Eon/Ruhrgas "Die Lage ist kritisch"
Oslo - Als "sehr kritisch" sieht Ruhrgas-Chef Burckhard Bergmann die neuen Auflagen des Wirtschaftsministeriums für die Übernahme des Essener Unternehmens durch den Energiekonzern Eon an.
"Wir wissen nicht, wie das ausgehen wird", sagte Bergmann am Wochenende am Rande eines Festempfangs zum 25-jährigen Bestehen der norwegischen Gaslieferverträge in Oslo. "Die Auflagen, die nun diskutiert werden, hätte ich mir vor einem Vierteljahr nicht träumen lassen." Einzelheiten wollte Bergmann nicht nennen. Er rechnet mit einer Entscheidung des Ministeriums Mitte der Woche.
Nach der Entscheidung des Oberlandesgerichts (OLG) Düsseldorf, den Vollzug der Ministererlaubnis auszusetzen, habe das Ministerium nun "sehr hohe Hürden" für die Übernahme errichtet, sagte Bergmann. "Staatssekretär Alfred Tacke ist den Forderungen des Gerichts in einem sehr hohen Maße entgegen gekommen."
Endgültiges Urteil kann Jahre auf sich warten lassen
Eine außergerichtliche Einigung mit den klagenden Fusions-Gegnern schloss Bergmann weitgehend aus. "Allerdings haben einige zu erkennen gegeben, dass sie an einer kommerziellen Lösung durchaus interessiert wären."
Von den sieben Konkurrenten Beschwerde gegen die Fusion eingelegt haben, hatten vier mit Hilfe einer Einstweiligen Verfügung bereits den Stopp des Vollzugs der Fusion erwirkt. Das eigentliche Beschwerde-Verfahren soll im Spätherbst eröffnet werden. Bis zu einem rechtskräftigen Urteil können nach Ansicht von Rechtsexperten Jahre vergehen.
Ungewissheit lähmt Ruhrgas
Die Ungewissheit über die Zukunft beschränkt Bergmann zufolge die wirtschaftliche Bewegungsfreiheit der Ruhrgas. "Wir wissen nicht, welcher Finanzrahmen uns in nächster Zeit zur Verfügung steht", sagte Bergmann. Ruhrgas müsse sich daher fragen, an wie vielen Ausschreibungen für Großprojekte sich das Unternehmen beteiligen wolle beziehungsweise könne. Solche Investitionen lägen üblicherweise im Milliarden-Euro-Bereich.
Aktuell geht es Bergmann zufolge um die strategisch wichtige Frage, ob sich Ruhrgas an einem Projekt mit dem spanischen Versorger Union Fenosa beteiligen sollte.
Ruhrgas könnte auch in ausländische Hände gelangen
Ruhrgas allein hat nach Bergmanns Worten einen Investitionsrahmen von drei Milliarden Euro. Eon hatte im Falle einer Fusion Investitionen zwischen sechs und acht Milliarden Euro zugesichert. Der Düsseldorfer Energiekonzern will Ruhrgas damit in die erste Liga der europäischen Gasunternehmen bringen.
Sollte die Fusion der Ruhrgas mit Eon nicht zu Stande kommen, ist es Bergmann zufolge denkbar, dass Ruhrgas in ausländische Hände kommt. "Es ist nicht abwegig, dass sich auch Ausländer dafür interessieren", sagte er. Im Zuge der Liberalisierung des deutschen Gasmarktes haben zahlreiche Unternehmen, darunter auch der britische Ölmulti BP, ein eigenes Gasengagement in Deutschland angekündigt.