Deutsche Telekom Ricke soll Vorstandschef werden
Bonn - Kai-Uwe Ricke soll nach Medienberichten neuer Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom werden. Der paritätisch von Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Vertretern besetzte Präsidialausschuss des Aufsichtsrates habe sich auf den Manager festgelegt, berichten die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und die "Berliner Zeitung" in ihrer Samstagsausgabe. Der 41 Jahre alte Ricke ist im Telekom-Vorstand derzeit für die Geschäftsbereiche T-Mobile und T-Online zuständig.
Interims-Vorstandschef Helmut Sihler hatte jüngst die Belegschaft in einem Brief informiert: Nach Bewertung aller externen und internen Kandidaten für den Chefposten werde sich der Aufsichtsrat am 14. November mit der Personalie befassen.
Auf diesem Treffen in der kommenden Woche sollte die Nachfolge von Ex-Chef Ron Sommer geklärt werden. In einem Gespräch mit dem manager magazin äußerte sich Aufsichtsratschef Hans-Dietrich Winkhaus zuversichtlich. Er erwarte eine einvernehmliche Entscheidung.
Sollte Ricke als neuer Vorstandschef bestätigt werden, käme dies einem Offenbarungseid des Aufsichtsrats gleich. Schließlich galt Ricke schon seit dem Rücktritt von Sommer als heißer Kandidat auf das Amt. Vielen galt er jedoch als "Ziehkind" von Sommer und zudem für zu jung für das Amt. Statt sich zu einer schnellen Entscheidung durchzuringen, ließ sich die Telekom jedoch monatelang Zeit mit der Nachfolgefrage.
Zu den externen Kandidaten, die in den Medien genannt wurden, gehörten unter anderem der Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, Infineon-Chef Ulrich Schumacher und der ehemalige BDI-Chef Hans-Olaf Henkel, die aber allesamt öffentlich absagten. Als interner Konkurrent von Ricke um den Telekom-Chefposten galt Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick. Die Telekom hatte indes bislang offiziell keinen Kandidaten benannt.
Wackelt der Stuhl von Winkhaus?
Die "Berliner Zeitung" schreibt zudem, als wahrscheinlich gelte in informierten Kreisen auch ein Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrates. Der wegen der Art seiner seit Juli laufenden Nachfolgersuche in die Kritik geratene Chefkontrolleur Winkhaus solle Platz machen für Post-Chef Klaus Zumwinkel. Eine entsprechende Anfrage sei bereits an Zumwinkel gerichtet worden, berichtete das Blatt. Sollte der Post-Chef einer Berufung in das Telekom-Aufsichtsgremium kurzfristig zustimmen, könnte die Personalie ebenfalls schon kommenden Donnerstag verkündet werden, hieß es.
Im Anschluss an die Aufsichtsratssitzung am 14. November sollte der neue Vorstandsvorsitzende der Öffentlichkeit präsentiert werden. Sihler will dabei die Geschäftsergebnisse im dritten Quartal 2002 und einen Zwischenstand bei den strategischen Überlegungen vorstellen.
In einem Brief an die Telekom-Mitarbeiter stellte Sihler klar, dass die Suche nach einem jüngeren Sommer-Nachfolger nur etwa sechs Wochen gedauert habe. "Die Suche haben wir erst nach der Bundestagswahl begonnen, um die Telekom aus dem Wahlkampf herauszuhalten", betonte der 72-Jährige. Das Verfahren sei mit dem Aufsichtsrats-Präsidium und der Bundesregierung abgestimmt worden. Der Bund ist mit mehr als 40 Prozent Großaktionär der Telekom.
Der bisherige Aufsichtsrats-Vertreter und Staatssekretär des Bundesfinanzministeriums, Heribert Zitzelsberger, hat inzwischen sein Mandat niedergelegt. Er werde bei der Sitzung in der kommenden Woche von dem anderen beamteten Staatssekretär des Ressorts, dem für Haushaltsfragen zuständigen Manfred Overhaus, vertreten, bestätigte der Sprecher des Finanzministeriums Als ordentliches Aufsichtsratsmitglied will sich Overhaus bei der Hauptversammlung im kommenden Mai offiziell zur Wahl stellen.
Die Rickes: Wie der Vater, so der Sohn Deutsche Telekom: Kindervater geht Deutsche Telekom: Rigider Sparkurs verordnet T-Aktie: Chronik des Niedergangs