Die Abwehrfront der Gewerkschaften bröckelt. Als erster hochrangiger Arbeitnehmervertreter hat sich der Verdi-Vorsitzende Frank Bsirske zu Gesprächen über eine Reform des Kündigungsschutzes bereit erklärt.
Düsseldorf/Berlin Es gebe eine Diskussion über die Wirkungen der Sozialauswahl bei betriebsbedingten Kündigungen, die von den Gewerkschaften mitgestaltet werden solle, sagte Bsirske dem "Handelsblatt".
Bei dem geplanten Treffen von Gewerkschaften und Wirtschaftsverbänden mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) am 3. März könne demnach auch über den Kündigungsschutz gesprochen werden.
"Es muss darüber nachgedacht werden, inwieweit hier dem Gesichtspunkt einer ausgewogenen Altersstruktur der betroffenen Unternehmen Rechnung getragen werden kann", sagte Bsirske mit Blick auf eine Änderung der Sozialauswahl bei Kündigungen.
Zugleich forderte der Ver.di-Chef eine bessere Abfindungsregelung: "Wir müssen prüfen, wie mehr Arbeitnehmern der Zugang zu einer Abfindung eröffnet werden kann, wenn ihnen gekündigt wird."
Wirtschaftsvertreter bemängeln an der bisher gültigen Sozialauswahl, dass sich Unternehmen in der Krise zuerst von jungen Leistungsträgern trennen müssten. Bislang hatten die Gewerkschaften Pläne von Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) zur Lockerung des Kündigungsschutzes massiv kritisiert.