Mannesmann-Affäre Fehler ja, Rücktritt nein
Düsseldorf - Der IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel lehnt einen Rücktritt aufgrund der Mannesmann-Affäre ab.
Zwickel hatte wie der heutige Deutsche-Bank-Vorstandschef Josef Ackermann und der damalige Mannesmann-Vorstandschef Klaus Esser exorbitant hohe Abfindungszahlungen bei der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone mitzuveranworten. Gegen die Genannten und drei weitere Beteiligte hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf Anklage erhoben.
Ackermann und Esser ("Ich habe mich höchst korrekt verhalten") hatten bereits in den vergangenen Tagen einen Rücktritt aufgrund der Affäre ausgeschlossen. Auch Zwickel sagte jetzt gegenüber der "Bild": "Dazu gibt es keinerlei Veranlassung, da sich alle Anschuldigungen als haltlos herausstellen werden." Er sei sich sehr sicher, dass das Verfahren mit einem Freispruch für ihn enden werde.
Zwickel: "Richtiger wäre ein klares Nein gewesen"
Zwickel sagte weiter, er habe nach wie vor Rückhalt in der IG Metall. "Die Gewerkschaft steht zu ihrem Vorsitzenden. Es gab und gibt natürlich Kritik an meinem Verhalten, und das kann ich auch nachvollziehen." Schließlich habe er als Mitglied des Aufsichtsrats im Zusammenhang mit den Abfindungen für Klaus Esser und andere Top-Manager auch Fehler begangen.
"Ich habe diese Zahlungen nicht abgesegnet, sondern mich der Stimme enthalten. Richtiger wäre es gewesen, meine Ablehnung mit einem klaren Nein deutlich zu machen. Da habe ich einen Fehler begangen."
Auf die Frage, er habe ursprünglich behauptet, gar nicht an der Entscheidung für die Zahlungen beteiligt gewesen zu sein, also gelogen zu haben, sagte Zwickel: "Eine Pressemitteilung dazu hat in der Tat einen falschen Eindruck hinterlassen. Diesen Fehler habe ich zugegeben und damit deren Aussage korrigiert."
Blüm wirft Zwickel Fahnenflucht vor
Die Staatsanwälte hatten geprüft, ob die Zahlungen an Führungskräfte nach dem Kauf rechtens waren. Mit einem Volumen von mehr als 180 Milliarden Euro war diese Transaktion die teuerste Übernahme der Industriegeschichte. Allein Esser hat nach eigenen früheren Angaben dabei rund 60 Millionen DM (rund 30 Millionen Euro) kassiert. Insgesamt soll es Zahlungen von über 200 Millionen DM an mehrere Spitzenmanager gegeben haben.
Harte Worte musste sich Zwickel vom früheren Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU). Blüm, der nach eigenen Angaben seit 52 Jahren Mitglied der IG Metall ist, sagte der "Berliner Zeitung", Zwickel habe durch seine damalige Stimmenthaltung als stellvertretender Mannesmann-Aufsichtsratschef der Glaubwürdigkeit der Gewerkschaft schweren Schaden zugefügt. "Die Stimmenthaltung ist Feigheit und Fahnenflucht", kritisierte Blüm. Die Affäre sei schamlos. "Und wer sich daran beteiligt, hat Schmiere gestanden bei einem Skandal."
Ex-Mannesmann-Chef Esser: "Ein absurder Vorwurf"