Mobilcom Schlappe für Dieter Vogel
Hamburg - Beim Mobilfunk-Anbieter Mobilcom bleibt der bisherige Vorsitzende des Aufsichtsrates, Klaus Ripken, im Amt. Im Aufsichtsratsvorsitz gebe es bis zur Hauptversammlung keine Veränderungen, teilte das Unternehmen am Montag mit.
Ripken wollte sich ursprünglich zum Jahresende aus der Position zurückziehen. Zur Wahl hatte sich Manager Dieter Vogel gestellt, der als Vermittler an der Rettung des insolvenzbedrohten Büdelsdorfer Unternehmens mitgewirkt hatte. Seine Rolle wird in dem Unternehmen jedoch kritisch gesehen.
Wie das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL berichtet, erhielt Vogel in der ersten Abstimmung des Kontrollgremiums vor wenigen Wochen nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Die Gründe für die überraschende Niederlage des Ex-Thyssen-Chefs, sagen Aufsichtsratsmitglieder, lagen nicht nur in der forsch fordernden Art, mit der Vogel nach seinen erfolgreichen Sanierungsverhandlungen mit France Telecom das Amt für sich reklamiert habe.
Für Verärgerung sorgte offenbar auch, dass der Manager der Geschäftsführung für seine wochenlange Vermittlungstätigkeit "horrende Forderungen" präsentiert habe in der Mobilcom-Zentrale ist von bis zu 8000 Euro pro Tag die Rede.
Im Gespräch mit manager-magazin.de gab sich Dieter Vogel trotz der nicht erwarteten Niederlage ziemlich gelassen. "Die jüngsten Beschlüsse des Aufsichtsrates gelten bis zur nächsten Hauptversammlung," sagte Vogel. Er wolle im Januar wieder um den Vorsitz des Kontrollorgans kandidieren.
Auf seinen Tagessatz von 8.000 Euro Honorar angesprochen, meinte Vogel: "Das kann schon sein." Er wolle aber darauf hinweisen, dass die Höhe seiner Beratungsleistung im Vorwege einvernehmlich mit dem Aufsichtsrat besprochen worden und auch auf der heutigen Sitzung ohne Widerspruch "abgesegnet" worden sei.
Grenz bleibt vorerst im Amt
Unterdessen hat der Aufsichtsrat auch den bisherigen Vorstandsvorsitzenden Thorsten Grenz bestätigt. Ob der Manager freiwillig im Amt bleibt, ist jedoch noch fraglich. Grenz sperrt sich nach Zeitungsinformationen gegen eine mögliche Einsetzung von Eckhard Spoerr als Vorstand. Sollte der Aufsichtsrat der Nominierung Spoerrs zustimmen, drohe Grenz gar mit seinem Rücktritt, berichtet das "Handelsblatt" am Montag und beruft sich dabei auf Aufsichtsratskreise.
Spoerr, Vorstandsvorsitzender der Mobilcom-Tochter Freenet, gilt als Vertrauter des Mobilcom-Gründers Gerhard Schmid. Schmid wirke persönlich auf Mobilcom-Aufsichtsräte ein, um Spoerr als Vorstand zu etablieren, lautet angeblich der Vorwurf von Grenz.
Spoerr werde möglicherweise als zusätzlicher Vorstand berufen, eventuell aber auch den stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Ulrich Kalthoff ablösen, heißt es in dem Bericht.
Laut "Financial Times Deutschland" vom Montag stehen dem Mobilcom-Aufsichtsrat auch bei der geplanten Berufung von Ulf Gänger von der Landesbank Hamburg Schwierigkeiten bevor. Aufsichtsrat Carsten Meyer wolle sich nicht wie vordem vereinbart aus dem Gremium zurückziehen. Gänger soll im Aufsichtsrat die Interessen der Gläubigerbanken vertreten.
Freenet dementiert illegale Handlungen Spoerrs
Der Internet-Anbieter Freenet hat die in der aktuellen Diskussion aufgetauchten Betrugsvorwürfe gegen Spoerr unterdessen zurückgewiesen. Der Aufsichtsrat habe nach Anschuldigungen eines früheren Mitarbeiters geprüft, ob Spoerr illegal gehandelt habe, sagte eine Unternehmenssprecherin am Montag in Hamburg gegenüber der Nachrichtenagentur DPA-AFX. "Die Vorwürfe wurden ganz klar aus der Welt geräumt."
Der frühere Leiter des Rechnungswesens bei Freenet, Marc Münch, hatte Spoerr in einem 35seitigen Schreiben der Geldwäsche, des Betrugs sowie der Veruntreuung von knapp elf Millionen Euro beschuldigt. Der Aufsichtsrat habe daraufhin eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft eingeschaltet, um die Anschuldigungen zu überprüfen, sagte die Sprecherin. Dabei habe sich herausgestellt, dass diese "nicht korrekt sind".
Mobilcom: Trouble im Aufsichtsrat