VW Phaeton Lonely at the Top
Wolfsburg - Die schlechten Verkaufszahlen von Volkswagens Toppmodell Phaeton lassen sich nicht mehr schönreden: Die Planung wurde von 14.000 auf 7800 Einheiten reduziert. Nun streiten sich die VW-Vorstände, wer Schuld an dem Desaster haben könnte.
Einem Bericht des Nachrichten-Magazins DER SPIEGEL zufolge musste sich Vertriebschef Robert Büchelhofer im Aufsichtsrat schwere Vorwürfe der Arbeitnehmervertreter anhören. Sie hielten ihm vor, er habe den Vertrieb nicht ausreichend auf das Modell und das neue Kundensegment vorbereitet.
Büchelhofer wies die Kritik von sich und erklärte in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": "Dafür kann doch der Vertrieb nichts. Wir mussten mehrere Markteinführungstermine verschieben, weil einzelne Motorvarianten nicht rechtzeitig zur Verfügung standen." Unter anderem warten die Händler nach wie vor auf ein Modell mit Achtzylindermotor sowie ein Zehnzylinder-Dieselaggregat.
Damit liegt der schwarze Peter bei Entwicklungschef Martin Winterkorn und Produktionsvorstand Folker Weißgerber. Ungewöhnlich an dem Zwist ist, dass er öffentlich ausgetragen wird - ein Beleg für die angespannte Stimmung bei Volkswagen. Für das Modell Phaeton war eigens eine gläserne Fabrik in der Innenstadt von Dresden errichtet worden.
Alle Hoffnung richtet sich jetzt auf die Auslandsmärkte, auf denen der Verkauf des Spitzenmodells zeitversetzt startet. Im Sommer 2003 etwa wird der Phaeton auf dem US-Markt eingeführt.
Händler erhöhen den Druck
Nicht nur an der Phaeton-Front gärt es. Auch die VW-Händler erhöhen den Druck. Nach einem Bericht der "Automobilwoche" wächst unter den Vertriebspartnern der Widerstand gegen die neuen Händlerverträge des Volkswagen-Konzerns.
In den Kontrakten will VW demnach die Grundmarge um einen Prozentpunkt senken und der Konzernzentrale das Recht einräumen, eigene Niederlassungen zu gründen. Der Unmut ist so groß, dass der VW- und Audi-Händlerverband für Mitte März zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung geladen hat.
Michael Lamlé, Vorsitzender des Händlerverbandes, wollte den Bericht gegenüber manager-magazin.de nicht kommentieren und verwies auf das anstehende Sondertreffen. Lamlé hatte bereits Ende Januar deutliche Kritik an Volkswagen geübt. Unter anderem kritisierte der Verbandschef die Modellstrategie, insbesondere beim Phaeton.