Währungsfonds (IWF). "Die ersten Gespräche von Bundesbank, Finanzministerium und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mit den Vertretern des IWF sind in guter Atmosphäre gelaufen. Der IWF hat sich zufrieden mit den bereitgestellten Informationen gezeigt", sagte Meister.
Der IWF hatte 1999 damit begonnen, die Finanzsysteme aller Mitgliedsländer auf freiwilliger Basis zu beurteilen. "Der IWF verschafft sich dabei einen Überblick über das Risikomanagement der Institute, die Stabilität des gesamten Systems und natürlich auch über die Struktur der Banken- und Finanzaufsicht", erläuterte Meister. Mit einem Abschlussbericht des IWF zu Deutschland sei nicht vor Juni zu rechnen. Der IWF hat mittlerweile 60 Länder geprüft, darunter auch schon andere Industrieländer wie die Schweiz, Kanada oder Großbritannien.
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