Babcock Borsig Zum schmalen Preis
Oberhausen - Die insolvente Babcock Borsig ist mit dem Verkauf ihres US-Geschäfts einen wichtigen Schritt vorangekommen, musste aber für ihren Kraftwerksausrüster Babcock Borsig Capital Corp (BBCC) einen unter den Erwartungen liegenden Preis akzeptieren.
"Es ist so, dass der Kaufpreis nur noch ein Bruchteil dessen ist, was ursprünglich einmal in Rede stand", sagte Babcock-Vorstandschef Horst Piepenburg am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Gedrückt worden sei der Preis zum einen durch den stark rückläufigen Energiemarkt in den USA, zum anderen durch die anhaltende Asbest-Diskussion dort, sagte Piepenburg weiter.
Wegen Asbest-Altlasten drohen in den USA zahlreichen Firmen Sammelklagen. Bei der BBCC sei diese Gefahr aber inzwischen gebannt, versicherte Piepenburg. Den genauen Kaufpreis, den Babcock vom Käufer, der Hudson Investment Group (HIG), für BBCC bekommt, wollte Piepenburg aber nicht nennen. Man habe auch vereinbart, dass BBCC auf mögliche Forderungen an Babcock Borsig verzichte.
Preis lag vor wenigen Monaten noch bei 225 Millionen
Für das lukrative US-Geschäft von Babcock waren im Sommer noch Preise in der Größenordnung von 225 Millionen Euro genannt worden. BBCC macht einen Jahresumsatz von rund einer Milliarde Euro.
Bei den übrigen Babcock-Beteiligungen auf der Verkaufsliste von Piepenburg steht kein Vertragsabschluss an. "Größere Brocken" wie der Aachener Maschinenbauer Schumag oder die niederländische NEM-Gruppe hätten für den Babcock-Vorstand bislang nicht die Priorität gehabt wie BBCC. Babcock und zahlreiche Tochterfirmen befinden sich seit September in Insolvenz.
Durch die Erlöse aus dem Verkauf von werthaltigen Beteiligungen erhöht sich die Quote, zu der die Gläubigerforderungen beglichen werden. Die erste Gläubigerversammlung findet am morgigen Dienstag in Oberhausen statt.
Furcht vor Sammelklagen schreckte Interessenten ab
Furcht vor Sammelklagen schreckte Interessenten ab
Das Aufkommen der Asbest-Problematik in den USA hat das zunächst rege Interesse an BBCC Piepenburg zufolge zuletzt auf zwei Kandidaten schrumpfen lassen.
Dabei habe es offenbar nichts geholfen, dass die frühere Muttergesellschaft von BBCC, Ashland Oil, alle Folgerisiken auf sich genommen und diese Risiken auch noch durch Versicherungen abgedeckt habe.
"Wir sehen das Problem (der Sammelklagen) eigentlich nicht mehr, und HIG sieht es auch nicht", sagte Piepenburg. In den USA häufen sich in letzter Zeit die Klagen gegen Asbest-Produzenten oder Firmen, die das Krebs erregende Material einsetzten.
Zahlreiche Unternehmen mussten schon Konkurs anmelden, weil sie die hohen Schadenersatzzahlungen nicht leisten konnten.
Wegen des Themas Asbest sei auch die Investmentgesellschaft One Equity Partners (OEP) bei BBCC abgesprungen, sagte Piepenburg. OEP hatte im Sommer von Babcock bereits die Beteiligung an der Werft HDW gekauft und damit nach Einschätzung der Branche den Untergang des Oberhausener Traditionskonzerns eingeleitet.
Von Bärbel Brockmann, Reuters