Corporate Governance "Erhebliche Aufklärungsarbeit geleistet"
Düsseldorf Als die Corporate-Governance-Kommission unter Leitung des ThyssenKrupp-Aufsichtsratsvorsitzenden Gerhard Cromme vor knapp einem Jahr ihre Vorschläge zur Verbesserung der Unternehmensführung vorlegte, hatte der Vertrauensverlust der Anleger schon tiefe Spuren an den Kapitalmärkten hinterlassen.
Auch zwölf Monate später sieht es nicht viel besser aus. Erfolgreiche Attacken wie die des Finanzspekulanten Florian Homm gegen MLP oder Sixt haben erst jüngst gezeigt, wie sehr die Anleger den Bilanzen misstrauen und den Konzernlenkern alles zutrauen.
In einer in der Dienstagausgabe des "Handelsblatts" veröffentlichten Studie der Managementberatung Towers Perrin wird deutlich, dass die deutschen Konzerne daran nicht ganz schuldlos sind, da sie sich mit der Umsetzung der Kommissions-Vorschläge Zeit lassen.
Laut Towers Perrin haben nur sieben der Dax-100-Unternehmen bis jetzt alle Empfehlungen umgesetzt: Altana, Celanese, Infineon, Krones, Metro, Schering und Südzucker.
Folgende Unternehmen sind den Kromme-Tipps immerhin bis zu 80 Prozent gefolgt: AMB Generali, AVA, Beate Uhse, Drägerwerk, Rhoen-Klinikum, Sixt und Zapf Creation.
Bei den über die obligatorischen Empfehlungen hinausgehenden Anregungen hätten vor allem Henkel, Altana, Techem und DaimlerChrysler einen hohen Umsetzungsgrad erreicht.
Weiterhin Mangel an Transparenz
"Die Strategie der Kodex-Kommission, nach obligatorischen Empfehlungen und freiwillig umzusetzenden Anregungen zu unterscheiden, hat sich nicht bewährt", zieht Michael Kramasch, Managing Partner bei Towers Perrin, eine nüchterne Bilanz. Auch bei der geforderten Transparenz sieht es noch nicht gut aus. Bisher seien erst vier Unternehmen der Anregung gefolgt, die Vorstandsvergütung individuell auszuweisen.
Christian Strenger, Aufsichtsrat der Fondsgesellschaft DWS und Mitglied der Regierungskommission Corporate Governance, will das abgelaufene Jahr trotzdem nicht als ein verlorenes bezeichnen. "Der Kodex hat bereits erhebliche Aufklärungsarbeit geleistet", sagte Strenger dem "Handelsblatt". Außerdem sei Deutschland im internationalen Vergleich in das "obere Drittel" gerutscht.
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